BREVIER
AUS SEINEM
GEISTIGEN LEHRWERK
Zusammengestellt und eingeleitet von
Rudolf Schott
KOBERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
Dritte Ausgabe
Nachdruck der zweiten überarbeiteten
und erweiterten Ausgabe
Erste Ausgabe im Richard Hummel Verlag Leipzig 1928
©1965 und 1987 by Kobersche Verlagsbuchhandlung AG Bern
Alle Rechte sind den Rechtsnachfolgern von Bô Yin Râ
(Joseph Anton Schneiderfranken) sowie des Herausgebers
vorbehalten
ISBN 3-85767-095-9
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Du Liebender, der du in diesem Buche Licht und Erleuch‐ OO
tung finden willst, wisse, daß Licht und Erleuchtung noch OO
keinem durch Lesen und Denken kam! Die Lehre, die ich OO
dir zu geben habe, ist Leben, Weg und Wahrheit, aber du OO
kannst sie nur empfangen, wenn du sie in dir selbst zu OO
Leben, Weg und Wahrheit werden läßt.
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Inhaltsverzeichnis Seite
ZUR DRITTEN AUSGABE 8
VORWORT 9
EINFÜHRUNG 13
DIE MAXIMEN 23
   Geist 25
   Seele 65
   Körper 83
   Ich 119
   Du 143
   Ich und Du 159
   Werk und Welt 187
   Ziel 215


Schlüssel der Buchtitel-Abkürzungen 236, 237
Nachweis der Textstellen in früheren Ausgaben 238, 239
7 Brevier
ZUR DRITTEN AUSGABE
Der aus Mainz gebürtige Kunsthistoriker, Schriftsteller und OO
Graphiker Schott ‒ der seine Werke fast ausschließlich mit OO
Rolf Schott signierte, während die Kobersche Verlagsbuch‐ OO
handlung in ihren Veröffentlichungen den von ihm ebenfalls OO
verwendeten Vornamen Rudolf gebraucht ‒ ist am 17. Januar OO
1977 verstorben. Unser Verlag ist ihm, als Kenner des Lehr‐ OO
werks von Bô Yin Râ, zu großem Dank verpflichtet.
OO
Die rege Nachfrage nach dem BREVIER veranlaßt uns zu ei‐ OO
nem Neudruck. Der Grundsatz, jeder einzelnen Textstelle die OO
Seitenzahl der jeweils neuesten Auflage des entsprechenden OO
Buches von Bô Yin Râ beizufügen, wurde beibehalten. Geän‐ OO
dert wurden daher die Angaben für «Der Weg zu Gott», «Das OO
Geheimnis», «Welten» und «Geist und Form», deren Paginie‐ OO
rung aus drucktechnischen Gründen inzwischen eine Abwei‐ OO
chung erfahren hat.
Möge das BREVIER, das in weiten Kreisen Anklang gefunden OO
hat, auch dem Interesse neuer Leser begegnen.
Bern, im Frühjahr 1987  Der Verlag
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VORWORT
Die erste Ausgabe dieses Breviers erschien vor rund 37
Jahren im Verlag von Richard Hummel zu Leipzig.
Es konnten also in ihr viele von Bô Yin Râ später ver‐
faßte Schriften, sowie seine Überarbeitungen und Neu‐
ausgaben grundlegender Frühwerke noch nicht berück‐
sichtigt sein. Nun aber das gesamte Lehrwerk des im
Jahre 1943 abgeschiedenen Meisters schon lange in
schönen Ausgaben gedruckt vorliegt, war es möglich,
auch dem Brevier eine Art endgültiger Gestalt zu ver‐
leihen, wobei der Herausgeber freilich die Verantwor‐
tung für die Auswahl der Textstellen und deren Redi‐
gierung zu tragen hat, ohne entlastet zu sein, weil Bô
Yin Râ ihn seinerzeit mit ausdrücklichem Wunsch zu
einer solchen Zusammenstellung und Revision ermäch‐
tigt hat. Die Revision wird in unserer sehr veränder‐
ten Ausgabe noch wahrnehmbarer sein als in der frü‐
heren, um so mehr, als dem aufmerksamen Leser alle
Stellen im Lehrwerk leicht auffindbar gemacht wor‐
den sind, damit er stets in die Möglichkeit versetzt sei,
sich den ursprünglichen Zusammenhang zu vergegen‐
wärtigen. Da wird es ihm denn nicht entgehen, daß
gewisse, in den Büchern zweckdienliche, durch Kur‐
sivschrift oder Sperrdruck, Interpunktion oder son‐
stige Mittel hervortretende Eigentümlichkeiten des
Meisters nicht ins Brevier übernommen, auch öfters
9 Brevier
Textstellen gekürzt oder mit später nachfolgenden en‐
ger verbunden worden sind.
An sich könnte der Herausgeber, wie schon gesagt,
sich durch die von Bô Yin Râ seinerzeit gegebene Zu‐
stimmung zu seinen Redigierungen rechtfertigen. Nun
spricht aber im «Kodizill» (Seite 77) scheinbar eine
Stelle gegen ihn. Sie lautet: «Wer auch nur ein einzi‐
ges wesentliches Wort dieser Lehrschriften seiner ei‐
genmächtigen Entscheidung zur Aussonderung anheim‐
gestellt glaubt, der erbringt sich nur den Beweis, daß
er dem Ganzen noch nicht gewachsen ist, und würde
viel besser tun, das Ganze abzulehnen.»
Gegen dieses strenge und nur zu begreifliche Verdikt
wurde jedoch nicht verstoßen; kein wesentliches Wort
ist ausgesondert worden. Oder vielmehr wurden we‐
sentliche Worte ausgesondert, um sie in konzentrierte‐
ster Form diesem Brevier einzuverleiben und in ihrer
Maßgeblichkeit zu betonen. Gerade deswegen durfte
und mußte der Sperrdruck einzelner Worte oder Wort‐
folgen fallen gelassen werden: der Leser sollte sich
wegen der Gewichtigkeit sämtlicher vorgelegten Sätze
das Ganze gewissermaßen in Sperrdruck vorstellen;
denn hier ist eben alles wesentlich. Die Interpunktion
gleicht sich dem allgemeineren Brauch an. Wenn Bô
Yin Râ oft anders und gleichsam auffälliger inter‐
punktiert, so ist das für seine Zusammenhänge und
seine Eigenart sehr sinngemäß und notwendig. Im Bre‐
vier würden solche Eigentümlichkeiten ihren ursprüng‐
lichen Sinn, dem Leser sozusagen durch Lichtsignale
während seiner schwierigen Wanderung beizustehen,
10 Brevier
so ziemlich einbüßen und könnten bei den ja nur lok‐
keren Gruppierungen und Zusammenhängen des Bre‐
viers in ihrer Auffälligkeit nicht recht begreiflich wir‐
ken. Und wer den Meister gekannt hat, der weiß, daß
ihm nichts ärger zuwider war, als aufzufallen. Es ist
überdies nicht die Aufgabe eines Breviers, der durch‐
laufenden Lektüre zu dienen, sondern der gelegent‐
lichen Anregung, der zeitweisen Konzentration, der
meditativen Sammlung. Jeder Satz will vor allem für
sich genommen und gründlichst betrachtet werden;
denn er könnte zum Ausgangspunkt einer «Vita nova»
des Lesers werden.
Voraussetzung der Zusammenstellung ist, daß der Sinn
und der Rhythmus, vor allem aber der lautmagische
Gehalt, in diesem besonderen Falle dem Ganzen über‐
geordnet, durchwegs unangetastet blieben. Die Fas‐
sung der nahezu tausend Textstellen entspricht ledig‐
lich dem Zwecke des Breviers. Alle Änderungen sind
mithin, in einem Wort gesagt, unwesentlich.
Nebenbei bemerkt, hat Bô Yin Râ niemals zu Ergöt‐
zung, Träumerei und Unterhaltung, zu Spannung und
Ausspannung des Lesers geschrieben, sondern eher zu
dessen Anspannung. Wer ihn, in kritischer Herablas‐
sung, auf stilistische Künste und «Literaturfähigkeit»
liest, hat für sich nicht das Mindeste gewonnen, am
Ende aber die Hauptsache versäumt, nämlich die Ge‐
legenheit zur Erkenntnis und Ausrichtung des inwen‐
digen Menschen.
Die Lektüre des Breviers fängt in dem Augenblick an,
Gewinn zu bringen, wo man einsieht, daß jeder ein‐
11 Brevier
zige darin stehende Satz von Bô Yin Râ falls er flüch‐
tig, unaufmerksam und hochmütig gelesen wird, einem
nicht so leicht wieder gutzumachenden Verlust im
Lebenshaushalt gleichbedeutend sein kann. Das ist
keine Übertreibung; denn, recht verstanden, ist die
Auseinandersetzung mit dem Lehrwerk von Bô Yin
Râ eine Sache auf Tod und Leben: man muß sich selbst
verwirklichen oder verlieren.
Rom, im Sommer 1965
12 Brevier
EINFÜHRUNG
In einer unserem heutigen Empfinden faßlichen Aus‐
drucksweise konnte man von den ersten und letzten
Dingen, von der Durchdringung aller diesseitigen Kör‐
perlichkeit durch jenseitigen Gestaltungswillen nicht
lichter, nachhaltiger und gründlicher sprechen, als es
Bô Yin Râ in den rund vierzig, sein geistiges Lehrwerk
ausmachenden oder ergänzenden Büchern getan hat.
Der den Neuling zunächst vielleicht verwirrende Ge‐
samtumfang dieser Schriften, von denen wirklich
keine einzige entbehrlich ist, legt den Gedanken eines
Breviers aus diesem Werk heute, da dieses schon längst
endgültig und abgeschlossen ist, noch mehr ans Herz
als vor dem ersten Versuch einer Blütenlese im Jahre
1928. Es hat sich auch längst erwiesen, daß die ‒ wie
wir damals schrieben ‒ «aus den lebendigen Glieder‐
bauten der in sich geschlossenen Schriftgefüge gelösten
Teile, zu einem Strauß gebunden», nicht welken muß‐
ten. Es bestätigte sich die Vermutung, daß Gedanken‐
formen und Erlebnisgestaltungen aus dem einzigen,
mit Recht so zu nennenden Wissen im Wesen unzer‐
störbar sind, auch wenn sie ‒ versteht sich: vorsich‐
tig! ‒ aus einem Zusammenhang gelöst worden sind.
Sie können auch so noch wirksam sein, ja sogar an
Wirksamkeit gewinnen und ständig zunehmen.
Zudem gilt es, durch diese Zusammenstellung dem neu
13 Brevier
an das Gesamtwerk herankommenden und suchenden
Menschen eine einstweilige Überschau zu bieten, die
geeignet sein könnte, die Seele gleichsam zu intonie‐
ren, bevor dann im Innern des sich versenkenden Le‐
sers die einzelnen, das nämliche und einzige Schöp‐
fungsmotiv immer wieder variierenden Tonstücke die‐
ses Meisters gespielt und zum Erklingen gebracht wer‐
den.
Ohne den Leser bevormunden zu wollen, möchten wir
ihm doch zu seinem Nutzen anraten, das Brevier ohne
vorgefaßte Meinungen in die Hand zu nehmen, wobei
noch an ein wichtiges Gebot des Franz von Assisi erin‐
nert sei. Dieser große Mensch bestimmte die Brüder
des von ihm gestifteten Ordens, die Schriften des Al‐
ten und Neuen Bundes nicht auf «Schönheit» zu le‐
sen, weil sie jenseits von Schön und Häßlich seien. Es
führt nämlich zu gar nichts, wenn man Stellen aus dem
Lehrwerk von Bô Yin Râ auf Schönheit liest. Zwar
versteht sich eine schönheitliche Form bei einem ech‐
ten Sprecher aus den Bezirken der Wirklichkeit und
Wahrheit von selbst, so daß einem tieferen, in den
letzten Gründen der Ästhetik erfahrenen Blick keine
Enttäuschungen bevorstehen. Aber es darf sich hier
wahrhaftig nicht um bloßes genießerisches Herum‐
tasten an Wortgebilden und Einfällen handeln, die
man dann billigen oder ablehnen mag.
Wenn nämlich ein Seher und Meister spricht, so ge‐
schieht es nicht bloß in der Art, wie Dichtung gemein‐
hin auftönt, etwa als Gebilde von ansprechenden Ein‐
zelformen und schöner Gesamtgestalt, von Phantasie,
14 Brevier
Gefühlstiefe und kunstvoller Verkettung im Gedank‐
lichen und Bildlichen, von äußerem Klanggewebe und
Wortgewoge, nein, es geschieht weit mehr. Das Gegen‐
und Ineinander der Worte ergibt einen inwendigen
Klang und eine geistige Figur, die alle Erfülltheit ir‐
disch gebundenen Werkes hinter und unter sich lassen
kann. Jedes Wort will da für sich als Laut und in sei‐
nen wirkenden Beziehungen zu den ihm gesellten Wor‐
ten durch und durch erfühlt werden.
Ein bedeutender Dichter unserer Zeit hat gesagt, daß
echte Dichtung immer gleich Zaubersprüchen wirken
müsse. Beherzigt man das, so wird man leider feststel‐
len müssen, daß nur in sehr seltenen Fällen Dichtung
bis zu dieser Ausdrucks- und Bannkraft hingedrungen
ist. Man darf aber mit vollem Recht fordern, daß alle
seherische Kündung mit Sicherheit an das Welten‐
innere angeschlossen sei, straff von Zauberkraft und
trächtig von lautmagischer Wirksamkeit. Was der
Dichter ahnen mag, das weiß und beherrscht der Se‐
her, und es dürfte in der Menschheit der Fall schon
vorgekommen sein, daß Dichter und Seher in einer
einzigen Individualität verschmolzen waren. Es ist
also der Leser dieses Breviers über die Sinnergründung
hinaus noch auf die Wort- und Lauterfühlung zu ver‐
weisen. Dann kann er der gleichsam liturgischen
Kräfte der Worte bei Bô Yin Râ innewerden. Diese
Einzelkräfte vermögen sich nun zusammenzuschlie‐
ßen, um das zuvor unvermutete Gesamterlebnis eines
mächtig dahinflutenden Stromes magischer Litaneien
aufdämmern zu lassen.
15 Brevier
Freilich müssen die zugunsten des Breviers losgelösten
und mitunter zusammengezogenen Aussprüche eine
gewisse Einbuße an Sinn sowohl wie an lautmagi‐
scher Gesamtbeziehung erleiden. Gerade bei Bô Yin
Râ ginge es wirklich nicht an, sozusagen den Weizen
von der Spreu abzusondern. Es gibt hier keine Spreu.
Nicht einmal kann man die einzelnen Sätze als Kör‐
ner auffassen. Denn sie sind immer wieder ein Aspekt
des Ur-Einen und dem Gliederbau des jeweiligen Wer‐
kes völlig eingewachsen, bis in jene Urgewalt des
Wortes hinein, das allem Sein und Geschehen im Gei‐
stigen, Seelischen und Körperlichen zum Grunde liegt.
Das Brevier kann also keineswegs das Lehrwerk von
Bô Yin Râ, dem Führer zu Gott und göttlichen Din‐
gen, ersetzen oder vorspiegeln, es vermag nur einen
Vorklang zu geben, einen Duft, eine Kunde von ferne,
die einem den Wunsch und den Mut einflößen, an die
Gesamtheit des seherischen Werkes heranzugehen. Wo‐
fern man sich aber mit demselben bereits vertraut ge‐
macht und damit etwa für den übrigen Teil der Er‐
denwanderung an es angeschlossen hat, wird es viel‐
leicht eine auffrischende Erinnerung an die Fülle und
Ganzheit vermitteln, deren Dinglichkeit als ein be‐
trächtliches Konvolut von Büchern nicht immer, be‐
sonders auf Reisen, mitgenommen werden kann. Kurz‐
um, das Brevier stellt ein Taschenbuch für Leser dar,
die zeitweise die Gesamtheit des Schriftwerks entbeh‐
ren müssen.
Die Zusammenstellung der Breviertexte ist mithin eine
Arbeit, an der Bô Yin Râ den gewichtigsten, aber
16 Brevier
doch nur mittelbaren Anteil hat, insofern als er eben
der Verfasser der Bücher ist, denen die nachfolgen‐
den Maximen entstammen. Es lag dem Herausgeber
daran, mit seiner Auswahl eine neue Ganzheit zu‐
stande zu bringen und durch die Kunst des Zitats
einen weihevollen Wortbezirk zu schaffen, vergleich‐
bar jenen alten Basiliken der Christen in Rom, die un‐
ter Zuhilfenahme anderer Gebäudereste und ganz un‐
gleicher Säulen mit unterschiedlichen Kapitellen den‐
noch manches eindrückliche Gotteshaus, bei aller Ar‐
mut und Hilflosigkeit, zu bauen verstanden haben.
Es ist nun solchen Lesern, die zum ersten Male zu Bô
Yin Râ herankommen, ein einstweiliger Hinweis zu
geben, damit sie wissen, was zu erwarten steht, was
nicht.
Unerläßlich ist es, dem Schriftwerk von Bô Yin Râ
jene Ausnahmestellung zuzubilligen, welche man den
sogenannten heiligen Schriften aller Völker und Zei‐
ten einzuräumen gewohnt ist. Aber seinem Lehrwerk
eignet allein der Vorzug, keinerlei historische Redak‐
tion durch andere Hände haben erleiden zu müssen,
die auf die ursprüngliche Ausdrucksform durch Um‐
stellung und Weglassung, Hinzufügung und Überset‐
zung, Änderung und Unterschiebung wie zersetzende
Säuren eingewirkt haben. Der Vorwurf, daß gerade
der Herausgeber des Breviers mit seiner Arbeit diesen
chemischen Prozeß für die Schriften von Bô Yin Râ
eingeleitet habe, ist schon deswegen hinfällig, weil er
sich ausdrücklich dagegen verwahrt, daß dieses Bre‐
vier die Schriften ersetzen dürfte.
17 Brevier
Die Lehrtexte von Bô Yin Râ stellen den heute men‐
schenmöglichen, erschöpfenden und zuverlässigen, im
Grunde sogar einzig möglichen Ausdruck dessen dar,
was man Offenbarung genannt hat und worüber eine
Art stiller und vorurteilsvoller Übereinkunft besteht,
daß sie nur in der Vergangenheit vorgekommen und
längst abgeschlossen sei. Allerdings gibt es jetzt eine
Legion prophetisch sein wollender Bücher, die einen
solchen Anspruch erheben, darunter sehr zahlreiche,
die den offenen oder verstohlenen Anschluß an die
Wissenschaft suchen. Ohne zu dieser Literatur hier
Stellung nehmen zu wollen, ist doch zu betonen, daß
der beabsichtigte Anschluß an die Wissenschaft zeigt,
in welchen Bahnen sich solches Schrifttum bewegt.
Damit soll nichts gegen die Wissenschaft bemerkt wer‐
den, die sich freilich mit gutem Recht durch diese ihr
nicht genehme Nachbarschaft belästigt fühlt. Aber die
notwendige Ausnahmestellung des echt Offenbarungs‐
artigen besteht ja gerade darin, daß jedes Dokument
inspirierter Gottesweisheit bedingungslos außerhalb
von allen rein verstandesgemäßen Versuchen und Un‐
ternehmen des sich allenfalls Theologie oder Theoso‐
phie nennenden Erkennens und Forschens, Spekulie‐
rens und Philosophierens bleiben muß. Alle derartigen
Dokumente schöpfen ‒ oder geben vor, es zu tun ‒
aus einer Quelle, welche weder die üblichen erkennt‐
nistheoretischen Methoden speist, noch zu Zwecken
solcher Spekulationen willkürlich aufgesucht werden
kann. Die Begründung liegt darin, daß in der echten
‒ und auch in vieler vorgetäuschten ‒ Offenbarungs‐
18 Brevier
literatur auf die unbedingte Gewißheit, Wahrheit und
Wirklichkeit des Vorgetragenen verwiesen, also jene
Sicherheit des Wissens behauptet wird, die mit dem
geheimnisvollen Wort «Glauben» belegt ist; einem
Wort, das nicht «Fürwahrhalten», sondern erlebende
Erkenntniszuversicht meint und damit ein Geloben,
ein Gelöbnis unwandelbarer Treue zu dem Pfad ins
erkannte Ziel wird. Mit dem wissenschaftlichen Su‐
chen und vermeintlichen Finden hat das nichts zu
schaffen.
Nur in Verhüllungen konnte immer von jenem wirk‐
lichen Erkennen, welches das Mittelpunktserlebnis des
Menschen schlichthin sein müßte, gesprochen werden.
Die scheinbare Verschiedenheit der Sprachsymbole
fließt in einen einzigen Sinn zusammen, wenn man
beginnt, zu ahnen, was in aller Offenbarung und Ent‐
hüllung ewig verhüllt bleibt und nicht mitgeteilt wer‐
den kann. «Tao», «Himmelreich», «Gotteskindschaft»,
«Selbsterkenntnis» hat man es zu Zeiten genannt. Bô
Yin Râ spricht mit nicht zu übertreffender Deutlich‐
keit von der «Geburt des lebendigen Gottes im Ich».
Es ist das Grundthema seiner Schriften. Moral aber
wird darin nie gepredigt, da es um weit Tieferes geht.
Vielleicht darf noch erwähnt werden, daß sich diesem
Mittelthema zwei Seitenthemata anschließen, nämlich
das Thema, gebildet durch die menschliche Seele, und
das Thema, welches die Heilande und Erlöser, die
Brückenbauer und Seelengeleiter des gefallenen und
zu rettenden erdenmenschlichen Geschlechtes umfaßt.
Um hier ein wenig deutlicher zu machen, was gemeint
19 Brevier
ist, schicken wir einige knappe Textstellen voraus,
gleichsam als Stimmgabeln zur Angabe des Grund‐
tons im nachfolgenden Brevier. Im «Mysterium von
Golgatha» (S. 81) gibt Bô Yin Râ für das eine Neben‐
thema folgende Bestimmung: «Die Seele ist ein nur
den höchsten inneren Sinnen erkennbarer Organis‐
mus, gebildet aus unzähligen Einheiten, den ‚Seelen‐
kräften‘.» Zweifellos wirkt diese Erläuterung der
Seele als eines Gestalthaften und sehr Komplexen neu‐
artig und konkreter als das, was man gemeinhin sonst
darüber vernommen hat. Zum anderen Seitenthema
begnügen wir uns mit der Anführung von Bezeich‐
nungen für jene Mittler oder «Leuchtenden des Ur‐
lichtes», wie sie meistens von Bô Yin Râ genannt wer‐
den. «Das Buch der königlichen Kunst» nennt sie auch
«Meister der sieben Tore», «Wolken der Erkenntnis»,
«Steine der großen Mauer», «Harfen des geweihten
Berges», «Löwen der Stille» und «Klaraugen» (S. 69
ff.)
. Diese nicht grundlos östlich anmutende Bildhaf‐
tigkeit der Ausdrücke macht vielleicht unmittelbarer,
als es ausführlichere Erörterungen vermögen, vorweg‐
ahnen, als was man Bô Yin Râ und seine geistigen
Brüder erkennen darf. Wenn die sieben Buchstaben
und drei Silben seines Namens zunächst befremden
mögen, so versuche man wenigstens, sie einstweilen als
Siegel dessen, was er ist, hinzunehmen, bis die Erfah‐
rungen auf dem von ihm und seinesgleichen gebahnten
Ewigkeitsweg das Vertrauen in alles von ihm Gesagte
und mithin auch in den von ihm getragenen Namen
befestigt haben.
20 Brevier
Man könnte ja sagen, daß die Lehrtexte, welche in das
Brevier aufgenommen worden sind, auch nichts ande‐
res seien als philosophische Versuche, religiös gefärbt
vielleicht, die sich artlich nicht so sehr von den Ideen
eines Platon unterscheiden. Daß mancher der großen
Philosophen ‒ dank geistiger Lenkung und eigenem
Gespür ‒ in eine entscheidende Erkenntnis gehoben
worden ist, mag zutreffen. Aber auch die erhabensten
Philosopheme geben im Grunde alle noch etwas Äuße‐
res und Erlernbares, eine Technik der Weltanschauung
und Lebensführung mit mehr oder weniger hohen Vor‐
aussetzungen, wobei manches an das religiöse Grund‐
erlebnis vielleicht herangetastet hat, weniger in der
modernen als in der antiken und mittelalterlichen Phi‐
losophie, von der indischen und chinesischen nicht zu
sprechen.
Die Lehre aber, die uns Bô Yin Râ, wie ehedem
Laotse oder Jesus, wiederum gibt, meint etwas artlich
anderes, etwas, das nicht erlernt werden kann, son‐
dern erlebt wird, in jedem Individualfall vollständig
verschieden und neu, also etwas letztlich Unsagbares.
Wenn die menschliche Sprache hier, wie von den ho‐
hen Meistern in der Fülle der Zeiten, gebraucht wird,
so vermag sie dennoch nur das Erlebnis zu umgrenzen,
zu umringen, ahnen zu machen. Wie der Kraterrand
das Wesen, das Abgründige, die Leere, die Gewalt des
Vulkans nur umschreibt und das einzig wesentliche
Dazwischen nur nach außen hin abgrenzt.
Nun ist genug gesagt, nun wird man wissen, was man
bei Bô Yin Râ finden kann, was nicht. Man wird fin‐
21 Brevier
den, was sich einzig zu finden lohnt. Man wird ver‐
missen, was sich ewig zu missen lohnt.
Das Lehrwerk ist Arznei gegen den «existentialisti‐
schen» Nihilismus, dem heute viele Seelen kaum zu
widerstehen vermögen. Es zeigt den schließlichen
Triumph der Furchtlosigkeit, der Liebe und der schöp‐
ferischen Leistung über die unwiderstehlich scheinende
Zerrüttung durch die Mächte des Widergeistes.
22 Brevier
DIE MAXIMEN
23 Brevier
GEIST
Dir zum Bilde formt dein Glaube deinen Gott, wie er
deine Götter formte. Ungeformt ist Göttliches in sei‐
nem unergründbaren Sein. Geformt nur wird es dir
ergründbar.LG 312 Das «gestaltlose Meer der ungeformten Gottheit», von
dem die Mystiker reden, ist über allem Dasein, aber
einmal verloren in diesem Meere, würdet ihr euch nie
mehr wiederfinden.J 84 Niemals würdest du die absolute Wahrheit fassen kön‐
nen, die auch im Reich des wesenhaften Geistes ewig
unerfaßbar bleibt und nur sich selber faßlich ist.
SdD 125-126
Der du auf dem Wege zum Geiste bist, wisse, daß dir
nichts Ungeformtes sich jemals offenbaren kann!
GF 15
(Beginn des Evangeliums nach Johannes, verdeutlicht:)
«Im Anfang ist das Wort, und das Wort ist bei Gott,
und Gott ist das Wort. In ihm hat alles Leben, und
sein Leben ist der Menschen Licht. Und das Licht
leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis kann es
nicht auslöschen.»LG 103
25 Brevier
Was in dir wirken will, ist nicht der Erdenmensch,
durch den des Lichtes Strahlen dir erkennbar wer‐
den, sondern das Licht im Wort.KglK 46 «Der Name» eines individuellen geistigen Wesens ist
etwas durchaus Anderes als die von äußeren Umstän‐
den abgeleitete Bezeichnung, die Volksgebrauch und
Landessprache dem Erdenmenschen zuteilt. Auch der
Erdenmensch ist eine geistige Individualität, aber er
kennt, mit sehr wenigen Ausnahmen, die zu jeder Zeit
anzutreffen waren, «seinen Namen» noch nicht. Erst
wenn er seiner substantiellen Geistigkeit bewußt ge‐
worden ist, weiß er auch «seinen Namen».LG 54-55 Wenn du Worte erfühlen lernen willst, dann kann dir
jedes Wort deiner Sprache zum Lehrer werden. Suche
aber nicht nach «Bedeutung», wenn du diesen Weg
beschreiten willst! «Bedeutung» läßt sich nicht lange
verhüllen, sie will sich dir zeigen. «Höre» in dir die
Worte, von denen du lernen willst! Du wirst alsbald
sie «hören», als ob sie ein Anderer spräche, und das
soll dir das erste Zeichen sein, daß du auf sicherem
Wege bist, das Sprechen der Worte selbst in dir ver‐
nehmen zu lernen; denn das Wort hat wahrhaftig die
Kraft, sich selbst zu sprechen.LG 330 Siehe, es ist Gesetz und nicht Willkür, was Worte zu
magischen Kräften werden läßt, was höchste «magi‐
sche» Kraft in die Form des Wortes, in die Elemente
der Worte band, so daß es Worte: Worte mensch‐
26 Brevier
licher Sprachen, gibt, die einen Berg ins Wanken brin‐
gen könnten, würde die in ihnen gebundene Kraft be‐
freit.LG 326 Sobald ihr euch durch den ganzen Erdenleib in eurem
geistigen Leibe empfinden lerntet, beginnt ihr, ohne
daß es eines besonderen Wollens bedürfte, den Geist
in euch und im ganzen All zu «atmen».LG 260 Der Mensch wurzelt nicht auf der Erde, sondern im
Herzen der Ewigkeit, im innersten Göttlichen, das in
seinem höchsten Selbstbilde «Mensch» in sich selber
ist.HC 73 Der Geist, der selbstbewußt in seinem eigenen Lichte
lebt, ist nicht nur so «wirklich», wie ein Baum, ein
Stein, ein Berg, ein Blitz, der aus der Wolke nieder‐
fährt, sondern in ihm allein kann unser irdischer Be‐
griff der «Wirklichkeit» erst seine irdisch nicht zu
findende vollkommene Entsprechung fassen.
LG 250
Alles ist in Gott, und Gott ist in allem. Primär in sei‐
nen ihm eigenen Wurzelbezirken «Ursein», «Urlicht»
und «Urwort», wie in seiner Selbstgestaltung, dem
«Vater», sekundär in allem unsichtbaren, wie in allem
sichtbaren Leben.Br 142 Ihr wißt nicht, daß der lebendige Geist, soll er des
Erdenmenschen «Gott» sein, den Menschen, der aus
27 Brevier
ihm hervorgeht, braucht, «nach seinem Bilde» sich zu
formen. Das ungeformte Meer des Geistes wollt ihr
fassen, und es entgleitet, indem ihr es zu halten wähnt,
euren Händen!ML 32 Wir müssen Gott in uns selbst entdecken, in seinem
ewigen, zeugenden Leben, und damit wir Gott in uns
selbst entdecken können, ohne uns selbst einen Götzen
aus uns zu schaffen und so einer argen Täuschung zu
erliegen, müssen wir hier der Führung Jener vertrauen,
die bereits im Bewußtsein Gottes leben, die ihre Kräfte
Gott zu Dienern gaben und sich dem ewigen Urbild
einten, das sie zeugt.ML 284 Das «Reich», von dem der in seinem Irdischen «größte
Liebende» aus allen Leuchtenden des Urlichtes sagte,
es sei «nicht von dieser Welt», ist auch euch erreich‐
bar, aber nur dort, wo ihr in euch selber nicht «von
dieser Welt» seid, und nicht ihrer Scheinerkenntnis
unterworfen.GRel 61 Bereite der Stille in dir eine Stätte, auf daß Gott dir
zum Freunde und Hausgenossen werden kann!
KglK 178
Verwoben und eingesenkt der Welt, die euch allein als
die ganze Allwelt erscheint, und in gleicher Weise
auch verwoben der Welt der Kräfte des lebenden
Feuers, steht eine Welt des reinen Lichtes, das alle
Welten durchleuchtet und in sich zur Offenbarung
28 Brevier
bringt. Diese drei Welten hält, in sich gebettet, sie
durchströmend und in sich selber alle erlebend, Der
Gewaltige, der sich selbst allein in Seinem Namen
kennt. Durch Ihn ist Selbstkraft Herrin der Kräfte
des lebenden Feuers. Du könntest Ihn wahrlich auch ‒
Die ‒ Gewaltige nennen, denn Mann und Weib sind in
Ihm beschlossen.KglK 98 Der ganze physische und geistige Kosmos ist ein ein‐
heitliches Ganzes, auch wenn dieses Ganze sich in sehr
unterschiedlichen Aspekten darstellt.J 65 Wäre der Grashalm am Wege nicht, und nicht der
Wurm, der an des Grases Wurzel frißt, so wärest auch
du nicht, und es wäre der Geist nicht und nicht Gott
im Geiste.LG 189 Aller Lichterkenntnis Mutter ist die Liebe.Ps 17 Die Liebe, die sich selbst im anderen liebt, ist aller
Urseinsoffenbarung innerster Impuls. Wer «in den
Geist» gelangen, wer bewußt des Urlichts Leben neu
in sich empfinden will, der trachte vor allem, daß er
stetig «in der Liebe» sei!WdJ 151-152 Die höchste, «himmlische» Form der Liebe kann sich
dir enthüllen, selbst in deinem nüchternsten Tagewerk,
und gar mancher saß schon am Webstuhl oder ging
hinter dem Pfluge her, dem sie in all seiner Einfalt
zu eigen ward, während andere sie auf hohen Kanzeln
29 Brevier
verkünden konnten ihr Leben lang, ohne sie jemals in
sich selbst zu finden.L 119 Das Urfeuer der Liebe will in dir Leben werden, da‐
mit sein Leben, aus dir weiterzeugend, neues Leben
einst gestalte ‒ hier, in den Herzen der auf dieser
Erde sich ihre ewige Form erkämpfenden Menschen.
Wenn du nicht selbst aus der Liebe zu Leben wur‐
dest, wie willst du neuen Lebens Ursprung werden?
L 85-86
Du wärest nicht im Leben, wäre «Leben» nicht als
«Tat» des Geistes in dir wirkend.LG 131 Ihr selbst seid «eingewoben» der ewigen Welt der
Geister, und euch durchflutet aller ewigen Geister
«Leben», ohne daß ihr darum wißt.LG 288 Wie du als ein erdenhaft Liebender die «irdische»
Form der Liebe in dir trägst, auch dann, wenn ihre
Glut zur Zeit dich nicht entbrennen läßt, so ist auch
jederzeit, obwohl sie dir noch nicht bewußt ward,
zugleich die «himmlische» Form der gleichen Kraft
in dir, die über dieses Erdendasein weit hinaus in Wir‐
kung tritt und dir auf Erden eine Götterfreiheit gibt,
weil alles sich ihr beugen muß, was dir begegnen kann.
L 71-72
In der «irdischen» Form der Liebe ist stets ein Ver‐
langen, ein Daneben-langen, ein Greifen nach außen
30 Brevier
und ein Heranziehen; in ihrer «himmlischen» Form
jedoch wird sie inneres Leuchten, ein Strahlen und
Wärmegeben, ein Überströmen aus dem Innern über
alles Äußere.L 65-66 Kannst du denn nicht verstehen, daß die Kraft der
Liebe sich auf ihrer höchsten Stufe keineswegs in
schwächerer Bekundung zeigen wird, als dort, wo sie
in niederer Form schon all dein Sinnen, Tun und
Trachten steigert, so daß du oft Fesseln sprengst, die
vorher nie dir lösbar schienen?L 49-50 Hättest du jemals in der tiefsten Form der Liebe schon
die Schöpfungschauer entflammter Gattungstriebe dir
zum Zeugnis dienen lassen, dann wärest du längst
schon zu der Erkenntnis gelangt, daß solche Urgewalt
gewiß auch mehr vermag, als aus dem Irdischen das
Irdische zu zeugen.L 12 Liebe ist Streben nach Einigung alles Ent-zweiten.
KglK 193
Liebe dich selbst! Denn, wenn du dich selbst nicht lie‐
ben kannst, wirst du deinem «Nächsten» wahrlich
wenig Gutes antun, wenn du ihn «liebst» ‒ wie dich
selbst.LG 108 Wüßte man, was die Liebe in Wahrheit ist, dann hätte
längst das Antlitz dieser Erde sich gewandelt, und al‐
les Leben hätte längst sich stets erneuter Qual entwun‐
31 Brevier
den. ‒ Die Worte göttlicher Weisheit, die von dieser
Liebe handeln, sind heute noch wie ehedem verhüllt
in dichte Schleier, und selten nur gelang es einem Sel‐
tenen, für sein Erkennen diese Hüllen aufzuheben.
L 8-9
Gott ist in der Freude. Freude ist klares Licht. Lust
und Gelüste sind schwelender Brand. Der Wille zur
Freude ist Wille zu Gott!KglK 202 Wille zur Freude ist männlicher Wille, er bedarf der
Gebärerin: der Liebe.KglK 193 «Gott» ist ein lebendiges Feuer! In ihm wird alles zer‐
stört, was tatlos fault und erstarrt.LG 129 Gott ist Geist, jedoch des Geistes höchste Selbstfor‐
mung. Sich selber formend aus sich selbst, offenbart
sich des Geistes höchste Seinsform als «Gott».
LG 262
Nur der freie, bewußte Wille des Geistes gestaltet sich
selbst für sich selber zu «Gott».LG 113 Ewig gestaltet sich «Gott» aus dem Chaos der Ele‐
mente des Seins.LG 113 Gottheit äußert sich nur in den aus ihr gezeugten Gei‐
steswesenheiten, in jeder individuell gesondert auf die
nur in ihr allein erstrebte Weise der Offenbarung, und
32 Brevier
kann niemals, auch nicht in einer der höchsten Gei‐
steswelten, isoliert und für sich bestehend gefunden
werden.ML 283-284 «Gott» ist nur allein der Schöpfer seiner selbst in al‐
lem, was da «ist», und alles wahrhaft «Seiende» ist
Sein von seinem Sein. «Gott» ist allein der Zeuger
seiner selbst und nicht, in eurem Sinn, der Menschen
und der Dinge Schaffer.LG 118 So wie elektrische Kraft ein haardünnes Fädchen zum
Glühen und Leuchten bringen kann, wie aber der
Strom der gleichen Kraft, der eine große Stadt ver‐
sorgen soll, in seiner ganzen Stärke gebraucht, diesen
Kohlenfaden im Augenblick vernichten würde, so
würde auch das Fassungsvermögen des irdischen Men‐
schen im Augenblick vernichtet sein, könnte es unbe‐
reitet dem Strahlenglanze des ewigen «Wortes» und
damit dem Urlichte selber nahen, während erden‐
menschliche Fassungskraft es wohl vermag, jene un‐
endlich zarte Durchströmung zu ertragen, die im In‐
nersten des seelischen Innern jenen «Abglanz des Va‐
ters», jenen leuchtenden Stern erzeugt, in dem ihm al‐
lein sein «lebendiger Gott» auf dieser Erde erfaßbar
werden kann, will er des Erdgeborenen Bewußtsein
nicht zerstören durch seines Glanzes Fülle. Beschrei‐
tet dann der endlich Erwachte den einzigen Weg, der
wirklich zurück in die Urheimat des Geistesmenschen
führt, so leuchtet ihm dieser Stern voran und wird
mit jedem errungenen höheren Zustand lichter und
33 Brevier
strahlenreicher, bis er zuletzt, im unnennbaren Glanze
des ewigen «Wortes», im sich selbst gebärenden ewi‐
gen Urlicht, sich mit ihm selber für alle Ewigkeiten
eint.ML 191-193 Das ewige reine Sein, dem allein in Wirklichkeit der
Name «Gott» gebührt, ist in sich selber eins und un‐
teilbar, auch wenn es sich selber darstellt in Unend‐
lichfältigkeit.A 94 Unwandelbar in sich selbst, bleibt Wahrheit nur im
reinen «Sein», in sich selbst begründet, aus sich selber
quellend, aber unendlichfältig stellt sie sich dar in
Raum und Zeit.SdD 125 Das, was man «Allbewußtsein» nennen könnte, ist
stets nur ein bewußtes Sein des Augenblicks, der Folge
aller Myriaden Augenblicke vorher, der Zeugender
für alle Myriaden Augenblicke nachher ist.OR 131 Alle Wahrheiten stehen im Reiche substantiellen, rei‐
nen Geistes als Wirklichkeiten vor dem Schauenden.
LG 49
Vollkommen ist nur der ewig unendlichfältige Eine,
der sich in unzählbarer Gestaltung im Ursein, Urlicht
und Urwort ewig neu als sich selbst erlebt.KglK 48 Wäre die absolute Vollkommenheit jemals erreichbar,
so würde im Augenblick des Erreichens jegliches Le‐
34 Brevier
ben enden, und nur durch ihre Unerreichbarkeit gibt
sie allen Ewigkeiten stets neuen Lebensgrund.KglK 48 Alles Erleben des Ewigen ist eine dauernde Lotung
der Tiefe des ewigen Augenblicks, der kein Hinterein‐
ander, kein Vorher und Nachher, sondern geistig‐
«räumlich» gegebenes, irdisch ganz undarstellbares In‐
einander ist, das nicht erst infolge eines unermeßlichen
Nacheinanderbestehens «ewig» wird, sondern in sich,
anfanglos-endlos, Unendlichkeit «bleibt».Br 231 Unendlichfältig wirkt sich das Eine aus, das Alles ist,
um sich in Einheit wieder zu finden, ohne jemals seine
Unendlichfältigkeit zu opfern.MyG 45 Niemals kann Notwendigkeit sich «verrechnen», denn
sie ist Wert und Inhalt aller Zahl.GFr 28 Der «Anfang»: ‒ das Ursein ‒ zeugt aus sich das Ur‐
licht, und das Urlicht zeugt das Wort. Das Wort aber
hat das Licht des Lebens, und das Licht leuchtet im
Wort, das den «Vater» zeugt: ‒ den Urgeist-Men‐
schen, ‒ in der tiefen Stille der Ewigkeit, die heute
ist, wie sie allzeit war und immerdar bleibt.KglK 15-16 Aller Sonnen und Welten gestaltende Kräfte sind For‐
men des Geistes, Urseinselemente, die sich in Zeit und
Raum erleben und so in Zeit und Raum zeiträumliche
Formen kristallisieren, zeitweilig nur Erscheinung und
35 Brevier
jeweils bedingt durch den Raum. Urseinselemente aber
werden immerdar aus dem Ursein ausgeschleudert und
kehren immerdar zu ihm zurück. So war es von Ewig‐
keit her, und so wird es in Ewigkeit bleiben. Stetig die
Wirkung wechselnd, bezeugen sich Urseinselemente:
bald Erscheinung, bald der Erscheinung Zerstörung
bewirkend. Sie selbst aber «sind» von Ewigkeit zu
Ewigkeit, wie immer sie auch ihre Wirkungsweise
wechseln, und sie werden von keinem «gewirkt».
LG 118-119
Dreifach äußert sich das ewige Leben, das der Gott‐
heit «Nahrung» bildet, in seinen jeweiligen Darstel‐
lungsformen: als physische Allnatur, als Reich der
flutenden Seele und als das Königreich des Geistes.
Kein «Schöpfer» hat eines dieser Reiche «geschaffen».
Alles ist nur Darstellungsform des einen, ewigen Le‐
bens, das über allen diesen drei Darstellungsformen
erhaben, sich selbst in seinem höchsten Bewußtsein
kristallisiert als das «Urlicht», als der Inbegriff des‐
sen, was der Mensch in Wahrheit als Urquelle alles
Lebens erschauernd in sich zu empfinden vermag, ‒
als seinen lebendigen «Gott».MyG 175-176 Es gibt in den hohen geistigen Sphären nur insoweit
«Freiheit», als sie durch die Einordnung in die Bin‐
dungen des kosmischen Gesetzes sich erringen läßt,
während es niemals eine «Gleichheit» gab, noch geben
wird; denn in diesen Regionen herrscht allein das Ge‐
setz der Hierarchie, ein Gesetz, das jedem Einzelnen
36 Brevier
mit unerbittlicher Notwendigkeit die ihm vorbehal‐
tene Stelle anweist. Der gotische Dom ist das vollkom‐
menste Abbild dieser hierarchischen, kosmischen Ord‐
nung. Während die Mauersteine nach Tausenden zäh‐
len, verringert sich schon die Anzahl der Steine, die
zu Pfeilern brauchbar sind, und der Phialen des Tur‐
mes werden weniger und noch weniger, bis zuletzt ein
einziger Stein die Kreuzblume bildet.ML 79-80 In eurer Welt verborgen, verhüllt durch eurer Welt
sichtbare Formen, steht die Welt der geistigen Kräfte.
Urschöpferisch, aber auch durch Schöpfung zerstö‐
rend, wirken diese Kräfte. Ohnmächtig sind sie aus
sich allein, da ihnen alle Impulse fehlen, sich aus
Eigenem auszuwirken, aber die Selbstkraft eines Ein‐
zigen, der ‒ er selbst ‒ ist, erfüllt sie mit Antrieb zum
Selbsterleben, und so werden sie zu geistig gewollten
Gewalten.KglK 96-97 Das ganze, weite, formengeschwängerte Universum,
mit aller seiner Sichtbarkeit und seinem dir Unsicht‐
baren, ist nur der Wogenspiegel eines ewigen, geistigen
«Meeres», aus dem sich in eigener Kraft die Wolke der
Gottheit erhebt. «Gott» bedingt das Universum, und
das Universum bedingt «Gott»!LG 119 Die wirkliche «Dreieinheit» muß allein darin gese‐
hen werden, daß sich das gestaltlose, unfaßbare und
alles in sich umfassende Urlicht, das unendliche, un‐
ergründliche, ewige «Meer der Gottheit», ewiglich
37 Brevier
selbst als Einheit im Urwort offenbart ‒ das «Wort»,
das «im Anfang» ist, der immer war und ist und sein
wird: «Gott» in der Gottheit ‒ und daß das Urwort
aus sich selber offenbart den «Menschen der Ewig‐
keit» ‒ den lichtgezeugten ewigen Geistesmenschen,
der immerdar in ihm verharrt und weiterzeugend als
«Vater» alle Geisteshierarchien aus sich hervorgehen
läßt, somit in Einheit aller Vielheit Inbegriff, in sich
offenbarend sich selbst in den Zahlen des Ursprungs,
aus denen hervorgeht alle Unendlichfältigkeit des gei‐
stigen Lebens.WdJ 147-148 Ewige Liebe, glühend gleich einem unfaßbaren Licht‐
feuerquell inmitten des urgründigen «Chaos», ‒ ewi‐
ges «Urlicht», ‒ spricht sich selbst zum «Ur-Wort»
aus, in unendlichfältigem «Echo» gleichsam sich selbst
vernehmend in unendlichfältiger Selbstdarstellung.
MyG 31-32
Alle geistige Weisheit schreitet dir entgegen im Rhyth‐
mus der Ewigkeit. Alle letzten Dinge tragen kosmi‐
sche Zahlen an der Stirnbinde, wenn sie im Gewande
des Wortes erscheinen. Mag dir der «Sinn» auch Tie‐
fen des ewigen Grundes erhellen, die letzten Dinge
und ihr verborgenstes Geheimnis mußt du aus der
Art, der Form, dem Klang, der Geltung der Worte
«erfühlen».LG 328-329 Der «Vater» aller Leuchtenden des Urlichts ist der
ewig aus dem Urwort lichtgezeugte Geistmensch,
38 Brevier
selbst «Wort» im «Wort» und «Gott bei Gott» ‒ der
große «Alte», der im «Anfang» ist, ‒ der selbst des Ur‐
worts erste Selbstgestaltung darstellt, der «Mensch der
Ewigkeit» in seiner ersten Zeugung ewiglich ver‐
harrend. In alter Lehre wird er als der höchste aller
«Engel» aufgefaßt, ‒ die «Krone» jener Hierarchie
der Geister, die in den Leuchtenden des Urlichts hier
auf Erden sich die «Brückenbauer» schuf für jene
«große Brücke», die den Erdenmenschen aus dem
Reich des Tieres leitet, so daß er seine Geistesheimat
wieder finden kann, der er sich vor Äonen einst ent‐
wand. In jedem Leuchtenden des Urlichts ist dieser
«Vater», ewig weiterzeugend seinen «Sohn», den
Leuchtenden, in Wahrheit eines Wesens mit dessen
Lichtnatur, der dieser Erde Leib nur äußeres Vehikel
ist, um erdenhaft zu wirken, was der Erde Formung
braucht, soll es im Erdenmenschenleben in Erschei‐
nung treten.L 96-97 Der «Vater» ist nur den Leuchtenden des Urlichtes,
die seine eigene Zeugung durch seine Offenbarungs‐
form: ‒ die zwölf «Väter» ‒ darstellen, bewußtseins‐
zugänglich, und zwar jedem einzelnen Leuchtenden in
der Form dessen unter den zwölf mit dem Vater alle
identischen Vätern, der diesen individuellen Leuch‐
tenden individuell im Urwort «zeugte».Br 150 Es lebt auf dieser Erde unsichtbar Einer, der da ist wie
er war: einer aus der väterlichen Urzeugung ‒ aus
dem mütterlichen Gebären im reinen Geiste, ‒ ein rei‐
39 Brevier
ner Geistesmensch des höchsten Seins im ewigen Quell‐
grund göttlich-geistigen Lebens, einer derer, die
«Mann und Weib» im Geiste sich zum «Bild und
Gleichnis» zeugen und gebären. Es leben aber auch
andere unsichtbare «Menschen» auf diesem Planeten:
«Menschen», die der Urgezeugten Weiterzeugung
sind, nicht aus Licht und Leuchten «gefallen», wie
der sichtbarliche Erscheinungsmensch. Erkennend die
tiefe Not des Menschen in der irdischen Erscheinungs‐
form, suchen sie ihn zu erretten, sobald er sich in
Wahrheit erretten lassen will. Sie selbst aber wirken
unter der Geistesleitung jenes einen unsichtbaren Ur‐
gezeugten, der alles Geistige auf diesem Planeten
lenkt.M 30-31 Wie ein Dichter aus Worten der menschlichen Sprache
Gesänge, Epen und Hymnen formt, so formt sich das
«Urwort» aus seinen «Worten», aus eigener Schöpfer‐
kraft, seinen ewigen Preisgesang in Gestalt unermeß‐
barer Hierarchien geistiger Wesenheiten.MyG 172-173 Es hat nie einen «Anfang» gegeben, und nie kann
ein Ende dieses urewigen Lebens sein.LG 119 Um als geistige Welt in geistige Erscheinung zu treten,
muß die eine ewige Urkraft sich in unendlichfältigen
Aspekten ihrer selbst in sich reflektieren und, in jedem
solchen Aspekt als Urseins-Element erstanden, sich
jeweils in ihm solcherart behaupten, daß jedes eine
Element nur sich selber auszuwirken sucht, so daß ihm
40 Brevier
alle anderen Urseinselemente gleichsam leere Formen
sind, weil es sich selbst als Urkraft nur in sich selber
kennt.LG 186 Bewundernd stehst du vor den «Wundern der Natur»,
ohne zu ahnen, daß da alles was du wahrnimmst, aus
deinem nun gebannten ewigen Geisteswillen stammt
und weitaus wunderbarer wäre, würde das Reich, das
du «die Natur» nennst, und dem du selbst nun ver‐
haftet bist, dich heute noch als seinen Herrn erkennen
können.KglK 100 Der Gott der Wirklichkeit ist nicht, wie gesagt wird,
«das höchste Wesen». Das ist vielmehr ‒ der Vater,
der sich selbst in die Formen der zwölf Väter aus‐
strahlt, die seine Wirkungsaspekte sind. Gott aber
ist nicht «Wesen», sondern die Wesenheit in allem,
was wesenhaft wirklich ist. So im «Ursein», «Urlicht»
und «Urwort». So im «Vater» in allen seinen Aspek‐
ten. Der Vater aber ist «Mensch» im Ursein, im Ur‐
licht, im Urwort: ‒ der sich selber ewig zeugende Ur‐
Geistesmensch und das Maß aller Dinge, die aus ihm
Gestaltung erlangen, daher auch des Ewigen im
Erdenmenschen. Gott ist ebenso absoluterweise Gott
in den «Vätern», ‒ der Offenbarungsform des Vaters, ‒
wie im Ursein, Urlicht und Urwort. Für sich selber
aber ist das, was Gott ist, auch nur in sich selber
«Gott»: ‒ die Wesenheit an sich selbst, ‒ aber von allem
anderen in ihm Seienden im ewigen, substantiellen
geistigen Leben aus «gesehen», ist Gott Wesenheit allen
41 Brevier
Wesens. Und «Wesen» ist Wirklichkeit aus «Wesen‐
heit».Br 143-144 Im Urbeginn der Wesen, die sich «Menschen» nennen,
war der Mensch in der ewigen Zeugung aus dem
«Vater» Eigner der Selbstkraft und Herr aller Kräfte
des lebenden Feuers. Doch, als die Kräfte des lebenden
Feuers das ohne Flamme brennt, dem urgezeugten
Menschen ihre Macht in allem Leben zeigten, vergaß
er seiner Selbstkraft, der allein die Kräfte des Feuers
ihre Stärke, Größe und Gewalt zu danken hatten, und
‒ fürchtete sich vor ihnen... Furcht ist des Menschen
Urschuld.KglK 99 Den ganzen physisch wahrnehmbaren Weltenraum mit
allen seinen Sonnen und Planeten hat der Mensch
durch seinen Fall aus dem Bewußtsein seiner Geistes‐
macht dazu verurteilt, ohne «Gott» zu sein. Un‐
schuldig muß durch des Menschen Schuld unzählba‐
res Leben leiden. Schuldhaft hat er über sein eigenes
irdisches Leben gleiches Schicksal verhängt. Nur durch
den Menschen, der, in Furcht verfallen, seiner urgege‐
benen Macht vordem entsagte, kann alle Kreatur der‐
einst auch wieder ihren Peinigern entrissen werden,
die an dem unsagbaren Leid sich weiden, das der Fall
des Menschengeistes ungewollt bewirken mußte.
KglK 100-101
Vollkommenheit ist nur möglich im reinen, absoluten
Sein, nicht aber in dem Dagegen-Gesetzten, das wir
42 Brevier
«Dasein» nennen. Die Einzigartigkeit des absoluten
Seins schließt notwendig aus, daß Vollkommenheit
im Dasein gestaltbar wäre. Vom Göttlichen, Geistigen
her kann die Erscheinungswelt nur insofern beein‐
flußt werden, als göttlich-geistiger Wille auf sie ein‐
wirken kann, ohne sich selbst zum Widerspruch zu
werden.A 96-97 Jegliche Kraft ist nur gesetzt im innewohnenden «Ge‐
setz» des ewigen Seins und trägt die Möglichkeiten
ihres Wirkens unveränderbar in sich, auch wenn in
menschlich unermeßbar langen Zeiten jene Kombina‐
tionen dieser Kräftewirkungen, die wir erkannt zu
haben glauben als «Naturgesetze», manchem Wech‐
sel unterworfen sind, den nur der Mensch nicht wahr‐
nimmt, da die menschliche Beobachtung auf dieser
Erde solche Zeiträume nicht umfaßt.A 95 Die Grenzen der Allmacht erkennen, heißt erst wirk‐
lich das All verstehen, als Offenbarung aller ewigen
Macht.A 101 Im geistigen «Leibe» gibt es keine Verstümmelung.
LG 258
Niemals kann der Geist der Ewigkeit sich selber so
zur Frage werden, daß er sich durch «Wunder» zu
«beweisen» suchen würde. Zeigen wirklich sich an
einem Menschen wundersame Kräfte, so ist dies nur
Beweis dafür, daß diese Kräfte existieren, niemals aber
43 Brevier
ein «Beweis», daß dieser Mensch im Geistigen «be‐
wußt zu atmen» weiß und von der Wahrheit, die in
Wirklichkeit gegründet ist, gewisses Zeugnis bringen
kann.LG 70 Es wäre ebenso vermessen, in bezug auf geistige Ge‐
setze «Vergebung» oder Befreiung von den Folgen
zu erwarten, wie bei irgend einer Verletzung eines
physikalischen Gesetzes.Gl 26 Ursprünglich ist der Menschengeist ins innerste «Reich
Gottes», aus Gott gezeugt, von Ewigkeit her «gebo‐
ren», ließ aber den geistigen, gottgeborenen Organis‐
mus im innersten Reiche des Geistes zurück, allwo er
wieder der Kraft der Gottheit sich verschmolz, so
daß eine individuelle «Wiedergeburt» erfolgen muß,
soll sich der Menschengeist in jenem «Reiche Gottes»
einst bewußt und handelnd finden können.WdJ 112-113 Was ihr «Urmenschen» nennt, waren jene Tiere,
denen sich der geistgezeugte Mensch, der «Herr der
Erde», einte, nachdem er, durch Furcht überwunden,
aus seiner Gotteseinung «gefallen» war. Dennoch hat
ihn die Kraft aus der Höhe nicht ganz verlassen! Aus
urgegebenen Kräften lebend und den tierischen Kör‐
per durchdringend, verborgen dem Tiere und im Tier
verhüllt vor sich selbst, ahnt er doch Selbstkraft in
sich wie ein fremdes, höheres Wesen. Das Tier wurde
Zuflucht dem Gefallenen, der ohne Heimat irrte, und
44 Brevier
des Tieres Leib ward ihm auch zur Höhle der Erlö‐
sung. Sobald nun Selbstkraft in ihm zu leuchten be‐
ginnt, jauchzt er im Tiere, und alle Brunst des Tieres
wird in diesem Lichte dunkel.KglK 102-103 Sich selbst in sich umfassend, ist «reiner Geist» von
Ewigkeit zu Ewigkeit im Schaffen seiner selbst be‐
griffen, sich selbst erzeugend und gebärend; denn rei‐
ner Geist ist «Mann und Weib». «Mann und Weib»
im Geiste aber zeugen und gebären aus der urgegebe‐
nen Selbstdarstellung weiter ‒ anfanglos ‒ endlos ‒
den Menschen des reinen Geistes, und sie zeugen und
gebären ihn, sich selbst «zum Bilde und Gleichnis»,
als «Mann und Weib», vereint in urgegebener Einheit
zwiepolaren Wesens.M 20 Im Geiste gibt es keine Verschiedenwertigkeit zwi‐
schen männlichem und weiblichem Pol. Weibliche
Passivität und männliche Aktivität sind im Geistes‐
menschen von Anfang an in gleicher Macht und Kraft
gegeben!M 78-79 Gott ist nicht ein gedanklich definierbares «Wesen»,
sondern das ewige geistige Menschsein an sich, das sich
als «männlich» und «weiblich» und zugleich in dem,
was seiner ewigen Zeugung ewige «Frucht» ist, dar‐
lebt ‒ Ursprung und Ursache allen Geistesmenschen‐
tums ‒, wie auch des Geistesfunkens im tierverhafte‐
ten Menschen dieser Erde.ÜdG 80
45 Brevier
Nicht der Mensch ist Gott, aber Gott ist «Mensch».
ÜdG 78
Wer alle Hüllen sorglich zu entfernen weiß, der wird
in allen echten «Religionen» zuletzt die große Lehre
finden vom ewigen Geistesmenschen, der einst mit
seinem Gott vereinigt war und von ihm ab-gefallen ist,
weil er in seinem «Ich» von seinem Gott sich löste.
Ein «Weg» wird ihm verkündet, der ihn wieder auf‐
wärts führt, um schließlich seinen Gott aufs neue wie‐
der zu erlangen, in sich selbst, im eigenen «Ich».
LG 199-200
Würde der Mensch erkennen, wer er ist, dann wäre es
um des «Tieres» und des Erdendämons Macht in ihm
geschehen.KM 86 Willst du die Wirklichkeit des Menschen finden, so
wirst du sie nur im Unsichtbaren durch dein Unsicht‐
bares erreichen können!KglK 197 Kein Gebilde, kein Wesen ist im geistigen, wie im
physisch-sinnlichen Kosmos, ‒ auch nichts anschei‐
nend «Reinmännliches» oder «Reinweibliches», ‒ in
dem nicht «Mann und Weib» zugleich zu finden
wären, wenn auch in tausendfach verschiedener Amal‐
gamierung.M 28 Die beiden Pole des Geschlechtes sind ewiger Natur
und reichen bis ins Innerste des Urlichtes hinauf. Was
46 Brevier
heute auf Erden «Mann» ist, war immer, auch vor
Ewigkeiten, männlich-polarer Art in ursprünglicher
Geistnatur, und was heute auf Erden als «Weib» lebt,
war ewig weiblich-geistiger Artung aus dem weib‐
lichen Sein in der Gottheit her, die da «Mann» ist
und «Weib».ML 122 Es gibt ein ewiges Vorleben vor dem Eintritt des
Menschengeistes in diese Welt der Sichtbarkeit, und
es gibt ein ewiges Fortleben nach dem «Tode» des
Erdenkörpers!ML 113-114 Noch kennst du deine Gezeiten nicht und willst nicht
begreifen, daß auch dein Geist nur in rhythmischem
Wechsel sich auswirken kann. Auch in den Tagen dei‐
ner größten Lichtesferne ist das Leben in dir wirksam.
Siehe: auch du wirst wieder dem Lichte so nahe sein
wie ehedem!Ww 11 Wir kennen keine Tiere im Bereiche der geistigen
Welt, obwohl die reine Formenwelt tierhafter Erschei‐
nung auch hier keineswegs fehlt.J 81 Alles Leben im physisch-sinnlichen, wie im geistigen
Kosmos äußert sich als Bewegung. Alle Bewegung
aber zeugt Form. Da alles Leben immer das gleiche
eine Leben ist, so ist auch alle Form der gleichen Be‐
wegung entsprechendes Symbol in allen Anschauungs‐
regionen des Alls.J 83
47 Brevier
Auch auf der geistigen Seite der ursächlichen Welt
gibt es «Raum und Zeit», «Ursache und Wirkung»,
wenn wir auch zu alledem in wesentlich anderer Be‐
ziehung stehen, als wir es auf der Erde und im phy‐
sisch-sinnlichen Leben gewohnt sind.J 80 Die schöpferischen Kräfte des Willens allein lassen in
der geistigen Welt ins Dasein treten, was gewollt
wird, und andererseits entschwindet das bisher Ge‐
wollte ohne jede Spur, sobald der Wille es verneint,
so daß hier dann in Wahrheit die Macht des Willens
nahe an den Begriff der «Allmacht» grenzt.J 86 Was durch die geistigen Sinne wahrgenommen wird,
ist in gleichem Grade «objektiv» gegenwärtig, wie
das, was die physischen Sinne des Erdenkörpers wahr‐
zunehmen vermögen, und aus diesem Grunde ent‐
spricht das geistig-sinnlich Wahrgenommene auch bis
zu den höchsten Stufen geistiger Selbstdarstellung
«objektiv» durchaus den Formen der physisch-sinn‐
lichen Anschauungswelt, wenn auch in geistbedingter
Abwandlung. Auch in der geistigen Welt gibt es
«Länder und Meere», tiefe Schluchten und hohe
Berge, Firnen mit ewigem Schnee bedeckt, und weite,
stille Täler voll von Anmut und Frieden.J 77-78 Nicht Bericht und Weisung sind die höchsten Werte
dieses Lehrwerkes! Über alledem steht sein übertrag‐
barer Inhalt an wirklichem ewigen geistigen Leben.
Kod 22
48 Brevier
In dem Augenblick, in dem sich ein Mensch ent‐
schließt, Schüler des Geistes zu werden, um sein
ewiges seelisches und das Bewußtsein des ewigen Gei‐
stes im eigenen geistigen Organismus zu erreichen, hat
er zugleich, auch wenn das Selbstverständliche hier
keine Gelübde benötigt, sich willentlich von allen
Daseinsäußerungen seiner Mitmenschen zurückgezo‐
gen, die der Entfaltung seines geistigen Organismus
hemmend im Wege stehen oder sie ganz unmöglich
machen.WmS 141 Die ewige Weisheit kann denen nur erschlossen wer‐
den, die über alles Törichte noch herzhaft ‒ lachen
können!GRel 117 Alles, was nach «Verdienstlichkeit» riecht, riecht
faul! Wer im Geiste Gottes bewußt ist, wurde das
ohne alles eigene irdische «Verdienst» und ist in sich
selbst davor gesichert, sein Tun für «verdienstlich» zu
halten.GRel 92 Wahrhaftig vermag kein irdisches Leid eines in sei‐
ner ewigen Geistigkeit Bewußten ihn jemals im gei‐
stigen Bewußtsein zu erreichen, so sehr auch sein irdi‐
sches gehirnbedingtes Bewußtsein durch seelische und
körperliche Qual bedrängt sein mag.IeS 33 Im Geistigen durchdringt das Einzelne sich gegen‐
seitig, und so auch lebt der Geistesmensch, der in Ver‐
einigung mit seinem Gegenpol den urgegebenen Zu‐
49 Brevier
stand seines Seins zurückerrungen hat, in gegenseiti‐
ger Durchdringung aller anderen erneut Geeinten.
E 235
Alles Glücksverlangen, das hinaufreicht über niederes
irdisches Begehren, ist nur Sehnsucht nach Vereini‐
gung der Geister in dem Geistes-Urgrund, der sie
ewig zeugt und ewig sie aus sich entläßt, um ewig
wieder sie in sich zurückzunehmen.E 221 Wirkender Wille läßt im Geistigen erwachsen, was
uns im geistigen Leibe dienen soll, und der gleiche
Wille läßt die reife Frucht ohne Mühe geerntet sein.
J 80
Vom ewigen Geiste her kann kein anderes mensch‐
liches Wollen und Handeln Förderung erfahren, als
das wiederum in die ewige geistige Wirklichkeit füh‐
rende. Nur die ins ewige Geistige weisende Schöpfer‐
kraft des Einzelnen, wie die durch rein geistige Kraft‐
äußerung bewirkte höchste Machtentfaltung ganzer
Völker und Nationen, können den geistigen Einfluß,
der vom Tempel der Ewigkeit auf dieser Erde aus‐
geht, empfangen.Br 58 Auf jener Höhe, zu der Gautama, der Buddha, drin‐
gen konnte, hat das Gebet kein logisch erweisbares
Recht mehr, aber ‒ es gibt einen weitaus höheren Zu‐
stand, den selbst der höchste Aufstieg des Buddha
nicht erreichte, der nicht erstiegen, der nur mit Gei‐
50 Brevier
stesflügeln «erflogen» werden kann, und in diesem
Zustand, gotteinig im reinen Geiste, wird das Gebet
erst wahrhaft Ausdruck innigster Vereinigung des in‐
dividuellen ewigen Geistesmenschen mit dem Urlicht,
aus dem er lebt.ML 165-166 Nicht selbst zum «Wege» geworden war Buddha,
nicht vom Geiste als Weg bereitet! Nur seine uner‐
meßliche Liebe zu aller Kreatur ließ ihn einen Weg
ergraben, der zur Erleuchtung, zu geistigem Lichte,
aber nicht zur wirklichen Wiedererlangung geistiger
Gotteinheit führt, wenn dieser Weg auch zuletzt, in
gewissen Abzweigungen, dahin führen kann, aber
dann nicht mehr der historisch bekannte Weg des
Buddha ist, sondern uralten anderen Wegmarken
folgt.ML 162 Haß und Liebe sind eines Wesens, so wie die Wurzel
eines Weizenhalmes eines Wesens mit der Ähre ist, die
dem Menschen krafterfüllte Nahrung gibt.MyG 71 In deinem späteren, höheren Geistesleben, wenn du
den Aufstieg begonnen hast und nach dem Tode des
Erdentieres, das dir diente, in freier, geistiger Gestal‐
tung lebst, wird jede Möglichkeit zum Hassen dir feh‐
len.MyG 73 Höhere Geistigkeit kann wohl die Sphäre niederer
Stufen zeitweilig entsagend betreten, während die
Geistigen auf solcher niederen Stufe sich selbst zerstö‐
51 Brevier
ren würden, falls dies möglich wäre, wollten sie ver‐
suchen, in Sphären des Geistes vorzudringen, zu deren
Betreten sie noch nicht bereitet sind.ML 290 Keinem Menschengeiste kann im Reiche des Geistes
das dauernde Leben werden, wenn er nicht glaubt,
daß er dieses Leben finden wird.WdJ 127 Der «Glaube» ist nicht die durch Erfahrung gewon‐
nene Gewißheit, daß man etwas tun könne, sondern
die Kraft, mittels der man es tatsächlich tun kann!
MyG 132
Ihr «sucht» mit dem Verstande und scheltet die Natur
grausam, weil sie euch kein Auge gab, in ihre letzten,
geheimnisvollen Tiefen zu blicken, derweil ihr dieses
Auge habt und nicht darum wißt, in all eurem
Reichtum.MyG 51 Wir wissen, daß Gott keinem antworten wird, der Ihn
in Frage stellt.KglK 177 Es ist in allen Weltenräumen und über allen Sternen
kein äußerer Gott für dich erreichbar, der deine lah‐
men Bitten hören würde.LG 216 Niemals wird die Gottheit sich dem Erdenmenschen
als Gegenstand begrifflichen Erfassens überlassen.
Nur Bild und Gleichnis dürfen von der letzten Wahr‐
heit Kunde bringen.WdJ 83
52 Brevier
Alle höchste Weisheit ruht im Sein und nicht im
«Denken».A 147 Geist ist nichts Erdachtes. Geist ist nicht die Kraft des
Denkens. Geist ist substantielles, aus sich selber seien‐
des, lebendiges Licht!LG 253 Was sich in dir verbirgt und enthüllen soll, wird nicht
bei dem lauten Reden der Gedanken gefunden.LG 86 Das Allerwenigste von dem, was wirklich ist, wird
Menschen je «bewußt», und was im Un-Bewußten,
Un-Gewußten bleibt, ist für den Menschen mehr be‐
stimmend, als alles, was ihm zu Bewußtsein kommt.
E 222-223
Jenseits allen Denkens, die Gedanken an sicherem
Halfter zügelnd, als Beherrscher deines Denkens,
sollst du das Erschaubare in dir selbst erschauen ler‐
nen durch Versenkung in deine innerste Tiefe: als‐
dann erst darfst du deinen Gedanken Freiheit geben,
und dann erst werden deines Denkens Schlüsse Gei‐
stiges aus Geistigem zu erschließen vermögen.Gh 202 Niemals warst du wirklich in der Finsternis, die du
dir träumend schaffst; denn was du auch immer als
finster empfinden magst, hat in der Wahrheit keinen
Bestand. Du warst Licht von Anbeginn, der niemals
Vergangenheit werden kann, weil er in Ewigkeit Ge‐
genwart ist.KglK 41
53 Brevier
Über dem vielgepriesenen «Denken», das für immer
zu Ende ist, wenn der Erdenleib zerfällt, gibt es noch
ein anderes Denken, bei dem der Gedanke selbst
lebendig und seiner bewußt wird, so daß er, losgelöst
von allem erdgebundenen «Denken», sich selbst zu
denken vermag.Gspr 89-90 «Sterben» ist für den Erdenmenschen nur ein Vor‐
gang, der zwangsweise dazu führt, bisher im Unter‐
bewußten verborgene Sinne bewußt gebrauchen zu
lernen. Während des Erdenlebens sind diese geistigen
Sinne schon vorhanden ‒ ja, sie allein sind die Ur‐
sache, daß der Mensch aus seiner tierleiblichen Sinnes‐
wahrnehmung Eindrücke empfangen kann, die dem
Tiere, auch auf höchster Stufe, unerlebbar bleiben.
J 67
Willst du dem Lichte nahen, so gib den Widerstand
auf! Alles in dir ist noch Widerstand. Alles in dir ist
noch Rede, darum hörst du nicht. Alles in dir ist noch
Blick, darum kannst du nicht sehen. Gebiete dir sel‐
ber Schweigen und halte die Blicke gesammelt, damit
die Stille Einkehr bei dir halte! Nur in der lautlosen
Stille vernimmst du das ewige Wort.KglK 14-15 Alles Schaffende bleibt in der Stille.KglK 178 Geistiges kann nur Geistigem «bewußt» werden. Gei‐
stiges wird nur erlebt in der Vereinung, und was
sich Geistigem vereinen will, muß selbst des Geistes
54 Brevier
sein. Alles Nichtgeistige ist dem Geiste nicht «real»,
nicht «wirklich».WmS 151 «Wahrheit» und substantiell-geistige «Wirklichkeit»
sind nicht das gleiche, auch wenn alles Wahre im
Wirklichen gründet. Wahrheit ist immer ein Bild der
Wirklichkeit.HC 79 Ein Werk der Kunst kann dir zum Anlaß werden, in
dir selbst die Lichtwelt zu berühren, und das kleinste
Wunder der Natur kann dich dazu gelangen lassen.
SdD 97-98
Der sanfte Ruf des Geistes wird nur von denen ver‐
nommen, die ihr inneres Gehör zu schärfen wußten
und die Seele geistiger Dinge also kundig werden
ließen, daß sie auch deuten kann, was ihrem Hören
klingt.HZ 14 Nur das, was in dir selbst der Lichtwelt ähnlich ist,
wird sich mit ihrem Lichte einen können.SdD 101 In der Struktur des ewigen Geistes gibt es das nicht,
was man im gehirnlichen Bereich «Erklärung» nennt.
Hier wird erkannt, aber nicht «erklärt».Kod 118 Man weiß in geistigen Sphären, daß jedes analytische
Wissen-Wollen zur entgegengesetzten Richtung führt,
gegenüber dem kosmischen Gesetz, das aus Kräfte‐
punkten im Chaos Formen werden läßt, deren wirk‐
55 Brevier
liche Erklärung sich erst in höchsten geistigen For‐
men findet. Man weiß dort, daß jede höhere Form
die niedere durchleuchtet, daß aber alles Schließen
vom Niederen aufs Höhere ein trügliches Erschließen
darstellt.ML 84-85 Es ist einer der betörendsten blinden Trugschlüsse
menschlichen Denkens, anzunehmen, göttliche «All‐
macht» müsse die in Gott gegebenen ‒ durch sein
Dasein «gesetzten» ‒ Auswirkungsgesetze ewiger
geistsubstantieller Kräfte auch je nach Belieben wie‐
der aufheben können, sobald das dem Erdenmenschen
wünschbar erscheinen würde,ÜdG 23-24 Aktives Leben soll an Stelle des «Gedankenlebens»
treten. Vollkommen hat solches Streben seinen Zweck
dann erreicht, wenn auch das Denken gelebt wird,
nicht mehr nur «gedacht». Niemals ist der substan‐
tielle ewige Geist im Denken erfaßbar, sondern nur
im Leben: im geschehenden, nicht gedankenbedingten
Erleben.WmS 153-154 Wirksamer als alles andere vermag immer das Beispiel
zu wirken, und beispielgebend voranzugehen ist da‐
her die vornehmste Aufgabe eines Menschen, der «in
den Geist» gelangen will.WmS 143 Es kommt bestimmt ein Tag, an dem du es bitterlich
bereuen würdest, des Geistes Forderung nicht erfüllt
zu haben!SdD 152
56 Brevier
Der ewige Geist gibt sich keinem «Meder» und kei‐
nem «Perser», keinem «Griechen» oder «Römer», kei‐
nem Sproß aus diesem oder jenem ehrenwerten Hause
und keinem Gliede dieser oder jener Kaste, sondern ‒
nur dem nackten MENSCHEN!Gh 222 Nur als Überwinder deines Leides kannst du in den
Geist gelangen.GF 51 Suche nach der Einfalt des Kindes in dir, wenn du
Geistiges erkennen lernen willst!KglK 44 Wer sich bei seiner Schauung unter einem Zwange
fühlt, der darf ganz sicher sein, daß das, was er etwa
erschaut, gewiß nicht aus dem Reiche reinen, wesen‐
haften Geistes stammt.SdD 52 Willst du, o Suchender, in dir zu deinem höchsten
Gute finden, so mußt du immer wissen, daß es dir nur
in der Freiheit deiner Selbstbestimmung werden kann!
SdD 53
Im Wissen der Ewigkeit ist der Wissende, der Gegen‐
stand seines Wissens, und das Gewußte, in völliger
Durchdringung. So nur wird wahrhaft «erkannt».
A 24
Nur in «Ergriffenheit» auch deines ganzen Körpers
wird sich dir einigen können, was vom Geiste her zu
dir kommt.Gh 199
57 Brevier
Die Mitteilungen, die ein Geistgeeinter etwa in der
Sprache seines Landes gibt, machen nicht sein «Leh‐
ren» aus. Sie sollen euch nur «Fingerzeige» sein, damit
ihr ihn, oder was seiner Art ist, wiederfindet in euch
selbst, in eurem Innersten.LG 298 Der wirkliche «Eingeweihte» verkündet niemals ein
Wissens- oder Glaubens-«System».LG 58 Es gibt ein innerstes, geheimes Reich des Geistes und
geistiger Gewalten in der geistigen Region unseres
Planeten, dem alle, die auf Erden leben, ihr Bestes
danken.ML 113 Das Ewige liegt, allem Errechenbaren, allem durch
Denkmethoden zu Findenden unerreichbar, zwar am
gleichen Ort wie die physische Welt, aber gänzlich
unvorstellbar im Bilde irdisch zu errechnender
Raumvorstellungen.HC 86-87 Alle Einwirkung ewigen Geistes auf die physische Ge‐
staltung der Erde, alle Benützung dieser Gestaltung
durch geistige Kräfte der Ewigkeit, schafft Situatio‐
nen, die als Symbole sprechen. Es ist kein «Zufall»,
daß die für die Aufnahme ewiger Wellenströme und
Schwingungen in ihrer höchsten Potenz einzig vor‐
handene Stelle auf diesem Planeten hoch in der Re‐
gion seiner höchsten Berge liegt, mitten in Schnee und
Eis.Kod 39-40
58 Brevier
Daß die Impulse aus dem ewigen Geiste ihren Weg
durch das Innere der Erde nehmen, weil die Erdaura
durch den Menschen, infolge des Mißbrauchs der in
seiner Tiernatur ‒ im weitesten Sinne ‒ gegebenen
Möglichkeiten, grauenhaft verunreinigt ist, wurde
ebenso Ursache der Symbolbildung: ‒ heilige Grotten
und Höhlen! ‒ wie das geistige Geschehen selbst, das
von hohen Bergen her erfolgt. Die Erdaura, die wie
eine über und über beschriebene Schriftrolle angefüllt
ist mit den dunklen Zeichen des Erdenmenschen, ist der
tötende «Buchstabe», während Geist der Ewigkeit
«lebendig macht» aus dem Innern der Erde her, ‒ in
die Erde eingedrungen an einer Stelle, an der die Erd‐
aura nicht durch den Menschen entheiligt ist und wie
nirgends fähig, geistige Strahlungen einzulassen.
Kod 43-44
Im wirklichen Tempel der Ewigkeit auf der Erde
wird keineswegs ein Kult zelebriert, und ebensowenig
werden hier etwa belehrende Homilien abgehalten.
Die hier sich vereinen als wahrhaftige, vom ewigen
Geiste gesetzte Priester, erheben sich vielmehr an die‐
ser Stätte in die vollkommene, infolge geistig substan‐
tieller Verhältnisse sonst an keiner Stätte der Erde
jemals mögliche, Transsubstantiation zur absoluten
Vereinung mit dem Vater: in eine absolute, keinem
«Mystiker» auch nur vorstellbare «Unio mystica» und
leiten in diesem von ewiger Liebe durchlichteten Zu‐
stand Ströme des Segens zu dafür empfangsfähigen
Menschen über die ganze Erde hin, die nur aus die‐
59 Brevier
ser Stätte her so erreicht werden können, daß sie
auch aufzunehmen vermögen, wozu sie sich emp‐
fangsbereit machten.Br 54-55 Jahrtausendelang haben wir Leuchtenden des Urlich‐
tes an unserem geistigen Tempel gebaut, und stets
bauen wir weiter, ohne den Tempel jemals ganz zu
Ende zu bauen. All eure Tempel und Altäre auf der
Erde sind nur dieses geistgestalteten Tempels Spiegel‐
bilder. Dieser Tempel aber ist nicht etwa ein Werk des
Gedankens. Er besteht vielmehr als ein geistsinnlich
immerdar wahrnehmbares Bauwerk aus geistiger Sub‐
stanz und wird von geistig wahrnehmenden Wesen‐
heiten ebenso als ein festes Gefüge erkannt, wie von
euch die Tempel der Erde und die irdischen, himmel‐
ragenden Dome.J 75-77 Von jenen, die im höchsten Lichte ihres Gottes son‐
nenhaft erstrahlen, die göttergleich, als eine Einheit,
eine Sonne aller Sonnen, allen Sonnen, allen Welten,
leuchten, bis herab zu denen, die hier noch das Kleid
des Erdentieres tragen, durchfließt ein Strom des sub‐
stantiellen Geisteslichtes alle Weiten und einigt die
von ihm Erfüllten zu erhabenster Gemeinsamkeit. Auf
der dir nächsten, tiefsten Sprosse dieser «Himmels‐
leiter» aber stehen jene Helfenden, die dir die Hand
zur Hilfe bieten können, wenn du ihre Hilfe willst.
Sie lassen keinen je allein, der durch die Nacht des
Grauens sich den Weg zu bahnen strebt, nach jenem
friedevollen, stillen, hohen Tempel, darin sein Gott
60 Brevier
sich in ihm selbst ‒ aus Licht zu Licht ‒ «gebären»
kann.LG 66-67 Die «Söhne des Lichtes», die wirklichen Vertreter der
«Theo-Sophia» auf dieser Erde, sind wahrhaft «Wis‐
sende», aber dieses Wissen ist anderer Art als das Wis‐
sen irgendeiner Wissenschaft. Der Zustand derer,
die dieses «Wissen» sich erwirken können, läßt sich
bezeichnen mit den Worten: «durch Selbstverwand‐
lung wissen».ML 111-112 Jeder der Leuchtenden des Urlichtes ist nicht nur For‐
mung gleichen ewigen Willens im substantiellen gött‐
lichen Geiste, sondern als solche Formung, unbescha‐
det aller geistgewollten Unterscheidungsmöglichkeit,
dem Sein im Geiste nach mit allen ihm Gleichgeform‐
ten substantiell identisch.Kod 37 Des wirklichen geistigen Meisters unbestreitbares Vor‐
recht gegenüber anderen Menschen ist eine absolute
Erfahrungssicherheit in rein geistigen Dingen und
seine Macht, auf hoher geistiger Ebene Bedingungen
zu schaffen, durch die in niederen geistigen Sphären
bis herab zu der unsichtbaren physischen Aura dieses
Planeten nach Möglichkeit Unheil verhütet wird.
ML 92
«Gott sprach» ‒ will besagen: Gott ließ den Menschen
erkennen und sprach aus eines Leuchtenden sprechen‐
dem Mund. Wo aber der Mensch das «Gebot» über‐
61 Brevier
trat, dort handelte er entgegen der ihm gewordenen
Erkenntnis.Kod 120 Du blickst gleichsam durch alle Reiche der geistigen
Hierarchie hindurch in die innerste Gottheit hinein,
wenn dir ein Leuchtender des Urlichts sich aus seinem
Geistigen heraus offenbart.L 100 Suchst du das Licht, so wisse, daß dein Weg behütet
ist durch die Leuchtenden im ewigen Tag!KglK 9 Die Gemeinsamkeit der Wenigen, die «durch Selbst‐
verwandlung wissend» sind, ist die Darstellung des
ewigen «Christos» auf dieser Erde, und der Meister
der Evangelien ist einer der höchsten Söhne dieser
geistigen Gemeinsamkeit der Leuchtenden des Urlich‐
tes, die allein den «Vater» kennen und also tun kön‐
nen, wie der «Vater» sie lehrt.ML 115 Wie der Leuchtende selbst sich erlebt als «Sohn» des
ewigen «Vaters», des höchsten geistigen Oberhauptes
aller Leuchtenden auf Erden, aus dem und in dem ein
jedes Glied dieser geistigen Gemeinschaft lebt in abso‐
luter Vereinigung, so wird auch durch ihn nur der
«Vater», der urgezeugte Mensch der Ewigkeit im Ur‐
wort, erkannt in erdenmenschlicher Offenbarung.
WdJ 121
Nur der kann die «Meister»-Prüfung bestehen, der
schon des Brückenbaues Meister war im Geistigen,
62 Brevier
und lange schon vor seiner Inkarnierung in den
Erdentiereskörper.LG 278 Der auf Golgatha starb, war das vollkommenste Ge‐
fäß der Liebe, das je auf Erden sich dargeboten hatte,
der Liebe, die unendlich ist, obwohl sie in sich selbst
ihre Grenzen kennt.MyG 45 In der letzten Stunde ist es dem Größten aller Lie‐
benden gelungen, das Menschentier in sich der Macht
des Geistigen zu absoluter Einheit des Empfindens zu
vereinen, so daß er die Vernichter seines Erdenlebens
noch in der Vernichtung lieben konnte wie sich selbst.
Die unsichtbare Erde ist seit jener heilighohen Stunde
der Macht des «Fürsten dieser Welt», des unsicht‐
baren, aber nur seiner selbst und nicht im Geiste be‐
wußten, vergänglichen Gewaltigen, für alle Zeit ent‐
wunden.WdJ 65-66 Dichter mögen allein nach Schönheit streben, ‒ Seher
geben den Worten ewigen Klang!LG 329
63 Brevier
SEELE
Eure eigene Seele ist das «Reich der Geister», die ewig
mit und in euch leben werden. In euch selbst umfaßt
ihr die Unendlichkeit. In euch lebt, was war, was ist
und was werden wird. «Allgegenwart» ist euer Sein,
doch ihr seid an das «Da-Sein» noch verhaftet. Ihr
glaubt noch, das Reich des Friedens sei ein fernes
Land in Sternenweite, derweil es in euch lebt und ihr
in ihm. Jeder, der dieses Reich in sich er-langte, ist
für ewig dieses Reiches «König»!LG 284-285 Du kennst noch den Reichtum nicht, den deiner Seele
Weiten in sich fassen! Hier gibt es «Kräfte» und
«Mächte», denen du Anbetung darbringen würdest,
gleich dem Propheten vor dem brennenden Busch,
wenn ich sie dir sichtbarlich zeigen könnte. Deine
Seele ist ein unermeßlicher Ozean, und noch keiner
hat seine Tiefen, keiner die Wunder des Meeres der
Seelenkräfte ergründet.LG 77 Das Reich der Seele gleicht einem «flutenden Meere»
geheimnisvoller, vom Reiche des Geistes überstrahlter
Kräfte, die alles übersteigen, was in der Region der
okkulten Kräfte der physischen «Natur» zu finden
ist, und die durchaus unabhängig von jenen Gesetzen
wirken, durch die sich das Wirken der okkulten
Kräfte der physischen «Natur» bestimmt sieht.
ML 157
65 Brevier
Die ewigen Seelenkräfte, die in myriadenhafter An‐
zahl die während des Erdenlebens vom Menschen
durch Wille und Tat gestaltete Form seiner Seele bil‐
den, haben mitempfunden, haben miterlebt, was in
der Tierseele ehedem empfunden und erlebt worden
war, und verwahren es im Bewußtsein der bleibenden
Seele bis diese durch eigenen Willensakt entscheidet,
was ihr erhalten sein und was ihr entschwinden soll.
HC 196-197
Nur wer das Leid in tiefster Seele zu empfinden fähig
ist, der wird zuletzt auch fähig werden, es als Lüge
zu erkennen.Tr 11 Es gibt etwas in uns, das nicht von dieser Erde ist,
auch wenn es sich in unserem Erdendasein nur in
erdenhaft bestimmter Form erfassen läßt. Dieses gilt
es zu ergründen! Dieses, vor allem, gilt es an sich
wahrzunehmen! Wer dieses Eine nicht in sich ergrün‐
det hat, der ist gleich einem Bettler, der durch dunkle
Gassen zwischen wohlverschlossenen Häusern irrt und
in Verzweiflung aufspäht zu den hellen Fenstern, die
ihm zeigen, daß die Anderen ihr Fest begehen, wäh‐
rend er zu seinem Feste längst noch nicht «geladen»
ist.GFr 180-181 Ihr ahnt noch kaum, daß selbst die Träume eurer
Erdennächte näher sind dem wirklich wachen Leben,
als das, was ihr die Wirklichkeit des lichten Tages
nennt.ML 40
66 Brevier
Umfangen vom Dunkel erdentierischen Erkennens
werden die Seelen auf dieser Erde in tiefem Schlafe
erhalten aus eigenem Willen.WzG 33 Es ist unsinnig, zu glauben, daß dieser Erdenwelt Ge‐
storbene sich «materialisieren» könnten, um mit den
Irdischen in Verkehr zu treten. Das würde heißen,
daß die der Hypnose physischen Anschauungszwan‐
ges endlich Entrückten aufs neue ihr verfallen könn‐
ten.J 129-130 Alle tierseelischen Regungen, die mit der erstrebten
Einung der ewigen Seelenkräfte in der Erlebensform
«Ich» übereinstimmend gefunden werden, müssen
während dieser erdbegrenzten Lebensdauer des Tier‐
menschenleibes erhalten, gepflegt und zur Erleichte‐
rung des Einheitserlebens der ewigen Seele eingesetzt
werden. Alle Regungen der Tierseele aber, die der
Einung ewiger Seelenkräfte in der Identitätsform
«Ich» oder der Entfaltung des substantiellen, ewigen
menschlichen Geistorganismus entgegenwirken, müs‐
sen nach und nach zum austönenden Abklingen ge‐
bracht werden.WmS 130-131 Nur durch das praktische Verhalten im Alltagsleben
können wir unsere Seele zum Wachstum bringen!
MyG 94
Das echte Erlebnis kommt stets ungesucht und läßt
sich am leichtesten mitten im Alltag finden.Ww 21
67 Brevier
Alle «Furcht vor dem Tode» erwächst aus dem Wider‐
streben des ins Physische gerichteten Willens gegen
eine Umkehr seiner, im Akt des «Falles» aus dem Ur‐
licht eingeschlagenen Richtung.J 126 Wie wir in der physischen Welt nur wahrnehmen, nur
«bewußt» sein können, weil wir selbst eine ihrer phy‐
sischen okkulten Kräfte sind und in unserem Körper
die feineren fluidischen Kräfte dieser Welt tragen, so
auch können wir Geistiges nur wahrnehmen, können
wir im Geistigen nur bewußt werden, weil wir selbst
auch gleichzeitig eine der geistigen okkulten Kräfte
sind und in uns einen geistig-okkulten oder Seelen‐
organismus tragen, ohne den die geistigen Welten,
deren «Substanz» diese Seelenkräfte sind, uns niemals
wahrnehmbar sein könnten, ohne den wir niemals im
Geiste bewußt zu werden vermöchten.MyG 136 Man kann wohl die sterblichen, feineren, fluidischen
Kräfte des Körpers fördern, wenn man dem Leben
der Welt entflieht, aber niemals wird je ein Mensch
seiner Seele zum Wachstum verhelfen, wenn er nicht
täglich aufs neue ihre Kräfte erprobt, an den Wider‐
ständen, die ihm die «Außenwelt» schafft.MyG 94-95 Wer nicht mitten im Alltagsleben, ohne Absonderung
und ohne weltverneinende Allüren, dem Wachstum
seiner Seele zu dienen weiß, der wird gewiß kein see‐
lisches Wachstum erreichen, und würde er auch der
Genosse der Tiger und Schlangen in indischen Dschun‐
68 Brevier
geln, oder ließe er sich für den Rest seines Erden‐
lebens in tibetanischen Klöstern vermauern.
MyG 90-91
Kein Ding der Außenwelt ist so gering, daß es dir
nicht zum Lehrer werden könnte. Aus jeglichem Erle‐
ben kannst du Lehre ziehen, und keine Tätigkeit ist
so verächtlich, daß du nicht aus ihr zu lernen hättest!
LG 81
Es zeigt eine bedenkliche Schwäche an, wenn man
glaubt, dem Leben der Seele nur dann gerecht werden
zu können, wenn man «die böse Welt mit ihren Hän‐
deln» flieht, um ja durch nichts anderes gestört zu
werden.MyG 90 «Abtötung» des Tierischen ist ein Verbrechen, einer‐
lei, ob solche «Abtötung» nur bis zur Lähmung der
Tierheit erfolgt oder zur Selbstvernichtung des Tie‐
res führt. Der Asket, der sein Tierisches peinigt, weil
es ihm nicht zu Willen ist, darf sich in keiner Weise
erhaben dünken über den Selbstmörder, der mit einem
Schlage sein Tierisches vernichtet; denn er handelt
nur weniger konsequent, aber keineswegs weniger ver‐
werflich!A 142 Durch alle lauten Wahrnehmungen des äußeren
Erdenlebens wird der unsagbar subtile Organismus
der «Seele» fort und fort erschüttert, was nicht nur
seine Aufnahmefähigkeit für Geistiges bald mehr,
69 Brevier
bald weniger herabsetzt, sondern zuweilen, und selbst
für längere Zeit, geradezu eine Art von «Lähmung»
der «Seele» bewirken kann.Geb 84 Du wirst dir nur jene Seelenkräfte zu dauerndem Be‐
sitz erhalten, die du in dir geeinigt haben wirst, wenn
deine Stunde des Abschiedes von diesem Erdenleben
kommt.LG 240 Deiner Seele «Leben» ist Wille.LG 311 Du mußt deine eigenen Wünsche völlig zur Ruhe
bringen, damit sie deinen Willen nicht mehr stören
können!Gl 42 Die Einsiedlermönche des Athos beweisen auf ihre
Art unstreitig eine tiefe Erkenntnis, wenn sie alle
Arten der Gelehrsamkeit für unvereinbar mit echter
Frömmigkeit und für ein Hindernis der Gottesschau
erklären.HC 224-225 Mancher könnte Segen bringen, lehrte er nur das, was
er zu lehren vermag... Wie kannst du wissen, ob du
Wahrheit weitergibst, solange das, was du zu geben
hast, sich dir noch nicht als wahr erwiesen hat?
Ww 30 u. 44
Hüte dich sehr, nehmen zu wollen, bevor dir gegeben
wird!WdL 103
70 Brevier
Den Wert des Schweigens wirst du kaum ermessen
können, bevor du nicht an dir erfahren hast, wie alle
Seelenkräfte erst im Schweigen sich in ihrer höchsten
Wirkung offenbaren.SdD 117 Wenn ihr eurer Seele Kräfte nicht schon in kleinen
Dingen anfangs zu benützen wißt, werden sie nie‐
mals so erstarken, daß sie euch ihre hohen Wunder
offenbaren können.LG 227 Du kannst seelisch reicher werden durch das rechte
Lesen eines Buches, als der Autor, der es schuf.Ww 57 Keinen Augenblick darfst du dich selbst aus dem
Auge der Seele verlieren!KglK 76 Sei kein Tor und wähne nicht, du könntest jemals
«besser» werden durch stetes Versenken in das Bild
des Mangels, das deine Selbstkritik dir zeigte! «Bes‐
ser» wird nur der Schaffende, der, nach der Erkennt‐
nis seiner Fehler, aus sich selbst sein Idealbild schafft
und diesem dann stets mehr und mehr sich anzu‐
gleichen strebt.A 124-125 Ich fand viele, die ihr seelisches Leid so sehr liebten,
daß sie es kaum von sich lassen wollten, als es sie von
selbst verließ.GF 49 Du kennst die Stunden nur zu gut, in denen deine
Seele müde wird und alles, was ihr sonst als Nahrung
71 Brevier
diente, von sich weist. Ich rate dir: quäle dich nicht
in solchen Stunden, sondern suche alsbald deiner Seele
ein Fest zu bereiten!A 122 Du sollst keineswegs glauben, du müßtest auf dieser
Erde das ängstliche, stets um gesichertes «Seelenheil»
besorgte Leben eines kleingläubigen «Heiligen» füh‐
ren, eines jener Selbstsüchtigen des Herzens, die sich
gar sehr vor jeder «Sünde» fürchten. Solche Lebens‐
haltung würde dich nur dereinst mit aller Sicherheit
in eines jener täuschenden «Strandreiche» des Gei‐
stes gelangen lassen, die menschlicher Wahn gestaltet
hat, ohne um seine eigene Urheberschaft zu wissen.
Ein Leben treuer Pflichterfüllung, voll Liebe zu allem
Lebenden, voll Streben nach Herzensgüte und Wahr‐
haftigkeit, nach Ordnung in deinem Willenshaushalt
und nach Veredelung deiner Freuden, ein Leben voll
fröhlichen Glaubens an die endgültige Erfüllung dei‐
ner höchsten und geläutertsten Sehnsucht, wird jeder‐
zeit hier auf Erden für dich das beste Leben sein.
J 48-49
Das «Heil der Seele» wird durch den Willen be‐
stimmt, nicht durch ein Fürwahrhalten irgendwelcher
Berichte und Glaubenslehren.HC 174 Dankbarkeit ist keine bloße «schöne Eigenschaft»,
keine «Tugend» und keine «Pflicht» vererbter Kon‐
vention, sondern eine Grundkraft der ewigen Seele
des Menschen.Kod 137
72 Brevier
Religiöse Glaubensgemeinschaften sind Seelenstaaten.
IeS 26
Bist du krank, dann er-glaube dir deine Gesundheit,
und wenn dein Körper noch zu retten ist, dann wer‐
den die Ärzte, denen du dich vertraust, dir dankbar
für deine Hilfe zur Genesung sein.Gl 76 Bist du in materieller Not, so «er-glaube» dir mate‐
rielle Hilfe und höre nicht auf, deinen Glauben mit
allen Mitteln lebendig und wirksam zu erhalten, bis
Hilfe eingetroffen ist, während du gleichzeitig in aller
Ruhe die Wege weiterbeschreitest, von denen du nach
äußerem Ermessen, auch ohne deine Glaubensmagie,
dir Hilfe erwarten würdest.Gl 76 Noch immer verbindest du mit dem Worte «Glaube»
nur den einen Begriff des «Fürwahrhaltens» dessen,
was man «glaubt» oder zu «glauben» vermeint. Die
Kraft des Glaubens aber ist eine innere Sicherheit,
daß man das erreiche, was sie verheißt!WzG 18 Deine Seele schmachtet, solange du nicht glauben
kannst.LG 311 Um die verkümmerte Empfindungsfähigkeit so zu
erkräftigen, daß der Erdenmensch in sich selber got‐
tesbewußt zu werden vermag, ist die Erweckung
freier und froh zuversichtlicher Bereitschaft, Gottes
inne werden zu wollen, nötig.ÜdG 76
73 Brevier
Solange du noch Zweifel hegst und dich der Kraft
des Glaubens nicht vertrauen magst, hast du keinen
Anspruch, jemals ein «Wissender» zu werden.
WzG 24
Weltwende wirkt das Wort, wo es wachen Willens
erworben wird, aber wenig vermag es der Seele zu
vermitteln, wo Widerstand weisen Erwerb verwirkt.
GFr 8
Eines der bedeutsamsten Formungsmittel der Seele
ist die Einwirkung bestimmter Lautfolgen der
menschlichen Sprache. Das Sprechen nach innen soll
so erfolgen, daß es gleichsam zu einer «Kommu‐
nion», zu einem geistigen Aufnehmen, zu einem
Genuß der Worte als geistiger Speise wird.
* Fu/MPr 35, 38-39
Man sollte das Wort nicht «lassen stahn», sondern
man soll es vielmehr wandeln und sich bewegen las‐
sen.WmS 160 Mag auch die Seele tief innerlich berührt durch kul‐
tische Handlung sein, so wird doch wirkliche Verei‐
nigung der Seele mit der Gottheit nur gefunden
durch Hingabe aller Kräfte des Menschen in ihre
Hand.ML 275-276 Nur wer aus der Liebe lebt, der Liebe kundig aus Er‐
leben und Erfahrung, sollte von der Liebe Zeugnis
 
* Frühere, einzeln erschienene Ausgabe: MPr 5 u. 8-9
74 Brevier
geben dürfen. Nur er kann wirklich von der unerfaß‐
lich hohen Kraft, um die es sich hier handelt, reden.
L 10
Was wir «Fühlen» und «Empfinden» nennen, ist in
gewisser Weise Äußerung der gleichen Kraft, durch
die wir auch zu «denken» vermögen, und unser Füh‐
len und Empfinden läßt sich zu gleicher, wenn nicht
größerer Schärfe der Einstellung, tatsächlich aber zu
weit höherer Sicherheit emporentwickeln, als das
Denken.ML 203-204 Die Erkenntnisse der Seele wollen nicht «verstanden»,
sie wollen geschaut, erfühlt, erlebt und erobert wer‐
den.MyG 54 Eure Gedanken sind wahrhaftig mehr als die «Dinge»
dieser Erde, ‒ sind Kräfte: ‒ einzielige Bewußtheiten,
denen nichts auf dieser Erde zu vergleichen ist, er‐
füllt mit gierigem Lebenswillen, dem ihr durch euer
Denken Nahrung schafft. Aus solchen Kräften habt
ihr eure Götzen gebildet und sie durch euren Glauben
mit der Macht begabt, euch Gutes oder Böses anzutun
nach ihrem Willen.ML 37-38 Was auch ein wirklicher Künstler zu geben haben
mag, und sollte es dem Motiv nach noch so nahe dem
«grauen Alltag» stehen, wird immer eine Botschaft
der Seele sein, bestünde sie auch nur darin, daß sie
sehen lehrte, wie selbst das Häßlichste noch einen
75 Brevier
Gottesfunken offenbaren kann, der nur im Kunst‐
werk zu erlösen ist.RdK 74 Natur bleibt tot und kalt, und jedes Kunstwerk läßt
sich fühllos betrachten, wenn du nicht selbst bei der
Seele hast, was dir Natur und Kunst als Bewußtseins‐
wert vermitteln soll.MyG 60 Die künstlerische Ausdrucksform kann in jeglichem
Einzelfall nur dann zu einer Sprache der Seele wer‐
den, wenn bewußt oder unbewußt Rhythmen in ihr
und durch sie zum Schwingen gebracht werden, die
irgendwo im Körper analoge Rhythmen zum Mit‐
schwingen bringen.ML 206 Das Reich des künstlerischen Schaffens muß dem
Willen entrückt bleiben, soll seelisch Tiefstes in der
Sprache der Kunst zutage treten.RdK 126 Alle Kunst ist seelische Bewegung, die zur Form ge‐
staltet wurde.RdK 134 Das innere «Empfangen» einer schöpferischen Idee,
einer echt künstlerischen Vor-stellung, ist an sich
schon eine Art «übersinnlicher Erfahrung».LG 43 Bist du selbst nicht «böse», so wirst du gewiß in dei‐
nem Kinde auch das «Gute» finden, und du wirst
nicht erst an-erziehen müssen, was schon an-geboren
ist.SdD 59
76 Brevier
Alle Seelenkraft ist gut an sich und kann, in richtige
Geleise eingelenkt, zum höchsten Segen und zu
menschlicher Vollendung führen.M 124 Für das geistige Auge ist deine «Seele» eine leuch‐
tende, lebendige «Wolke», aus unzählbaren strahlen‐
den «Punkten»: ‒ deinen Seelenkräften, ‒ gebildet,
und diese Lichtwolke ist in steter Veränderung, so‐
lange du auf Erden lebst.LG 239 Bevor du in dir selber dich gerundet und von allen
Seiten abgeschlossen hast, wie ein Meer, das sich selbst
begrenzt, wie eine Wolke, die sich selbst zu ballen
weiß, wirst du vergeblich deine Seele zu besitzen su‐
chen; denn deiner Seele Kräfte geben sich nur dem
zu eigen, der ihrer Ehrfurcht wahrhaft würdig ist.
LG 80
Ehedenn du glauben wirst, kann dich die «leuchtende
Wolke» nicht durch das «trockene» Meer geleiten!
LG 65
Die meisten der Menschen ahnen nicht, welche unend‐
lichen Weiten ihre eigene, stets in ewigem Rhythmus
schwingende «Seele» umfaßt.Geb 69 Unsere Seele ist eine organische und nach bestimmten
rhythmischen, harmonischen Gesetzen gebildete Ge‐
staltung aus dem ewigen Ozean der Seelenkräfte, die
gleichsam an dem in diesen Ozean versenkten
77 Brevier
«Geistesfunken» ihren Kristallisationsmittelpunkt hat.
Geb 83
Die Milde ewigen geistigen Lichtes wird von über‐
reizten Nerven nicht wahrgenommen. Nur in der vor‐
her erlangten unstörbaren heiteren Ruhe der Seele
kann sich das goldweiße Licht der Gottheit irdischem
Erfühlen offenbaren.HC 21 Was du deine «Seele» nennst, ist ein stetig wechseln‐
des Gebilde im Meere der Seelenkräfte, im Reiche der
Seele. Jeder Gedanke, jeder Willensimpuls, jede Tat
kann dieses Gebilde sogleich verändern.Gspr 61 Nur dann, wenn jegliches Geschehen deines Tages
überstrahlt wird durch dein religiöses Fühlen, gleich‐
viel in welcher Form du es zu fassen suchst, darfst du
gewiß sein, daß du dem, was «ewig» ist in dir, ent‐
sprichst.GFr 157 Niemals wird ein menschliches «Ich», auch wenn es
noch so arm an Seelenkräften einging in das Leben
des Geistes, um in ihm seinen «Weg» zu Gott zu voll‐
enden, auch nur die leiseste «Sehnsucht» empfinden,
wieder zurückkehren zu können in das Erdenkörper‐
leben, einerlei, was es in ihm zurücklassen mußte.
LG 241-242
Die Seele ist des Wachstums fähig, wie sie der Ab‐
nahme fähig ist, ja wie sie, selbst während des kör‐
78 Brevier
perlichen Lebens, fast völlig entschwinden kann, ohne
deshalb die Funktion der körperlichen Organe un‐
möglich zu machen.MyG 81 Das Wachstum der Seele wird nicht gefördert durch
tiefgründige Studien, durch philosophische Erkennt‐
nisse oder durch das Forschen nach den unbekannten
Kräften der Natur. Dies alles kann man treiben und
dabei längst seine Seele verloren haben!MyG 93 So wie du dich keinem Quacksalber anvertrauen
wirst, wenn es um deines Erdenleibes Leben geht, so
darfst du dich auch nicht jedem mit der Seele über‐
geben, der dir sagen mag, er wisse deiner Seele Leben
zu erhalten!L 83-84 Du bist mitnichten etwa entschuldigt, wenn du dich
irrenden Lehrer anvertraust, denn dir gab Urnatur in
deinem Gefühlsvermögen die Kraft der Unterschei‐
dung, und es ist nur deine eigene Lässigkeit, wenn du
nicht alsbald erkennst, daß du einer «Seelenführung»
dich ergabst, die selbst zu-recht geführt zu werden
nötig hätte!L 85 Der Weckruf aller wirklichen Geisteslehrer der
Menschheit erging zu allen Zeiten deshalb, weil es das
höchste Glück der Seele in aller Ewigkeit ausmacht,
ihr irdisches Bewußtsein und damit die Fähigkeit des
Erinnerns in sich zu erhalten, und weil unsägliches
Leid der Seele, das zur Auslösung kommen kann,
79 Brevier
nachdem sie den Erdenkörper verlassen hat, durch
ihre Geisteseinung während des irdischen Lebens ver‐
meidbar wird.ML 297-298 Gott ist Liebe und Gnade! ‒ Liebe, seiner selbstge‐
zeugten essentiellen Natur nach, und Gnade in eben‐
dieser «Natur», aber aus dem Empfinden dessen, was
außerhalb ihrer existiert und was nicht «Liebe aus
sich selber» ist.ÜdG 61 Es ist vermessen, unbegründet und verächtlich, Gott
gegenüber das gottfremdeste aller menschlichen Ge‐
fühle in sich zuzulassen und Gott zu «fürchten», aber
es ist durchaus der in Gott begründeten Relation des
Menschendaseins zu dem, was Gott ist, angemessen,
tiefste Scham in sich zu erwecken, sobald man er‐
kennt, daß man zu träge, zu lüstern oder zu feige war,
um seine Fähigkeiten so gebraucht zu haben, wie man
sie hätte gebrauchen können, ohne sich selbst vor
Gott beschämt fühlen zu müssen.ÜdG 62 Was in Wirklichkeit Gott ist, das kann niemals in
Furcht, sondern allein nur in Liebe empfunden und
empfindungsbewußt werden.ÜdG 61 Wer da den «Großen Liebenden» im Innersten des
Innern in sich selbst zu finden hofft, ‒ denn er ist
wahrhaft allen Erdgeborenen so nahe, daß er leicht
sich finden läßt, ‒ der muß vor allem jenem Wahn
entsagen lernen, der aus dem reinsten Menschen, den
80 Brevier
die Erde trug, den «Gott» zu bilden wußte, der sei‐
nem Vatergott sich als Versöhnungsopfer irren Rache‐
durstes, menschlich allzumenschlicher Erfindung, bot!
Dann erst kann er den hohen Meister in sich verneh‐
men: ‒ den weisen Zimmermann aus Nazareth!
HZ 105-106
81 Brevier
KÖRPER
Der Denker kann nicht Dinge letzter Wirklichkeit
erfassen.KM 60 Kein einziger Bewußtseinsbereich öffnet sich «von
außen her».HC 41 Der Zwang des Aufhörenmüssens bestimmt eure For‐
schungsresultate!LG 222 In der Vorzeit gab es Menschen, denen eure Art zu
forschen nur als Torheit galt und die mit ihren höch‐
sten und in sich geeinten Seelenkräften ohne euren
Apparat die letzten, tiefsten Fragen lösten. Sie fanden
hin zum Grund aller Gründe, ‒ doch ihr ‒ verbreitert
nur die Oberfläche.LG 225 Der Mensch dieser Erde ist nur eine untergeordnete,
tiergebundene Art des ewigen geistigen Menschen,
aber unausgesetzt, wenn auch unbewußt, mit jedem,
auch dem höchsten Menschtum in innerster geistiger
Verbindung, mag er sich ihrer würdig erweisen oder
nicht.Kod 109-110 Nur weil der Erdmensch, in seinem irdisch unfaß‐
baren Kern, geistiger Zeugung «Zeugnis» aus aller
83 Brevier
Ewigkeit her ist, kann er, der sich selbst aus dem
ewigen «Augenblick» in die trügerische Scheindauer
der kosmischen «Zeit» fallen ließ, dereinst wieder in
sein Reich eingehen, mitnehmend aus seinem irdi‐
schen Bewußtsein, was er mitnehmen will, soweit es
den inhärenten Ordnungen dieses Reiches nicht wider‐
spricht.HC 81 Ewige, substantielle Geistigkeit kann in der irdischen
Sphäre sich nur dann zur Erscheinung bringen, wenn
der nunmehr Irdische, der sich voreinst, bevor die
Erde Lebendes erzeugte, im Ewigen dazu dargeboten
hatte, auch im irdischen Willen bereit ist, alles kör‐
perliche Leid zu ertragen, das um seiner übernomme‐
nen Bereitschaft im Geiste willen auf ihn gelegt wer‐
den muß, auf daß er es der Seele entwerte.IeS 31 Eine der tiefsten Stufen der Erscheinung des «Men‐
schen» stellt der Erdenmensch selber dar. In ihm hat
sich der urgezeugte Mensch des reinen Geistes einem
der unfreiesten Wesen seiner Erscheinungsschöpfung:
- der Erscheinung des Tieres, verbunden.M 22-23 Wer Ohren hat, zu hören, der wird so manches Wort
aus allen Zeiten vernehmen, das «Fleisch und Blut»
nicht hätte offenbaren können.LG 204 Wer nicht das Wissen seines Traumes seinem Traume
überläßt und mutig auf sich selbst verzichtend sich
ins Ungewußte, niemals seinem Wissen Unterworfene
84 Brevier
wenden will, der wird, in seinen Träumen vermeint‐
lich wissend, ewig suchen können, ohne je zu finden,
was er sucht.ML 42 Euer Wissen-Wollen ist es, das euch vom Erkennen
ferne hält. Euer Wissen-Wollen ist es, das euch nicht
erwachen läßt. Euer Wissen-Wollen ist es, das euch
zu Sklaven eurer Götzen macht, wie immer ihr sie
auch mit Namen nennen mögt!ML 42-43 Du weißt noch nicht, daß du selbst wahrlich etwas
anderes bist als dein Denken, das dich in seinem
Reichtum erstickt.W 104 Der Verstand ist nur ein Werkzeug des Menschen
und darf nicht zum Herren seines Besitzers werden,
sonst wird er zu seinem fürchterlichsten Feinde.
MyG 51
Ihr seid im Denken viel zu kompliziert geworden, als
daß ihr ohne «umzulernen», Wirkliches im tiefsten
Sinn erfassen könntet.LG 227 Man muß die Traumbetörten weiterschlafen lassen,
bis sie selbst einmal des Schlafens müde werden.
HC 161
Keiner der in ihren Träumen so Selbstgewissen wird
gewahr, wie wertvoll ihm sein Erdenkörper werden
könnte, wenn er ihn zu nützen wüßte als zeitlich ge‐
85 Brevier
gebenen Empfindungs-Verstärker, durch den es der
Seele unsagbar erleichtert wird, das hauchzart im
Geiste Empfundene an das Gehirnbewußtsein heran‐
zubringen.HC 163 Nicht einer aus euch ahnt in seiner Traumbenommen‐
heit, daß aller Streit, den ihr um Gott und Nicht-Gott
führt, nur wesenloses Nichts dem wesenlosen Nichts
entgegenstellt.ML 29 Die Gefahr ist groß, derart im Erleben des vergäng‐
lichen Irdischen hängen zu bleiben, daß die Fähigkeit,
Ewiges zu erleben, niemals erreicht werden kann.
Nicht das Ewige wird dadurch geschädigt, sondern
der irdische Mensch, der das, was in ihm ewiger Na‐
tur ist, endgültig und unwiderbringlich in aller
Ahnungslosigkeit verliert.HC 264-265 Nichts Unreines kann das ewige Leben im reinen Gei‐
ste erlangen!ML 170 Eine Regung des Neides, die nicht augenblicklich
bekämpft und zum dauernden Verlöschen gebracht
wird, bringt alles geistige Wachstum zum Stillstand.
WmS 123
Traut nicht den Kundgebungen, die man von weib‐
lichen wie männlichen Somnambulen und «Medien»
in den Anfällen ihrer Nervenkrisen erhalten kann!
Traut keiner Lehre, die das höchste Vorrecht des
86 Brevier
Menschen abhängig macht von der Art seiner leib‐
lichen Speise oder von fakirhaften «Übungen».
ML 56
Die Kräfte, um die es sich bei echten spiritistischen
Manifestationen handelt, sind voll Lüge, Laune und
Trug, stets bereit, sicn mit Hilfe eurer eigenen Kraft
bemerkbar zu machen, aber gar weit davon entfernt,
sich zu willigen Untersuchungsobjekten zu wandeln.
Die Manifestationen, in denen ihr Kräfte des «Jen‐
seit» am Werke glaubt, sind, wenn irdische Täu‐
schung ausschaltet, nichts anderes als das Spiel un‐
sichtbarer Wesen einer noch fast unbekannten Region
der physischen Welt. Der wirkliche «Verkehr», der
einzige sichere Verkehr mit dem ins « Jenseits» Voran‐
gegangenen, spielt sich allein im Innern, in der «Seele»
ab und ist rein geistiger Art.J 56 u. 60-61 Bevor der «lebendige Gott» in dir geboren ist, mußt
du notwendigerweise ein «gottloser Götzendiener
deiner Traumwelt» sein. Bevor der «lebendige Gott»
in dir geboren ist, bist du lebendig tot und ahnst noch
nicht in deinen kühnsten Träumen, was dein Leben
in Wahrheit ist.ML 43-44 Du sollst die Außenwelt mit wachen Sinnen, freudig,
als das hier auf dieser Erde dir Gegebene, verbrau‐
chen, aber sei auf deiner Hut, damit du dich nicht
in die Außenwelt ver-hängst und so dir selber zum
«Verhängnis» wirst!SdD 98
87 Brevier
Es sind in dieser Zeit weit mehr aufnahmebereite
lebende Antennen in menschlichen Gehirnen zu fin‐
den, die alles, was irdische destruktive, zertrüm‐
mernde Kräfte verstärken könnte, mit wahrer Gier
an sich ziehen, als es Aufnahmeorgane gibt für posi‐
tiv wirkende, aufbauende, erhebende geistige Kräfte‐
schwingungsformen.AmM 66 Schon unsere Enkel werden die Tage der Wahnver‐
blendung, die sich ihrem Ende zuneigen, mag auch
das endliche Ende noch gar fern erscheinen, nicht
mehr kennen. Sie werden kaum in sich noch ein Ver‐
stehen finden für den Krankheitszustand der Gehirne,
die in der Verstrickung dunkler Mächte, denen sie
sich selbst ergaben, der Torheit Tür und Tore offen
ließen, als sei «der Mensch» nur das arme Erdentier,
als das er sich empfindet, solange er nicht weiß, daß
er des Geistesmenschen Pforte zur Erlösung darstellt.
Erst dieses Wissen bringt Gewißheit, daß ihm die
höchste Form der Liebe allein die unerhörte Macht
verleihen kann, dieser Erde Angesicht derart zu ver‐
wandeln, daß alle Trübsal, die der Mensch auf Erden
fand, daß Krankheit, Not und Jammer von der Erde
schwinden müssen, wie jene Ungeheuer schwanden,
die einst das frühe Menschentier erst floh und dann
besiegen lernte.L 79-80 Ein Teil der Erdenmenschheit wird dereinst dem ewi‐
gen Geiste bereits im Mutterleib erschlossene Kinder
gebären, während ein anderer Teil, immer rettungslos
88 Brevier
tierverhaftet, zwar nicht, wie die Visionen des Zara‐
thustradichters meinten, den «Übermenschen», wohl
aber das Übertier zeugen wird, das aller Tiere Dumpf‐
heit, Grausamkeit und Krallenlust zuletzt bis zur
Selbstzerfleischung übersteigert.Br 85 Müde sind heute die Besten aller bloßen Weisheit der
Gehirne. Gewißheit wirst du eher nicht erlangen, als
bis du lernst, der schillernden Vielfältigkeit deines
Denkens zu entsagen!WdJ 13-14 Verlasse die Welt der wechselnden Vorstellung, wie
sie nur in deinem Kopfe lebt und west! Das ist «die
große Entsagung»!KglK 44 Jeder Gedanke der «Bosheit» oder des Hasses, sei
auch, deiner Meinung nach, das Gehaßte noch so sehr
des Hasses «wert», liefert dich, ohne dein Wissen, den
Unholden aus dem Unsichtbaren in die Gewalt.
SdD 74-75
In den anderen Tieren, die du so peinlich von deinem
Menschlich-Tierischen zu scheiden suchst, glaubst du
das «Böse» zu finden, weil du eben doch deine eigene
Tiernatur in ihnen wiederentdeckst und dich verfüh‐
ren läßest, deine eigenen Tatmotive in des Tieres Trieb
zu übertragen.SdD 61 Nur der Mensch reißt seine, auch ihm in seiner Tier‐
natur gebotene Grenze zuweilen ein, und nur im Men‐
89 Brevier
schen kann der Trieb zur Selbsterhaltung schauerlich
entarten!SdD 62 Wenn du dein Nebentier betrachtest, wie es vor dem
Fraße seine Beute quält, dann bist du gar schnell ver‐
sucht, das Tun des Tieres als ein Zeugnis seiner ein‐
geborenen «Bosheit» zu bewerten, und doch ist hier
nur Äußerung der Freude an dem Fraße, Äußerung
des Wohlgefühls, die Beute nun in seiner Macht zu
haben, und, nicht zuletzt, auch Äußerung der Lösung
jener scharfen Spannung, die bei dem Lauern auf die
Beute sich ergeben oder ein heiße Jagd befeuert hatte.
SdD 62-63
Wohl spricht man mit Recht von der «Seele» des Tie‐
res, und diese Art «Seele» west auch in dir, allein sie
ist nur fluidisch-physischer Natur und darf nicht ver‐
wechselt werden mit der ewigen Seele aus dem Ozean
der Seelenkräfte, die nur im Menschen-Tiere und
neben dessen «Tierseele» sich erlebt.SdD 64 Erstaunliche Anhänglichkeit ist in des Tieres «Seele»
zu finden, und ebenso Schreck oder Trauer, wenn es
das Nebentier leiden sieht, wobei auch der Mensch
ihm «Nebentier» ist, ‒ aber niemals gleichschwingen‐
des Mitgefühl, so sehr auch der Mensch geneigt ist,
gewissen Tieren solches zuzusprechen.SdD 65-66 Dein Nebentier mag vielleicht einem anderen Neben‐
tiere helfen, wenn es bemerkt, daß das andere hilfs‐
90 Brevier
bedürftig ist, allein niemals wird es das Leid des
anderen Tieres mitempfinden können.SdD 65 Du wirst auch das grimmigste Raubtier niemals einer
«bösen» Tat ‒ niemals der Lust am «Bösen» ‒ niemals,
im menschlichen Sinne, der «Bosheit» beschuldigen
dürfen! Aber auch der «boshafte» Mensch ist zuwei‐
len nur Sachwalter seines Selbsterhaltungstriebes oder
des Triebes zur Erhaltung der Art. Was dir dann als
«boshaft» an ihm erscheint, kann immer noch in
jenen Grenzen bleiben, die die Natur dem Selbst- und
dem Arterhaltungstriebe gezogen hat.SdD 67-68 Siehe, das «Böse» ist wider die Natur und wird ihr
erst aufgezwungen durch den Menschen! Von allen
sichtbaren Geschöpfen ist es nur der Mensch allein,
der in der Sichtbarkeit das «Böse» erzeugt!
SdD 69-70
Wer Haß noch hassen kann, der hat die Liebe noch
nicht erkannt! Wer aber niemals hassen konnte, der
wird auch niemals lieben lernen.MyG 71 In Wahrheit «gottlos», also Gottes ledig oder von
Gott gelöst, kann kein Erdenmensch sein, da das für
ihn heißen würde, im gleichen Augenblick physisch
wie im Psychischen ein Nichts zu werden, wenn das
möglich wäre. Es ist immer eine «Asthenie», eine Fä‐
higkeitsschwäche, die den Erdenmenschen dazu
91 Brevier
bringt, sich einzureden, er sei losgelöst von Gott.
ÜdG 43
Haß ist nur die Form ohnmächtiger, ihrer Macht
nicht bewußter, Kraft: der gleichen Kraft, die als
Liebe ihre Selbsterlösung findet.MyG 70-71 Solange Liebe noch etwas zum Hassen braucht, und
sei es auch das Verwerflichste, solange ist das, was du
«Liebe» nennst, nur ein Wechselbalg betrogenen Stre‐
bens und Gefühls und hat mit der göttlichen Liebes‐
kraft nicht das mindeste zu schaffen.MyG 72-73 Stets wirst du, wenn du Haß in dir nährst, auch wenn
du nur das «Hassenswerteste» zu hassen meinst, dich
um die Entfaltung deiner höchsten Kraft, der Kraft
der Liebe, betrügen.MyG 74-75 Töricht und einer Selbstbesudelung gleich ist jeder
Haß und jede Verachtung eines der Menschheitsglie‐
der gegen ein anderes.Gl 73 Es gibt in diesem Weltall unsichtbare Intelligenzen,
die nur dem Hasse leben, aber auch sie sollst du nicht
hassen, so sehr sie dich auch mit ihrem Haß verfolgen.
MyG 74
Du kannst das Verachtungswürdige verachten, das
heißt: seinem mangelnden Werte nach ihm deine Ach‐
92 Brevier
tung entziehen, aber du sollst es nicht hassen zu müs‐
sen glauben!MyG 75 Lasse dich nicht täuschen und blicke nicht zu allem,
was über dir steht, hinauf!MyG 77 Ihr sagt:
«Die Weltgeschichte
Ist das Weltgericht!»
Gewiß!
Doch ein Gericht,
In dem der Mensch allein
Sich selbst das Urteil spricht!
Hier hat sich «Allmacht»
Aller Macht begeben ...
Hier spricht nur geist-getrenntes,
Tierversklavtes Leben!Br 84 Aller Aufschluß über innere Zusammenhänge ewigen,
substantiellen geistigen Lebens kann niemals das Be‐
wußtwerden im eigenen Innern ersetzen, und keine
gedankliche Darlegung vermag jemals die Gewißheit
zu schaffen, die allein das Innewerden dieses Einen,
das alle Zahl in sich darlebt, in der leibhaften Emp‐
findung erzeugt.HC 181 Es soll dir jede Lehre als irrig gelten, die dir vom
«Bösen» spricht als von einem Erbe, das dir auf Er‐
den in deinem Körper unentrinnbar zu eigen sei!
SdD 79
93 Brevier
Tierliebe, die das Tier vermenschlichen will, führt zu
Menschenhaß!.Kod 64 Die meisten Menschen täuschen sich selber, wenn sie
von ihrem «Willen» reden, denn sie meinen entweder
ihre Wünsche oder gar ihres Blutes Gelüste, das durch
den Willen überwunden werden soll.SdD 81 Niemand steht sich selbst so sehr im Wege wie der
Enttäuschte: ‒ der eine Täuschung Losgewordene -!
In seinem Grimm darüber, daß er sich täuschen
konnte, übersieht er, daß nur sein Vorstellungsbild in
ihm die Täuschung bewirkte, und so wähnt er die
Wirklichkeit als unwirklich überwiesen, während
lediglich ein Bild dieser Wirklichkeit zusammen‐
stürzte.HC 138-139 So mancher weiß kaum, wie er sich belügt, wenn er
sich sagt, er sei «zu schwach», um den Gelüsten seines
Blutes Widerstand zu leisten, während er doch in
jeder dunklen Stunde sich dabei ertappen könnte, wie
er sich eben dieser Lust, die er bekämpfen wollte, er‐
freut und sie recht eigentlich bei sich hätschelt.
SdD 81-82
Wenn aus Gelüste und Wunsch das «Böse» erzeugt
und Ursache böser Folge wurde, klagt man sein
«Schicksal» an und wird zum Virtuosen in der kläg‐
lichen Kunst, die eigene Schuld von sich auf andere
abzuwälzen!SdD 82-83
94 Brevier
Man spricht auf Erden noch immer von der «läutern‐
den Kraft» des Leiderduldens. Aber das Leid dieser
Erde ist an sich nicht «Klärung», sondern «Trübung»,
und seine quälende Gewalt ist nicht «Kraft», sondern
zerfrißt wie eine ätzende Säure alle wirkensträchtige
Kraft, wenn sie sich nicht aus Eigenem zu schützen
weiß. Was der Erdenmensch an Kraft besitzt in sei‐
nem Leibe, ist aber nur dann zu schützen, wenn die
Gewalt alles erdentstammten Leides erkannt wird als
fressende und Zerstörung verlangende, zeitlich be‐
fristete ‒ Lüge.GRel 86 Es ist unumgänglich geistig notwendig, daß man die
ebenso törichten, wie satanisch-frivolen Vorstellungen
in sich und anderen tilge, die das Leid als ein von
Gott verordnetes Erziehungs- oder Strafmittel ange‐
sehen wissen wollen und dabei nicht einmal soviel
Raum zu höherer Einsicht lassen, daß der Mensch
gewahr werden könnte, welche furchtbare Gottes‐
auffassung sie verraten. Es ist für den Gottbewußten
kaum zu ertragendes Leid um andere, sehen zu müs‐
sen, was man da einem geglaubten «Gotte» an
Scheußlichkeit zuzutrauen wagt und was gar noch
armen gequälten Menschen dabei als «Trost» herhal‐
ten muß.Br 210-211 Alles Leid ist nur in der Tiernatur gegeben, die uns
hier auf Erden zeitweilige Darstellungsform ist, und
selbst das ergreifendste seelische Leid, das hier emp‐
funden wird, gründet lediglich in der Tierseele, die
95 Brevier
Funktionsergebnis des vergänglichen irdischen Leibes
ist.Br 212 Der Glaubens-«Trost», unter göttlicher Zuchtrute zu
stehen, hat unter den Menschen auf dieser Erde mehr
verhütbares Leid entstehen lassen als alle tiermensch‐
liche Bosheit!Br 216-217 Es könnte mancher Mensch sich ein anderes Schick‐
sal schmieden, wollte er nur der Lust, die ihn zum
«Bösen» drängt, von allem Anfang an, sobald sie ihm
auch nur leise fühlbar wird, jedes Zugeständnis ver‐
weigern!SdD 83 Wenn das in der Vorstellung erzeugte «Böse» schon
die Tat gebären will, dann ist die Kraft des Men‐
schen bereits gebrochen, dann ist der Wille bereits mit
dem «Bösen» verbündet.SdD 83 Wenn auch alles Irdische, einschließlich des «Fürsten
der Finsternis», von dem Jesus sprach, nur geistfernste
physikalische Projektion von Reflexwirkungen wirk‐
licher Geisteskraftstrahlungen ist, so finden sich den‐
noch in der physischen Welt Fährten zu der Wirklich‐
keit ewigen Geistes.Kod 48 Nimm dich in acht vor deinen Träumen, denn die
Geister des Traumes sind herrschsüchtig und tyran‐
nisch. Leicht können sie dich länger im Schlafe halten,
als du schlafen müßtest, und dann verschläfst du dei‐
96 Brevier
nen Tag und mußt bis zu einem anderen Tage war‐
ten.KglK 43 Es gibt eine Menge angeblich «seelischer» Regungen
auch des «Menschentieres», in denen es von manchen
anderen Tierarten sogar erheblich übertroffen wird,
aber diese «Seele» des Tieres, die auch dem physi‐
schen Menschen natürlich eignet, macht weder Mensch
noch Tier zum Erleben des geistigen Reiches fähig,
wie gleicherweise auch der hochentwickelte Intellekt
zur Erreichung des Bewußtseins im wesenhaften Lichte
des Geistes «nichts nütze» ist.MyG 87-88 Körperliches können wir auch wahrnehmen ohne die
Seele. Der Glaube des Volkes, der kein Leben des
Körpers ohne «Seele» kennt, meint hier irrigerweise
mit dem Wort «Seele» nur feinere, fluidische, physi‐
sche Kräfte, auch wenn dabei gleichzeitig diesen
Kräften Eigenschaften zugeschrieben werden, die nur
der wirklichen Seele zukommen. Möchte nur der Kör‐
per, seelenlos geworden, auch «leblos» sein, dann
würden nicht soviel Seelenlose dieses Erdendasein um
seine Wärme bringen, und die Warnungen der Evan‐
gelien wären gegenstandslos gewesen!MyG 85 Lerne die Welt der Vorstellung scheiden von der Welt
der Wirklichkeit! Die Vorstellung muß überwunden
werden, aber nicht die Wirklichkeit der Welt, die
auch «ein Gott» nicht wirklich überwinden könnte.
KglK 43-44
97 Brevier
Die Welt, in der ihr lebt, weiß nur noch von dem
«Werkzeug», und glaubt in ihm das «Werk» zu
haben.LG 249 Töricht ist jeder, der da handelt, als ob ihm Trennung
vom Ganzen möglich sei.Ps 37 Wer nicht in der Liebe ist, dem nützt kein Rufen,
Bitten und Flehen, denn noch ist sein Stern im Urlicht
nicht entzündet, noch ist er nicht reif, auf den Weg
geleitet zu werden.Ps 33 Wie willst du hoffen, deinem Gott dich zu vereinen,
solange deine Liebe sich von ihm entfernt?LG 130 Der «Fall» des Menschengeistes aus reiner, substan‐
tieller Geisteswelt in die Einwirkungszone des abso‐
luten «Nichts» geschah nicht etwa nur in einer fernen
Urzeit, sondern ereignet sich immerdar seit Ewigkei‐
ten und in alle Ewigkeit, wie denn auch der physisch
materielle Kosmos in all seinem steten Werden und
Vergehen dennoch als Ganzes urewig, zugleich mit
dem Reiche ewigen Geistes als dessen «äußerste Ge‐
genwirkung» besteht und bestehen wird. Immerdar
aber gibt es auch einige wenige Geistmenschwesen, die
dem «Falle» nicht erliegen und ihren Gott in sich
nicht «verlieren».LG 177 Jeder trägt eine Schuld von Äonen in sich, die es
abzutragen gilt, denn was auch immer an diesem Ge‐
98 Brevier
samtleib der Menschheit krank und bresthaft ist, das
hat jeder Einzelne im «Ur-Sprung» mit verschuldet,
als sich die Menschheit aus ihrer Gottheit löste.Gl 72 Dem Suchenden erwächst die Pflicht zu tagtäglich
wiederholter Überprüfung der wirklichen Motive sei‐
nes Denkens, Redens und Handelns, um so allmählich
die Angst in allen ihren Maskierungen zu erkennen
und aus ihren Schlupfwinkeln zu treiben. Das ist
wahrhaft fördernde Kontrollierung des inneren Le‐
bens und hilft weit mehr als alle «Gewissenserfor‐
schung».WmS 120 Angst ist nicht etwas «Geistiges» und ebensowenig
etwas «Seelisches», obwohl man das Wort «Seelen‐
angst» geprägt hat. Seelenangst ist nichts anderes als
eine Art «Krampf» gewisser allerfeinster Nerven, der
durch die Rückwirkung bestimmter Vorstellungen auf
die Gehirnbewegung erregt wird.WmS 116 Angst ist schlimmer noch als bloße «Furcht», weil
sie alle Lücken stopft, durch die noch der Mut Zu‐
gang finden könnte, der von der Furcht nur «verges‐
sen» wird, um, im Moment des Wiedererinnerns, oft
plötzlich mit erneuter Kraft herbeigerufen zu werden.
Angst aber will keinen Mut! Angst ist wie ein Zu‐
stand der Selbsthypnose, aus dem es nur dann ein bal‐
diges Erwachen gibt, wenn es zu angstfreier Zeit ener‐
gisch «befohlen» wurde.WmS 114
99 Brevier
Alles Übel ist Furcht!Gspr 68 Dir kann auf deinem Wege nichts zum Schaden ge‐
reichen, außer der Furcht vor den hemmenden Kräf‐
ten der Schuld.LG 139 Nicht eher kannst du im Reiche des substantiellen
Geistes deine Er-lösung finden, als bis der letzte erd‐
verhaftete Impuls, der einstmals von dir ausging, sich
erschöpfte.LG 182 Alles, was in dieser Außenwelt Erscheinung bildet,
hat Da-Sein nur durch Leid: vermag sich nur im Da‐
Sein zu erhalten, indem es seinetwegen anderes leiden
läßt.E 88 Nie läßt sich eine Welt vom Leid befreien, die nur
bestehen kann durch Leid, und alles Mühen Einzelner,
durch Da-Seins-Unterdrückung und Verzichtleistung
auf Da-Sein, dieser Erde Leid zu mindern, bleibt er‐
gebnislos: ist nur des Mit-Leids tröstende Betäubung.
E 91
Nicht nur dir selbst sollst du in diesem Erdenleben
deine Kräfte, deine Macht und deine Sorge widmen,
aber auch nicht nur den Anderen! Je näher du der
Harmonie, die geistiges Gesetz von dir verlangt, zu
kommen weißt, desto mehr wirst du an Bleibendem
gewinnen. Möge es dir gelingen, auch dein geistiges
«Soll und Haben» derart in Ordnung zu halten, wie
100 Brevier
es der gute Kaufmann innerhalb der Welt der Erden‐
werte von sich verlangt, dann wirst du gewiß das
Werk deiner Erdentage niemals zu bereuen haben!
MyG 219-220
Zwar wird auf dieser Erde nie ein «Garten Eden» sich
erschaffen lassen; allein, was hier sich dennoch wan‐
deln läßt, ist so gewaltig, daß späte Enkel sicherlich
voll Entsetzen stehen, finden sie die Spuren heutigen
Geschehens unter Menschen.WdJ 67 Alles Leid ist nur in seiner Macht, solange du es
hegst und willig seine Herrschaft anerkennst!Tr 25 Nur mit «Ver-achtung» sollst du deinem Leide be‐
gegnen, und nur als sein Verächter wirst du seiner
Herr!GF 49 Alle Lust am Leiden muß aus den Seelen schwinden,
und solche «Lust» ist mehr in allem Leiden, als die
allermeisten, die da leiden, auch nur ahnen.Tr 28 Ich warne vor der Hingabe an das Leid und vor dem
grenzenlosen Irrtum, der da im Leide etwas «Heili‐
ges» und «Gottgewolltes» sieht, während alles Leid
nur Lüge und Übel ist, selbst dort nur nothafte Un‐
Vollkommenheit, wo es als unvermeidbare Folge der
Gesetze dieser irdischen Erscheinungswelt erduldet
werden muß.Tr 30
101 Brevier
Alles Leid ist Lüge! Alles Leid geht dereinst unter in
der Wahrheit.KglK 190 Du hast dir selber deine Gespenster geschaffen, und
nur du selbst wirst sie vernichten können!LG 141 Der Erdenmensch ist viel zu tief gefallen, als daß er
ohne Zwischenstufe den höchsten, nie gefallenen Gei‐
steshelfern noch erreichbar wäre.LG 203 Du hast dich selbst vor deiner Erdenzeit von deinem
Gott getrennt, als du ihn nicht mehr in deinem «Ich»
erkanntest, weil du dich selber suchtest, wo dein Gott
allein zu finden war.LG 217 Das physisch-sinnlich sichtbare Universum ist der
äußerste Gegenpol geistigen Seins.LG 187 Alles Irdische, und dazu gehört auch der Traum, ist
stets nur ein schattenhaftes Spiegelbild geistigen Seins.
OR 81
In der irdischen Außenwelt wird zwar nur das mehr‐
fach umgewandelte, letzte Resultat vom ewig Wirk‐
lichen ausgehender Kräfte, in der Reflexwirkung die‐
ser Kräfte aufeinander, erfahren, aber damit ist dem
Erdenmenschen keineswegs nur ein Schein und Schat‐
ten gegeben. Alle irdische Erscheinung läßt sich für
den seiner geistigen Sinne bereits Mächtigen zurück‐
verfolgen bis zur Anschauungswende, von der an die
102 Brevier
alle Form wirkenden Urseinskräfte dann als ein sub‐
stantielles Geistiges erlebbar werden.WmS 164 Wisse, daß Meer und Land nicht so scharf geschieden
sind, wie die niederen, erdensinnlich nicht faßbaren
Kräfte, die an der «Welt der Materie» gestaltend und
zerstörend wirken, von den hohen, im höchsten Lichte
erkennenden Mächten des Geistes!LG 271 Wer die gestaltenden Kräfte in dieser Erscheinungs‐
welt der physischen Materie einmal in ihrer furcht‐
baren Macht und in der unfaßbaren Einfachheit ihres
unerbittlichen Willensstrebens erkannte, den flieht
alsobald die Oberflächentäuschung, als ob das sinn‐
lich faßbare All nur «die Harmonie des Geistes» _
sichtbarlich verkörpere.LG 185 Die Lenker in den niederen unsichtbaren Reichen sind
die furchtbarsten Feinde deiner Seele.LG 271 Die «Schmarotzerkräfte» des unsichtbaren Teiles der
physischen Welt sind Wesen, die dem Anschein nach,
den Kräften, aus denen sich die Seele auferbaut, sehr
ähnlich sind, jedoch beileibe nicht etwa mit «Seelen‐
kräften» verwechselt werden dürfen.LG 151 Das «Leben» des Geistes bedingt unendlichfältige gei‐
stige Gestaltung in ihm selbst, in Urseinselementen,
und deren Auswirkung wieder bedingt zuletzt die
gleichsam «erstarrte» physische Erscheinungsform: ‒
103 Brevier
unendlich «ausgedehnte» Geisteskraft in einem Zu‐
stand des Gebanntseins, der relativen Ohnmacht, des
Gebundenseins in starr bestimmten Formwillen.
LG 187-188
Es sind viele «Arbeiter im Weinberg» nötig, und die
Menschheit dieser Tage würde vieles gewinnen, wenn
ihr wieder kundige Helfer und Lehrer erstehen könn‐
ten, die auch im Unsichtbaren dieser physischen Welt
auf sicheren Wegen zu wandeln wüßten.LG 150 Du warst in der «Welt der Ursachen» heimisch, doch
deine Furcht trieb dich in die «Welt der Wirkungen»
hinaus. Das ist die Wahrheit in den Sagen von einem
«Paradiese» und vom «Sturze» des Menschen durch
einen «Sündenfall»!LG 174 In beiden Reichen dieser physischen Welt, dem sicht‐
baren wie dem unsichtbaren, trägt jede Tat auch ihre
sichtbaren wie ihre unsichtbaren Folgen. Jeder Wil‐
lens-Impuls, jeder Gedanke und jedes Wort ist hier als
«Tat» zu werten. Du bleibst verhaftet an die Folgen
deiner Tat, bis du deiner Seele Kräfte geeint und dich
mit ihnen Gott vereinigt haben wirst. Dann erst
wirst du deiner Taten Folge vernichten können, so‐
weit du sie vernichten willst.LG 171 Du siehst die Sternenheere der Nacht und du kannst
nicht fassen, was sie erhält, und dennoch ist dieses
ganze Weltenall mit seinen zahllosen Sonnensystemen
104 Brevier
nur das geringste Zeugnis einer Kraft, der auch du
dein Dasein dankst und deren höhere Offenbarung
dir, bis in ihr ureigenstes Wesen, werden kann, wenn
du den Weg, den Liebe und Erbarmen offenhalten,
beschreiten magst.ML 194-195 Die Kräfte der äußeren Erdnatur lernten längst den
Menschen als Herrscher kennen, jedoch in seinem
inneren Bereich begnügt er sich in schwächlichen
Versuchen, mit seinen Kräften zu paktieren, da er die
hohe Kraft in sich nicht kennt, durch die er nicht nur
Herr der Innenkräfte seiner physischen Natur gewor‐
den wäre, sondern auch nach außen hin der höchsten
Wirkung mächtig, würde auch nur ein größerer Teil
der Erdenmenschheit gemeinsam sich in dieser Kraft
ver-einen.L 73 Verlangt wird nichts von dir, als daß du deinen gan‐
zen Körper von den Füßen bis zum Scheitel in dein
Selbstbewußtsein aufzunehmen suchst. Es ist ein an‐
deres, ob deine Körperzellen dir gehirnbewußt sind,
oder ob dein ganzer Erdenleib durchströmt von dei‐
nem Selbstbewußtsein ist.GFr 195 Nur Unbestimmtheit ist vom Übel; nur Unentschie‐
denheit gereicht zum Verderb!WzG 58 Laß dich nicht fangen in den Fallen falscher Frei‐
heitstriebe, wie man Vögel fängt mit Vogelfutter vor
gespannten Netzen!SdD 99
105 Brevier
Vor dem ewigen, wesenhaften Geiste ist alles «Böse»
nur zeitlich erscheinender, vergänglicher Irrtum, des‐
sen physische Realität für geistiges Bewußtsein ein
«Nichtsein» ist, denn was allein im Geiste sich selbst
erlebt, ist ewige Vollkommenheit: ‒ das urgezeugte
und ewig sich selber weiterzeugende «Gute».
Ww 102-103
Von tausend Menschen wissen neunhundertneunund‐
neunzig ihren Willen noch nicht zu gebrauchen und
halten sich für «willensstark», weil sie hypnotisierte
Sklaven ihrer Affekte sind.RdK 125 Du beherrschst deine Triebe nur dann, wenn du jeder‐
zeit mit wachem Willen dich ihnen anvertrauen
kannst, ohne befürchten zu müssen, daß sie dich
weiter treiben könnten als du getrieben werden willst!
W 100
Ein Trieb ist nicht vernichtet, wenn er aus Furcht vor
Strafe sich nicht zu äußern wagt.M 124 Es ist kein Paktieren möglich mit des «Tieres» nim‐
mersatten Trieben, und keine Folge triebversklavten
Handelns läßt sich tilgen.KM 90 Wer den Weg, der ihn zur Selbsterkenntnis führen
sollte, nicht im Wege zur Vernichtung enden sehen
will, der hüte sich, des «Tieres» Stimme zu vertrauen!
KM 91
106 Brevier
Wo Fleisch und Blut noch nicht durch Lebenskunst
gemeistert sind, dort muß alle Liebe, die erzwungen
wird, um ein Gebot zu erfüllen, nur elende Grimasse
bleiben, muß zur «Sünde» werden wider das eigene
Fleisch und Blut, zur «Lüge», die am Mark des Lebens
frißt.MyG 69-70 Alles Wirken «künstlerischer Ausdrucksformen» ist
Zeichen-Magie, bedingt durch das Finden der gleichen
Kräftediagramme, wie sie der Körper physisch-real in
sich zur Darstellung bringt. Das gilt sowohl von dem
schöpferischen Gestalten, als auch vom empfindungs‐
bewegten seelischen Erfassen eines jeglichen Werkes
jeglicher Kunst, wenn auch für den Gestalter künst‐
lerischer Ausdrucksform ebenso wie für den durch sie
Angesprochenen geheimnisvoll bleibt, was beider Er‐
leben erregt.ML 209 Die wirkliche Würde und Erhabenheit einer so hohen
seelischen Auswirkungsfähigkeit des irdischen Men‐
schen, wie sie in der bildenden Kunst zutage tritt, ist
vom substantiellen ewigen Geiste her bestimmt und
kann niemals gemindert werden durch irgendwelche
Massen einzelner, die sich in der ihnen dargebotenen
und vom Geiste her vorbehaltenen seelischen Höhen‐
lage nicht zu erhalten wissen.AmM 36-37 Jeder, der das gemeinhin als «religiös» bezeichnete
Streben seiner Seele umzulenken sucht und beispiels‐
weise in der Kunst, im ästhetischen Empfinden, im
107 Brevier
wissenschaftlichen Erkenntnistrieb oder in der Freude
an der «Natur» seine «Religion» sieht, ist ein Sklave
des feineren physischen Organismus geworden und
schwebt in größter Gefahr, zum Mörder an seiner
Seele zu werden.MyG 83 Ihr lebt noch wie die Tiere, die das «Ich» nicht in sich
tragen, wenn auch euer Leben wohl mit «Wissen‐
schaft» und «Kunst» verbrämt und euer Dasein mit
Genuß schon reichlich übersättigt ist.LG 208 Was diese Welt als «Geist» bezeichnet, ist Begriff und
Denken, oder gar die Virtuosität, durch schnell gefun‐
denen Gedanken das Entlegene in frappierenden Zu‐
sammenhang zu bringen.LG 249 Dein «eigener» Körper ist nur an-genommen in dieser
Welt der ‒ Annahme.KglK 62 Gelassen lasse das «Angenommene»! Du hast es nur
gut zu verwalten; es ist keineswegs dein Besitz.
KglK 77
Das ganze Weltenall ist «durchsetzt» mit Raumwel‐
ten, die einander normalerweise unwahrnehmbar sind,
solange nicht eine Art «Isolationsbeschädigung» vor‐
übergehend Kontakte mit der Folgeerscheinung des
Einanderdurchdringens verschiedenräumiger «Mate‐
rie» schafft. Nur das absolute «Nichts», das als eine
sehr reale Sache dieses ganze Weltenall in ewiger
108 Brevier
Starre, als irdisch unvorstellbar «Hartes», umgrenzt,
ist ohne Raum und außer allem als möglich gegebe‐
nen Raum: ‒ absolut distanzlos, gehirnlich auch im
Bilde nicht begreiflich.HC 87-88 Sobald dereinst dein Erdenleib dir nicht mehr dienst‐
bar ist, wirst du mit jenem «Himmel» dich begnügen
müssen, dem dein Verhalten gegen dich und deine
Nebenmenschen dich vereinbar werden ließ, und erst
in irdisch unbegreifbar langen Zeiten wirst du derart
zu wandeln sein, daß dir auch eine höhere Region der
wesenhaften Geisteswelten dermaleinst erfaßbar wer‐
den kann.MyG 219 Man wird einst auf der anderen Seite wenig Anlaß
haben, sein Weiterleben zu lieben, wenn man sein Le‐
ben ‒ wie es auch sein mag ‒ hier auf dieser Seite
nicht liebt.Kod 106 Auch dieses Erdendasein ist nur begründet in deinem
ewigen Leben, dem es wenig verschlägt, auch wenn
du es leugnen zu dürfen glaubst!SdD 153 In diesem, deinem Erdendasein schon kannst du dein
«ewiges Leben» finden, wie es dir alle wahren Weisen
immerdar verheißen haben, da sie selbst es in sich
selbst gefunden hatten, ‒ und wahrlich: deine Freude
an des Erdenlebens zeitlicher Beglückung wird als‐
dann erst ohne Reue sein!SdD 56
109 Brevier
Es ist viel leichter, als du glauben wirst, auf dieser
Erde noch zurück in dein innerstes Sein zu gelangen
und dort dich zu empfinden, wo du in deinem ewig
Eigenen bist!SdD 44 Die Erde ist es, der wir dem Leibe nach entstammen,
und in den Schoß der Erde müssen wir uns, sei es auch
nur im Fühlen, vorerst bergen, bevor wir «neu gebo‐
ren» werden können.Gh 149 Es gibt keine wahrhafte Erlösung für den Erdenmen‐
schen, es sei denn im Leibe und leiblich empfindbar
durch den, seinem Leibe gleichgeformten, lebendig
substantiellen Geist!Gh 154-155 Wer den Geist in sich finden will, der bleibe sich be‐
wußt, daß er ihn nur der Materie gleichgeformt zu
finden vermag, aber weder in Materie versunken,
noch über allem Materiellen, in erträumter wesenloser
Vorstellung.Gh 172 Es gibt keine Kraft in den unendlichen kosmischen
«Räumen», die nicht zugleich als Ton und Zeichen
ihre Art dir offenbaren könnte.W 34 Wer das eigentlich Wesentliche in aller Kunst erfas‐
sen will, der wird stets mehr mit dem Körper aufzu‐
nehmen genötigt sein, als er weiß und zugeben möchte.
ML 207
110 Brevier
Soll das Licht aus dem Wort die Herzen der Men‐
schen erreichen, so muß es zuvor die Farbe der Erde
zeigen.KglK 45 Empfindet ihr euch selbst im Ganzen eures Leibes als
ein Ganzes, dann werdet ihr wahrhaftig auch den
Leib zu ehren wissen, als das Äußere des «Tempels»,
der in sich das allem Außensinn verhüllte heilige My‐
sterium geistigen Lebens birgt.LG 258 Wie das Gehäuse der Laute Resonanz dem Klang der
Saite gibt, so wird der tierische Leib dem Menschen
dienen, seines Geistes Kraft zu voller Entfaltung zu
bringen.KM 92 Ich will dich lehren, der Erde Kleid zu Cherubsflü‐
geln zu wandeln; ‒ ich will dich lehren, aus der Erde
Kraft dich zu den Sternen zu erheben!Gh 197 Des Menschen Wohnstatt ist gleichsam sein äußerstes
Kleid in dieser Außenwelt, und wie seines Körpers
Gewandung ihn offenbaren kann, so auch die Wohn‐
statt, die er sich schuf.GF 23 Was immer du besitzen magst, stets wird dein innerer
Besitz sich in dem äußeren offenbaren.GF 25 Du wirst gar sehr darauf zu achten haben, daß du der
Dinge auch bewußt bist, die in deinen Räumen dich
umgeben!GF 26
111 Brevier
Ich fand Suchende, die hin zum Geiste strebten und,
ihrer Torheit kaum bewußt, durch die Gewandung
ihrer Zeit und ihres Landes sich behindert glaubten.
GF 17
Die Form, die dich umgibt, wirkt auf dich selbst zu‐
rück, auch dann, wenn du sie kaum bewußt gewahrst.
GF 26
Sorge dafür, daß dich nur Dinge umgeben, die du vor
dem Geiste, den du in dir finden willst, so du ihn
einst findest, auch verantworten kannst!GF 30-31 Du trägst wahrhaftig dafür Verantwortung, daß
nichts in deinem Hause sei an Hausrat oder Zier, das
mit der Würde eines Menschen, der zum «Tempel des
Geistes» werden will, sich nicht vereinen ließe!GF 31 Verbanne aus deinem Bereiche alles, was Unwahrheit
offenbart in seiner Form oder was dadurch unwahr
wird, weil es mit deinem eigenen Empfinden nicht zu
vereinen ist!GF 32 Die Gegenwart ist leider angefüllt mit Dingen, die
man am besten ins Meer versenken würde, dort wo
es am tiefsten ist.GF 28 Nur «Arbeit», die des Leibes irdische Erhaltung vor‐
bedingt, hat Anrecht, erdenhaften Gegenwert zu for‐
dern.LG 73
112 Brevier
Geld ist etwas Heiliges, denn es drückt die Wertung
aus, die sich geistige Bedeutung irgendwelcher Art in
dieser Welt der Materie zu verschaffen wußte.Gl 60 Ein noch so hoher geistiger Wert, dem es nicht gelingt,
die allgemein gültige Ausdrucksform materieller
Werte, das Geld, in Bewegung zu setzen, wird der
Menschheit nicht faßbar, nicht nutzbar werden.Gl 61 So wenig Geld du auch dein eigen nennst, sollst du
doch der Kraft bewußt sein, die in jedem Pfennig
steckt, einem Steinchen gleich, das eine Lawine ver‐
ursachen kann, die größten Summen in Bewegung set‐
zen zu können.Gl 62 Je mehr Geld du für eine an sich gute Sache «arbei‐
ten» lassen kannst, desto mehr Aussicht wirst du
haben, dieses Geld im Laufe der Zeit mit Zins und
Zinseszins zurückerstattet zu erhalten.Gl 63 Der scheinbar Besitzende ist stets nur der zeitweilige
Verwalter eines Teiles, der jeweils in der materiellen
Welt durch das Wirken der Menschheit im Ganzen
geschaffenen Werte.Gl 66 Die Höhe des scheinbaren Geld-Besitzes zeigt nur die
Eignung eines Menschen als Werte-Verwalter an, und
wer da Weniges getreu zu verwalten weiß und damit
neue Werte schafft, den werden die geistigen Gesetze
im Menschheits-Gesamtorganismus mit aller Sicher‐
113 Brevier
heit einst auch über Vieles als «Verwalter» setzen,
wenn sein Wille, und nicht nur sein Wünschen, ernst‐
haft danach begehrt.Gl 66 Vergiß nicht, daß auch die schlechteste Entlohnung
dich niemals von deiner Pflicht befreit, gemäß den
geistigen Gesetzen zu denken und zu handeln, die im
Bereiche des Geldes befolgt werden wollen, sollst du
nicht Schaden erleiden, weil du für eines Anderen
Schaden Ursache schaffst!Gl 68-69 Dem steten Ausgleich, den die geistigen Gesetze schaf‐
fen, gilt jede Wertform gleich, so daß dir vielleicht
in völlig anderer «Währung» gegeben oder entzogen
werden mag, was dir zusteht oder was du ungerech‐
terweise empfangen hast.Gl 69 Voreingenommene Ansichten und Meinungen, auch
wenn sie sich vermeintlich gegen allen Aberglauben
richten, sind noch immer die besten Schutzwehren für
die Moderverstecke wuchernden Aberglaubens gewe‐
sen.OR 13-14 Ob ihr euch Gottesgläubige oder Gottesleugner nennt:
‒ in beiden Fällen redet ihr von einem «Gotte», den
ihr selbst erträumt, von einem «Gotte», den ihr nicht
mehr träumen wollt.ML 28 Sei auf der Hut vor allen denen, die ihre vorgebliche
«Gottesweisheit» wie das Wissen um die Dinge dieser
114 Brevier
Erde lehrbar und erlangbar glauben! Sei auf der Hut
vor allen, die mit «Wunderkräften» deinen Sinn be‐
tören wollen!LG 69 Es gibt kein untrüglicheres Zeichen für einen «fal‐
schen» Meister, mag er auch guten Glaubens sich für
einen geistigen Meister halten, als wenn man etwa
von ihm weiß, daß er «Hellseher» ist.ML 86 Ekstase, Verzückung, «Trance» und Somnambulismus
sind nichts anderes als Zustände körperlichen Auf‐
ruhrs.Gh 26 Hüte dich vor jener Torheit, die da glaubt, durch die
Besonderheit der Leibesnahrung oder irgend eine
Fakirpraxis sei es möglich, sich in «höhere Geistig‐
keit» hinaufzuessen und hineinzuatmen!LG 71 «Weltverneinung» ist Torheit!KglK 58 Es heißt den Freuden, die uns das Dasein im Erden‐
tiereskörper ermöglicht, eine lächerliche Überwertung
geben, schätzt du sie so hoch, daß sie als «Preis» für
deine geistige Erleuchtung gelten könnten. Du machst
auf solche Weise aus deinem Gotte einen «Wilden»,
der sich sein gutes Gold um ‒ Glasperlen abhandeln
läßt! Gewiß ist Beherrschung der Erde auch: Beherr‐
schung ihrer Freuden; aber niemals ist Beherrschung:
Verzicht.W 99
115 Brevier
Wer dem «Willen der Erde» sich entziehen will, der
darf nicht glauben, nun auch «der Erde entsagen» zu
müssen.KglK 58 Der «Fürst der Finsternis» ist kein «selbstgeschaffener
Götze», und seine Macht erhält er nicht aus deinem
Glauben! Er ist auch nicht Gottes «Feind» und Ge‐
genspieler, denn er weiß nichts von Gott, und aller
Gottesglaube ist ihm menschliche Torheit. Sieht er den
Menschen nach Gott verlangen, so ist er selbst allein
sich als ein «Gott» gewiß und setzt sich selbst als den
Verlangten, ‒ erkennt er aber, daß der Mensch in
Wahrheit einen Weg zu suchen unternimmt, auf dem
er seinen Fesseln sich entwinden könnte, so wird er des
Menschen fürchterlicher Feind und sucht sein Erden‐
leben zu vernichten. Wären seiner Macht nicht mäch‐
tigere Grenzen gesetzt, so würde wahrlich keiner der
Erdenmenschen je in diesem Erdendasein zu Gott ge‐
langen können!WzG 68-69 Nie wird der Fürst der finsteren Materie dir willig
überlassen, was unter seiner Herrschaft steht und was
du dennoch deinem Willen dienstbar machen mußt,
willst du in diesem Erdenleben schon zu deinem Gott
gelangen in dir selbst! Er wird auch nie dein Tun
«begreifen» können, es sei denn als Vermessenheit,
denn ihm ist alles Geistige, und somit auch dein Gott,
ein Hirngespinst der einzigen aus allen den Geburten
dieser Erde, die in seine Macht gegeben sind, die ihm
trotz allem «fremd» erscheint. Er selbst wird niemals
116 Brevier
sich im Kampfe stellen! Dazu verachtet er dich viel
zu sehr. Im Kampfe auch wird er des Erdentieres
«Fürst» verbleiben und dich allein durch seine Höri‐
gen bekämpfen lassen.WzG 72-73 Du wirst den Sieg über den «Fürsten dieser Welt»
gewiß erringen, so du nur der Kraft des Geistes Anteil
läßt an deinem Kampf! Zwar sollst du hier das Deine
tun, doch ist «das Deine» allzeit nur die Abkehr von
des Erdendämons kosmischer Gewalt, und deines Wil‐
lens Wendung, ihm die Gegenwehr zu bieten, unaus‐
gesetzt, in jedem Augenblicke deines weiteren Erden‐
lebens. Wird dieses «Deine» stetig durch dich selbst
getan, dann wird des Geistes hohe Kraft für dich den
Sieg erlangen. Du wirst dein Irdisches, soweit es nicht
verweslich ist, alsdann mit deinem Geistigen für alle
Zeit vereinen lernen. So, in dir selbst geeint, wirst du
den Weg zu Gott in dir nicht mehr verlieren können,
bis du dereinst das hohe Ziel des Weges in dir selbst
erreichst!WzG 76-77
117 Brevier
ICH
Das ewige, geistgezeugte «Ich» ist die reine Quelle
der geistigen Kräfte im Menschen der Erde, aber der
Körper ist der Schöpfeimer, um diese Kräfte aufzu‐
nehmen und heraufzuholen ins irdische Leben. In
diesem ewigen «Ich» finden wir uns selbst, so wie wir
ewig sind im Ewigen. Nur in diesem innersten «Ich»
finden wir den allumfassenden ewigen, substantiellen
Geist. In deinem, dich selber erzeugenden «Ich» allein
findest du deinen «lebendigen» Gott!J 180 Nur wenn du dich loslösen kannst von deinem Den‐
ken, wirst du die Kraft des Glaubens in dir am Werke
finden.WzG 17 Niemals darf der Intellekt die Führung erhalten,
wenn wir uns im Frührot ferner Ahnung auf den Weg
des Suchens begeben, des Suchens nach dem, was unser
aller bleibender unzerstörbarer Lebenskern, unser aller
unbegreiflichstes Wunder: ‒ das «Juwel in der Lotos‐
blume» ist.ML 282 Die durch geistiges Gesetz geforderte Liebe ist die
höchste und stärkste Selbst- und Allbejahung, so daß
der von ihr durchdrungene Mensch sowohl in sich
selbst wie in allem Mit-Dasein nur das Positive, das
119 Brevier
Geistgewollte erfühlt, auch dann, wenn er sich genö‐
tigt sieht, sich aufs schärfste der gleichzeitig wirk‐
samen negativen Kräfte der gleichen Erscheinung zu
erwehren.J 45 Dir selbst mußt du vertrauen und deiner eigenen
Kraft, die stärker ist als jede mögliche Versuchung!
Vertraust du mutvoll dir selbst, dann darfst du wahr‐
lich auch auf hohe Geisteshilfe hoffen!SdD 84 Niemals darfst du dir selbst mißtrauen! Niemals
darfst du die Freude deines Herzens und deine stille
Gelassenheit verlieren!LG 83 Ohne beharrliches Suchen im eigenen Innern, mit glei‐
chem Mute und gleicher Ausdauer geführt, wie ihr
heute noch nach außen sucht, wird euch niemals
offenbar werden können, was jene Kräfte vermögen,
die in euch selbst verborgen sind.LG 230-231 Erwarte in heiterer Ruhe deinen Tag! Sei tätig mit all
deinen äußeren Kräften in der Außenwelt, doch lasse
das Tabernakel deines Innern niemals durch die Sor‐
gen dieser Außenwelt entweihen! In deinem Innern
mußt du, unbeirrt durch die äußeren Stürme, stets die
Stille bewahren!HZ 17-18 Du kannst die «Wirklichkeit» im Innern niemals fin‐
den, wenn du nicht mutvoll ihr vertraust, bevor du
sie noch kennst.M 154
120 Brevier
Alle, die jemals im Allerinnersten das Letzte suchten
und hier gefunden haben, wonach ihr Sehnen stand,
hatten vordem die Kunst des Wartens geübt und wa‐
ren so zur Kultur der Ruhe gelangt.HZ 36 Du sollst von dir selber glauben, daß du die Kräfte
in dir trägst, die dich einst befähigen werden, die hei‐
ligen Wunder des verborgenen Tempels auf dieser
Erde staunend in dir selber zu erleben. Es ist von‐
nöten, an deine eigenen Kräfte zu glauben, weil dein
Glaube ebendiese Kräfte in dir selbst ent-binden, aber
auch in Fesseln schlagen kann.LG 167 Wer wirklich erwachen will, der glaube an sich selbst!
ML 56
Nur das, was hier im Irdischen uns schon Erlebnis
wurde, kann uns geleiten und uns neues Leben deu‐
ten, wenn wir dieses Irdische dereinst verlassen wer‐
den.LG 232 Hast du dich nicht auf Erden hier mit deinem Gott
vereinigt, dann wirst du auch nach deines Erden‐
körpers Tod noch nicht mit ihm vereinigt sein!
LG 240
Bevor ihr nicht im ganzen Körper, von den Zehen
bis zum Scheitel, euch selbst empfindet, werdet ihr
niemals den Geist empfinden können, nie vermögen,
mit eurem Gotte euch zu einen!LG 254
121 Brevier
Wenn ihr euch von innen und außen, von unten bis
oben, «selbstempfinden» könnt, dann werdet ihr stau‐
nen und mit Dankbarkeit in hoher Freude in euch
fühlen, was dieses Erdenleben ist, das euch bis heute
noch so «unvollkommen» erscheint.LG 257 Nie wirst du wissen um «Ich», wenn du nicht vorher
«Ich» im Innersten deines Innern gesucht und gefun‐
den hast. «Ich» ist nur einmal in dir im Dasein, ‒ aber
Unzähliges sucht sich in dir zu behaupten, indem es
unter diesem Namen dir verbirgt, daß es nur Ange‐
nommenes ist. KglK 64 Jegliche Einwirkung Gottes auf irdisches Dasein be‐
darf des Menschen und des Menschen Bereitschaft,
solcher Möglichkeit die Bahn frei zu machen, ge‐
schehe das nun in bewußter menschlicher Willensein‐
stellung oder durch passive Hingabe im Gebet. Alle
Kreatur wartet auf die Erlösung durch die Kinder
Gottes!A 99-100 Höchstes Ziel ist ein inneres Erleben, das keinem Ein‐
zelerlebnis mehr gilt. Was hier erlebt wird, ist: ‒ EIN
NEUES SEIN!A 107 Willst du in das neue Leben gelangen, das Leben im
Geiste, das den Tod nicht kennt, dann bändige deine
Lust am Wundersamen und wisse, daß dir das wahre
Gotteswunder nur im eigenen Innern begegnen wird!
A 111
122 Brevier
Dort, wo die Seele bei sich selber ist, im «Ich» geeint
und von ihm geleitet, wird erst das «Reich», das ewig
währt, gefunden.LG 286 Nicht anders wird der «Vater», nicht anders das
«Urwort», nicht anders das «Urlicht» erkannt und
geliebt, als im «Ich». Dieses aber bist du: ‒ du jedes‐
mal einziges «Ich», ‒ wenn du Alles von dir abgetan
hast, was nur Angenommenes ist.KglK 63 Erst im bewußten Sein kann göttliches Bewußt-Sein
sich in Urseinselementen neu bezeugen.LG 116 Jeder einzelne Mensch ist eine einmalige und einzig‐
artige Emanation des Urwillens, ist hervorgegangen
aus dem ewigen «ungeformten Meere der Gottheit»
um seine, von allen anderen Mitemanationen verschie‐
dene, individuelle Formvollendung zu erlangen.J 144 Bewußt wird der Gesamtorganismus der Menschheit
stets nur in seinen «Mittelpunkten», den einzelnen
Menschen.Gl 28 Einmalig und einzigartig ist des Lichtes Selbstoffen‐
barung in jedem aus uns, und jedem wird Erleuch‐
tung nur nach seiner Weise.HZ 50 «Das Glück der Menschheit» ist ein Glück der Einzel‐
nen und in der Seele eines jeden Menschen allein nur
erreichbar.M 140
123 Brevier
Der «lebendige Gott» des erwachenden oder erwach‐
ten Menschen auf dieser Erde ist gleichsam ein unfaß‐
bares Fünklein aus dem ewigen Strahlenlichte des
«Wortes», das da «Gott» ist von Ewigkeit zu Ewig‐
keit, und das selbst das Urlicht in seiner Selbstaus‐
sprache als Urwort ist, so wie es «gleichzeitig» sich
selbst als ewige «Gottheit» erfaßt.ML 190-191 Es wird für dich «nur eine Wahrheit» geben, nur eine
Wahrheit, die du fassen kannst: ‒ die Wahrheit deiner
selbst.SdD 126-127 Die «nackte» Wahrheit kann euch auch kein Leuch‐
tender des Urlichts zeigen. Die müßt ihr selbst ent‐
hüllen in der Stille, ‒ in euch selbst.LG 207 Letzte Wahrheit bleibt dem Denken ewig unerreich‐
bar, es sei denn, daß der Mensch in sich der Wirklich‐
keit begegne und im wirklichen Erleben innewerde,
was er sucht, um es dem Denken dann als Gabe dar‐
zubieten.WzG 46 Es wird deine eigene tiefste Wahrheit oft gar sehr
bedrängen, daß sie Wahrheiten anerkennen soll, die
ihr «fremd» erscheinen und nur schwer mit ihr selbst
vereinbar.SdD 126 Allem, was der «Vater» aus der Wahrheit in ihrem
Quellgrunde zeugt, kann Wahrheit nur in gleicher
Weise faßlich werden: ‒ als Selbsterfassung!SdD 126
124 Brevier
Nichts darf dir als Wahrheit gelten, was nicht in dei‐
nem Allerinnersten Bestätigung erfährt.LG 70 Sobald du wirklich wahr geworden bist in dir selbst,
werden tagtäglich dir neue Wahrheiten begegnen, und
sie werden dir nicht mehr «fremd» erscheinen wie
einst.SdD 135-136 Wer mit des ewigen «Vaters» Willen vereint zu «be‐
ten» weiß, dem wird all sein Beten, um was immer
er beten mag, ein Beten um «Flügel» sein: ‒ um jene
Flügel, die da wahrlich «höher tragen als Adler‐
schwingen»!Geb 17 Das ganze «Gebet des Herrn» wird dem Suchenden
nichts anderes mehr sein, als das vollendetste Be‐
kenntnis seiner eigenen untrennbaren Einheit mit
dem Willen des ewigen Seins.Geb 33 Ist irgendwo auf dieser Erde nur ein einziger bereit
und willens, sich durch wahres «Gebet» zu erneuern,
so ist dadurch auch für die ganze Menschheit schon
vieles gewonnen.Geb 75 Sage nicht, du habest die Liebe, solange du noch Sorge
trägst um dich selbst!L 63 Wo noch Persönliches gehätschelt wird in Vorstel‐
lung und Wunsch, kann Ewiges, kann «Individuali‐
tät» noch nicht zum Ausdruck kommen.Gspr 49
125 Brevier
Erziehe dich selbst und du wirst durch dein Beispiel
ein Erzieher der Menschheit sein, ohne dir Rechte an‐
gemaßt zu haben, die man dir nicht übertragen hat!
Gl 75
«Das Himmelreich leidet Gewalt, und nur die Ge‐
walt brauchen, reißen es an sich!» Es ist aber diese
«Gewalt» nichts anderes, als die Gewalt der Selbst‐
bezähmung, die alle Unrast aus der Seele zu verban‐
nen weiß.HZ 36 Was dem nottut, der das Leben im Ewigen sucht, ‒
hier, wie in nachirdischen Zuständen, ‒ das ist nicht
Verneinung seiner Individualität, sondern die innere
Verneinung, die Nichtanerkennung der Person, als die
ihn die Außenwelt und seine eigene Unwissenheit
maskiert.Gspr 48 Ehedenn du am «Kreuze» hingest, kannst du nicht
«auferstehen»!LG 65 Vergeblich wirst du Tag um Tag an dir zu feilen und
zu schleifen suchen, solange du die Schöpferkraft der
«himmlischen» Form der Liebe hinderst, aus dir selbst
das Götterbild zu formen, das den Geist in dir ver‐
körpert zeigen soll.L 121 All deine beste Kraft geht dir verloren, willst du dem
«Heiligen» gleichtun und vor allem dich «von Feh‐
lern frei» zu halten suchen.LG 137
126 Brevier
Wie der Marmorstaub in des Bildhauers Werkstatt
gewiß nicht seines Bildwerks Wert verringert, so wird
auch dein «Ich», das du aus «rohem Stein» hervor zu
formen suchst, auf keinen Fall an Wert verlieren
durch den «Staub» und «Schutt», der ringsum liegen
bleibt, bis endlich deine klare Form herausgemeißelt
ist.LG 138 Die Menschenseele, die sich hier ihrem lebendigen
Gotte einte und ihrer Kräfte Herrscher ward aus
Gott, dem sie diese Kräfte zum Dienste weihte, wird
niemals, solange sie mit dem Körper des Menschen‐
tieres verbunden bleibt, von irdischen Banden frei und
kann, selbst in höchster Vollendung, nur die niederste
Stufe göttlicher Geisteseinung erreichen.ML 285 Vieles gilt dir noch als «Schuld» und «Sünde», was
solche Lästerung wahrlich nicht verdient, und man‐
ches nimmst du leicht und siehst darin gar deine «Tu‐
gend», obwohl es dir Versuchung zum Verderben ist.
LG 141
Unnütz ist deine «Reue» nach dem Fall, aber dein
kraftvolles Erheben kann dir zu dauernder Sicherheit
verhelfen, die den neuen Fall vermeiden lehrt.
LG 139
Die erste leise Regung zum «Bösen» mußt du erwür‐
gen, bevor sie zum Gefühl erstarkt oder gar Gedanke
wird!SdD 84
127 Brevier
Wie stark in dir die vielleicht vererbte Lust am «Bö‐
sen» dich locken mag: ‒ solange du deinen Willen
dieser Lust nicht verbindest, wird sie nichts über dich
vermögen. Die Ahnen, deren Blut in dir kreist, haben
wahrhaftig keine Macht über deinen Willen!SdD 80 Für dich selbst bist einzig und allein nur du selbst
verantwortlich. Bei allem, was du denken oder tun
magst, bei allem, was du auf dieser physisch-sinnlich
erfahrbaren Seite der Welt treibst, bist du stets der
unbewußte Schöpfer deines späteren Schicksals in der
geistig-sinnlichen Wahrnehmungswelt.J 51-52 Du kannst im Geistigen nichts erlangen, es sei denn,
du selber läßt dich in deinem innersten Innern durch
das Geistige wandeln und wirst, was du erkennen
willst.Gh 200 Nach innen muß alles Suchen gerichtet sein, wenn es
zum Finden führen soll. Nicht in tibetanischen Klö‐
stern, nicht an den heiligen Orten der Inder, nicht in
geheimen Zirkeln angeblich «Wissender» ist die
«große Erleuchtung», das «Buddhawerden», zu erlan‐
gen, sondern nur in der tiefsten Einsamkeit mit sich
selbst, mit dem wirklichen «Menschen» im eigenen
Herzen.M 33-34 Liebe der innersten Liebes-Sonne rief dich einst vor
Äonen ins Dasein aus sich selbst, und nur Liebe führt
dich auch wieder in deine Urheimat zurück.MyG 78
128 Brevier
Die Liebe ist eine geistige und zugleich auch irdisch
allem Leben einverwobene, urweltliche Kraft, die
dich so durchströmen muß, wie dich die niedere Form
der gleichen Kraft durchströmt in alles überwinden‐
dem Erschauern, wenn du die Liebesflammen deiner
Erdentierheit in dir brennen fühlst.L 65 Die Himmel fassen nicht, was Liebesfeuerkräfte in
den Herzen Erdgeborener zu wirken wissen, und in
allen Abgrundstiefen ist nicht zu ergründen, wo die
Weihe ankert, die da aus Menschentieren göttlich
überformte Geistesmenschen schafft!HZ 87 Bevor du dich selbst ergründet hast und dich selber
«über alles» liebst, wird all deine Liebe nach außen
nur ein Schein und ein Blendwerk sein.WdL 27 Erst dann wirst du ein wahrhaft Liebender, wenn du
dich selbst zu lieben weißt.WdL 27 Du selbst mußt dir Gegenstand der Liebe werden, bis
du zuletzt auch dich in ihr verlierst und so dann
selbst zu Liebe wirst, die keines Gegenstandes mehr
bedarf, da alles, was je wurde oder werden kann,
in ihr beschlossen ruht.HZ 92 Du mußt zur «Sonne» werden wollen, zur «Sonne»,
die aus sich selber leuchtet, und sobald du diesen
Willen dauernd hegst, wirst du mehr und mehr im
Feuer höchster Wirkungsweise der Liebe erglühen.
L 69
129 Brevier
Eine innere Umkehr wird von dir verlangt, willst du
zu einem Sonnenfeuer höchster Liebeskraft entbren‐
nen.L 68 Alles in dir muß fortan geben wollen, wenn du das
Höchste, das in dir selber ist, aus dir empfangen
willst!L 70 Begehre nichts mehr für dich selbst, und du wirst
alles, was du brauchst, durch deines eigenen Lichtes
Kraft besitzen!W 88 Auch vor dir selber mußt du schweigen lernen!
SdD 116
Nicht minder wie dein Reden wirst du auch dein
Schweigen stets zu verantworten haben.SdD 121 Du bist verbittert, weil auch dir bis heute nicht die
langersehnte Antwort kam, ‒ doch nie hast du daran
gedacht, dich selbst zu prüfen, ob du recht zu fragen
wüßtest!SdD 25 Frage fortan nicht mehr nach dem «Gotte der Väter»,
sondern nach deinem in dir lebendigen Gott!SdD 28 Frage nicht mehr: «Gibt es eine Seele?» ‒ sondern
frage dich, was an dir selber «Seele» ist und wie du
dessen bewußt werden könntest! Frage nicht mehr:
«Gibt es ein Leben nach dem Tode?» ‒ sondern frage
130 Brevier
dich, was du in deinem Erdenleben tun kannst, um
bewußtes Weiterleben in der Ewigkeit dir zu errin‐
gen! Frage nicht mehr: «Was ist Wahrheit?» ‒ son‐
dern frage, ob du selbst wahrhaftig bist und willens,
nichts in dir zu dulden, was dir deine Wahrheit trü‐
ben könnte!SdD 29-30 Frage nicht mehr nach dem «Wert des Lebens», son‐
dern nach dem Werte, den du deinem Leben geben
kannst! Frage nicht mehr nach dem «Sinn des Da‐
seins», sondern frage dich, wie dein Dasein durch
dich selber Sinn erhalten könne!SdD 28-29 Fragen, auf die du dir selbst nicht Antwort geben
kannst, haben auch dann ihre letzte Beantwortung
nicht gefunden, wenn du von anderer Seite eine Ant‐
wort hörst.W 105 Wenn du die Antwort in dir findest, die dir selbst
den Frieden bringt, so nütze sie allein, um anderen
zu helfen, ihrerseits auf rechte Weise in sich selbst zu
fragen!SdD 34 Wer das Rätsel für sich löste, das er sich selber vordem
war, der suche lediglich die anderen zu warnen vor
dem Irrtum, als ob je ein Erdenmensch des anderen
Lebensrätsel lösen könne!SdD 35 Nie und nimmer, solange du hier auf der Erde lebst
im Erdenkleid, wirst du zu wirklicher Klarheit ge‐
131 Brevier
langen über dich selbst, ehedenn du in dir den «Men‐
schen» urewiger Zeugung fandest.M 37 Sehr wenige nur werden jeweils während ihres Erden‐
daseins schon in der Geistregion der Erde wachbe‐
wußt. Alle aber können hier schon und während ihrer
Erdentage in sich selbst ihr ewiges Leben finden. Erst
in deinem ewigen Leben kannst du dich selbst erleben
als den Menschen der Ewigkeit!M 41-42
Auf sich gestellt,
In sich vollendet,
So lebt in der Seele
Ewige Kraft
Und wirkt sich selbst
Zu göttlichem Leben.
..Nie ward sie geboren,
..Nie kann sie sterben!
Wer sie erkannte,
Erkennt sich selber,
Lebt aus sich selbst
Ihr ewiges Leben!
..Er fürchtet nicht,
..Daß er vergehen könnte.
Ww 157
Ihr seid Bewahrer höchster «Wunderkräfte», dieweil
ihr euch im Äußeren bemüht um dürftigen Gewinn!
LG 231
132 Brevier
Du fühlst dich selbst als «Ich», jedoch du ahnst viel‐
leicht noch nicht, daß alles, was du in dir selbst bis
jetzt als «Ich» empfindest, nur wie ein matter Ab‐
glanz in dir lichtet, ausgesandt aus deinem eigent‐
lichen Sein, jedoch verdeckt und arg umdüstert durch
die Wolkennebel, die auch noch dein klarstes Denken
hinterläßt.SdD 39-40 Die hohen Kräfte des Erkennens sind in jedem Men‐
schen, allein sie schlafen einen tiefen Schlaf, bis sie
der Eigner in sich selbst erweckt und seinem Willen
eint.LG 231 Das «Ich» ist selbst eine Seelenkraft, die von einem
Funken ewigen Geisteslichtes durchlebt und durch‐
leuchtet wird für alle Ewigkeit, sobald sie einmal die
Fähigkeit in sich erwachend erkannte, diesem ewigen
Geistesfunken ewiger leuchtender «Leib» zu werden.
Um dieses «Ich» müssen alle anderen Seelenkräfte
sich kristallisieren.MyG 86 Siehe, die Schätze aller Welten sind wie Staub vor
dem Kleinod, das du in dir selber birgst!WdL 10 Im «Ich» spiegelt sich alles Wirkliche. Das «Ich» ist
die Quelle alles Wissens letzter Wahrheit und Wirk‐
lichkeit!Gspr 103 Wir «sind» nichts anderes, als nur das, was unser ge‐
einter ewiger Wille will!J 128
133 Brevier
Sonnen vergehen in kosmischen Gezeiten und reißen
Welten in den Abgrund unerfaßlichen Vergehens mit
hinab; jedoch des Menschen Macht bleibt ihm für alle
Ewigkeit gegeben, mag auch der Boden, da er zeit‐
lich seine Hütte baute, unter seinen Füßen wanken
und zerbersten. Er, der aus hohem Leuchten fiel der‐
einst, trägt dennoch Macht in sich, hoch über alle
Sterne sich empor zu heben!HZ 87-88 Nur in uns selbst sind uns die Himmel offen, die uns
ewig dereinst Heimstatt werden sollen.MyG 219 Du gleichst einem Reichen dieser Erde, den man, aus
grausam wahnbetörter Laune, ganz in Dürftigkeit er-.
ziehen ließ, auf daß er nicht um sein Besitztum wisse,
und der nun ahnungslos sein Brot erbettelt, dort, wo
er selber Herr des Bodens ist.SdD 42 Du kannst dein «Karma» verbessern oder verschlech‐
tern, ‒ nur ‒ auslöschen kannst du es nicht eher, als
bis du die vielen Willen in dir geeinigt hast, die jetzt
noch in dir chaotisch nebeneinander wirken. Wenn
sie sich alle in dem Funkenlichte geistigen Bewußt‐
seins, das dein wahrer, substantieller, ewiger «Men‐
schengeist» in dir ist, vereinen, dann wird dein Gott
aus Geist in dir «geboren», und dann bist endlich du
befreit von deinem «Karma», von deiner Urtat Fol‐
genkette, als ein neu zurückgekehrter Mensch der
Ewigkeit.LG 180-181
134 Brevier
Wer auf dieser Erde geboren wurde und nun die
Mühen, Bedrängnisse und Schmerzen zu erdulden hat,
die mit dem Dasein im tierhaften Leibe untrennbar
verbunden sind, der hat sich dieses Schicksal selbst
geschaffen; denn um des Daseins in dieser physisch‐
sinnlichen Erscheinung willen hat er den Weg zu sei‐
ner Formvollendung im Geiste selber unterbrochen.
J 144-145
Nicht eher kannst du im Reiche des substantiellen
Geistes deine Er-lösung finden, als bis der letzte erd‐
verhaftete Impuls, der einstmals von dir ausging, sich
erschöpfte.LG 182 Was du hier auf Erden dein «Schicksal» nennst, ist
nur ein lächerlich kleiner Ausschnitt eines unermeß‐
lichen Ganzen, und wenn du hier etwa mit deinem
Schicksal haderst, so mag dein Mißmut menschlich ja
sehr verständlich und gewiß auch entschuldbar sein,
aber dennoch gleichst du dann nur dem Kinde, das
törichterweise Dinge verlangt, die ihm heute noch
nicht gegeben werden können, weil sie ihm schaden
würden, während ihm später das Verlangte in reich‐
ster Fülle zu Gebote stehen wird. Erst auf hoher Stufe
der geistigen Welt angelangt, wirst du dereinst dein
Schicksal verstehen können, und dann wirst du lä‐
cheln, gedenkst du noch deines früheren Urteils.J 52 Wir Menschen hier auf der Erde sind alle gleichsam
in einer Kollektivhypnose, so daß wir hier nicht auf
135 Brevier
andere Weise wahrnehmen können, als wie unser
«Hypnotiseur», der hier unser eigener «ein-gebore‐
ner» Wille ist, uns wahrnehmen lassen mag, und er
wäre nicht in irdischem Bereiche, ginge sein Streben
nicht nach dem Selbsterleben in physisch-sinnlicher
Erscheinung.J 125 Keinen können wir erlösen, der nicht reinen Willens,
im Innersten wahr vor sich selbst, das Höchste und
Lichteste von sich verlangt und unerschütterlich an
die Hilfe ewiger Liebe glaubt! Selten genug ist der
Wille, der sich in solcher Weise äußert, selten genug
die Einsicht, daß nur die Erschöpfung eigener Kraft
ein Anrecht auf Hilfe begründet.J 91-92 Siehe: ‒ noch bist du selbst nur dein Traum, ‒ du, der
sich selbst als Licht im Urwort erkennen lernen soll!
KglK 41
Alles, außer «Ich», ist zeitweilig angenommen.
KglK 61
Ewig ist das Ur-«Ich», das ewig dich aus sich erzeugt.
KglK 60
Das «Ich» ist ewig still.Gspr 103 Niemand kommt zum Bewußtsein seines ewigen
«Ich», der nicht vergessen kann, was er vorher war.
Gspr 103
136 Brevier
«Ich» ist: nicht etwas, kein Gegenstand, der ergriffen
werden könnte, kein «Wesen», also ein «Nichts», aber
das Nichts, das Alles ist: ‒ die Form der Einheit alles
Seienden.Gspr 103-104 Da Geistiges niemals in seinem Wesen veränderlich
ist, so handelt es sich bei dem Aufstieg der Seele auch
niemals um eine Veränderung ihres göttlich-geistigen,
ewig sie zeugenden Wesenskernes.ML 296 Jeder einzelne Mensch kann nur in der einen Selbst‐
darstellung ewigen substantiellen Geistes zu Gottes‐
bewußtheit kommen, die gerade seiner individuellen
Eigenart entspricht, und gelangt dadurch in ganz prä‐
zis gegebene Beziehungen zu allen unendlichfältigen
Selbstdarstellungen ewigen Geistes.ÜdG 18 Höchste Formvollendung findet der individualisierte
ewige Wille erst dann, wenn er sein individuelles
Wollen, ohne jeglichen Rest einer Sonderstrebung,
dem Allwillen zu einen vermag, im innersten Reich
des Geistes, dem Reiche der ursachesetzenden ewigen
Wirkungskräfte des Seins, in der Lichtwelt des einzig
Wirklichen.J 146-147 Die Wahrheit von der einen ewigen Wirklichkeit
kann in den verschiedensten Glaubensformeln zum
Ausdruck kommen; denn diese ewige eine Wirklich‐
keit ist nicht nur selbst unendlichfältig, sondern läßt
sich auch aus zahllosen Aspekten betrachten.IeS 27-28
137 Brevier
Erst wenn du alles darzustellen weißt, was du ver‐
borgen in dir trägst damit es sich in dir vollende, ‒
erst dann hast du dich selbst erreicht und bist wahr‐
haftig nun zu dir gekommen.GFr 135 Jedes individuelle Leben ewigen Lebens ist an seiner
Stelle, in seiner sich in ihm darstellenden Eigenart,
«vollkommen» und im völligen Bewußtsein aller, in
allen unendlichfältigen Selbstdarstellungen ewigen
substantiellen Geistes bestehenden Vollkommenheit.
GRel 30
Der «Mensch» aber, ob er sich nun in geistiger Er‐
scheinungsform oder im Erdentierkörper erlebt, ist,
in ewiger Wirklichkeit gesehen: Ewiges Leben in der
Form individueller, bewußter Erlebnisfähigkeit.
J 69
Geklärter, formstraff in sich selbst gefestigter ewiger
Wille, der Ordnung nach Maß und Zahl in sich be‐
greift, muß auf jeder Stufe seiner Auswirkung zur
Gestaltung in Erscheinungsformen führen, und höch- .
stes Glück ist ihm die Ausgestaltung seiner Eigen‐
schöpfung zu der in ihr begründeten Vollkommen‐
heit.J 105-106 Es ist kein «höheres» und kein «niederes» Ich in dir,
aber in deinem einen «Ich» ist alle Unendlichkeit
verborgen, und es umfängt die tiefste Tiefe, wie die
höchste Höhe in der Geisteswelt.LG 217
138 Brevier
In deinem «Ich» ist alles Sein beschlossen, und allen
Schein erschaffst du dir nur selbst und unbewußt aus
Kräften deines «Ich».LG 217 Es ist des Erdenmenschen notwendige, durch sein
Dasein selbstgesetzte Aufgabe, die hohe Form der Ur‐
seinskräfte, die als «Ursein» im «Urlicht» aufleuch‐
tend, seine Seelenkräfte bilden, um endlich im «Ur‐
wort» bleibender Gestaltung der Seelenform zu die‐
nen, im Kristallisationspunkt seines Ewigen zu einen.
HC 189-190
Noch wißt ihr nicht, was «Ich» ist in euch selbst;
denn «Ich« ist unendlich und in unzählbaren Stufen
wachen Seins erlebbar.LG 208 «Ich» ist unerklärbar; denn «Ich» ist absolute Ein‐
heit, ‒ «Licht an sich» und vollendete Klarheit.
KglK 62
Gewiß ist der erdensinnlich faßbare Mensch mit dem
Tode seines irdischen Körpers auf immer vernichtet.
Was weiter besteht, ist der aus sich geformte ewige
Wille, so wie er sich bis zum Tode des Körpers in
diesem und durch dessen Kräfte Ausdruck schuf, und
das in dieser Willensform sich selbst erkennende Be‐
wußtsein, so, wie es noch in den letzten Momenten
klaren Empfindens im Körper sich auch sinnenhaft
empfand. Beides aber genügt wahrlich, um den nach‐
folgenden Zustand ein «Weiterleben» zu nennen;
139 Brevier
denn auch das irdische Leben ist ja nur sinnenfällige
«Außerung» des durch seine Eigenformung bestimm‐
ten und damit sein Selbstbewußtsein bestimmenden
ewigen Willens.J 102-103 In deinem geistigen Organismus besitzest du andere
Sinnesorgane, die du bis jetzt noch nicht kennst, und
sie entsprechen auf geistiger Seite durchaus deinen
physischen Sinnesorganen hier im irdischen Leib.
J 121
Du selbst bestimmst deine Zeit und mußt «deine Zeit»
erfüllen.KglK 77 Ewig bist du, und dein ist die Ewigkeit.KglK 77 «Der Geist, der über den Wassern schwebte», erfüllt
die unendlichen Räume, aber du kannst ihm nicht
anders nahen, als nur ‒ in dir!LG 75 Du findest dich, und in dir deinen Gott, allein in dei‐
nem «Ich»!LG 79 Nicht du bist Gott, jedoch in dir allein auf dieser
Erde kann sich dein Gott gestalten, und dann bist du
mit deinem Gotte so verbunden, wie Wort und Sinn
im Lied vereinigt sind.LG 124 Siehe, der Wille des ewigen, allumfassenden Geistes
«will» dich und «lebt» in dir, auf daß er einst in dir
sich selbst als dein Gott «gebären» könne.LG 125
140 Brevier
Bevor dein Gott in dir «geboren» ist, wie du in ihm,
wirst du ihn nirgends finden!LG 123 Strebe, o Suchender, vor allen Dingen danach, in dir
einen festen, klaren Willen zu dir selbst zu gründen!
LG 79
Du mußt dich selbst bejahen, wenn du im Geiste Be‐
jahung durch den Geist erfahren willst!LG 79 Du mußt in Freude und voll Vertrauen erst völlig zu
dir selber kommen!LG 80 Freude ist menschliches Fühlen göttlicher Vollkom‐
menheit!KglK 201 Du selbst bist Wille zur Freude und folgst nur eige‐
nem Gesetz, wenn du in der Freude zu dir selber
kommen willst und in Freude zu Gott.
KglK 203
«Außen» und «Innen» werden dir zu Einem werden,
wenn du dich selbst erst im Willen zur Freude er‐
kennst.KglK 205 Wenn du auch im lautesten Lärm noch bei dir selber
bleiben lerntest, wenn du in absoluter Sicherheit dei‐
nen Gedanken und deinem Willen in dir gebieten
kannst, wenn deine Wünsche nur kommen und gehen,
wie du selbst sie kommen und gehen heißt, ‒ dann
141 Brevier
erst beginne den ersten Versuch, deiner Seele Kräfte
in dir zu einen!LG 82 Die Einigung aller Seelenkräfte, aller Empfindungs‐
möglichkeiten, auch der durch den Körper allein ge‐
gebenen, im allerinnersten «Ich», ‒ in der höchsten
Region inneren Fühlens, die allein die Gottheit er‐
reicht und sie eben nur im Menschen selbst, als den
in ihm lebendigen Gott erreichen kann, ‒ ist die ein‐
zige geistige Aufgabe des Menschen, die sich wirklich
aller Anstrengung wert erweist.ML 278-279 All dein Ringen ist nur eine stete Probe deiner Geduld
und deiner bereits erworbenen Kraft im eigenen Wil‐
len.LG 83 Ein «Wissen» wirst du in dir selbst erlangen, das dir
die Außenwelt nicht geben kann!WzG 32 Nur in dir selbst, im Innersten deines Innern beginnt
der Weg, der dich in deine ewige Heimat führt!
W 102
Der «Weg» ist in dir selbst, in deinem eigenen «Ich»!
LG 94
Dein Weg zu dir selbst ist ‒ dein Weg zu Gott!
LG 109
142 Brevier
DU
Du sollst dein Erleben schleifen, wie man den Dia‐
manten schleift, ‒ in seinem eigenen Staube!Gspr 21
Nimm dein Leben wie es ist!
Denke nicht: «So könnt’ es sein.»
Fluche keinem deiner Tage!
Was du tragen mußt, ertrage!
Alles, was dir je begegnet,
Segne, und du wirst gesegnet!
Ww 176 Erst wenn du die aufwärts ziehende Kraft des Gött‐
lichen meditierend in dir empfindest, wirst du auch
die ewige Liebe in dir erkennen, durch die du alles,
was zu deiner geistigen Rettung dient, vollbringen
kannst. Dann erst wirst du jene unvergleichliche
Kraft, die alle Kräfte meistert, auch selbst gebrau‐
chen lernen: ‒ die Liebe, losgelöst von jedem Gegen‐
stand der Liebe!ML 195-196 Auch in dem Streben, seine eigene Tiefe zu ergründen,
muß man sich bemeistern lernen, damit man nicht
versucht wird, Tiefen auszuloten, die grundlos sind,
und dort das Leben störe, wo es erst nach Formung
drängt, die nur in steter Ruhe sich gestalten kann.
E 133
143 Brevier
Lasse alles Werk aus deiner Wohnstatt draußen, von
dem du nicht willst, daß es von Einfluß auf deiner
Seele Formung sei!GF 32 Ein jedes Ding, das du zu gebrauchen liebst, kann dir
zum Träger und Verstärker deiner Willenskräfte
werden, und du vermagst es dann, in Stunden, die
dich nicht auf deiner Höhe finden, die Kräfte «aus‐
zulösen» aus dem selbstgeschaffenen Bewahrer, die du
zu solchen Stunden brauchst. Vorzüglich aber eignen
sich die Dinge hoher Schönheit als Bewahrer. Was
schon sein eigenes Dasein hoher Formkraft dankt,
wird dir am besten eigene geformte Kraft in sich er‐
halten. Umgib dich mit solchen Dingen, die du täg‐
lich neu in hohen Stunden erfüllen magst mit jener
Art geformter Willenskraft, die dir vonnöten ist in
Stunden deiner Schwäche! Trage solche Dinge immer
bei dir, wohin du dich auch begibst!
LG 318-319
Du lernst allmählich, daß du dich selbst «stimmen»
kannst, und alles, Nahrung, Kleidung, Aufenthalts‐
ort, Einsamkeit und Gesellschaft, kann mit der Zeit
dir «Stimmgabel» werden.MyG 60-61 Auch wenn du bestimmt bist in dir selbst, so daß nichts
Äußeres dich mehr bestimmen kann, so wirst du den‐
noch nicht erstarren müssen. Heute kann eine Ent‐
scheidung dein «Ja» verdienen, die du morgen durch
dein «Nein» beantworten mußt.WzG 61
144 Brevier
Die leiseste Empfindung mußt du kontrollieren ler‐
nen, mußt sie wägen und im selben Augenblick von
dir weisen, in dem du fühlst, daß sich in ihr bereits
Versuchung zu verbergen trachtet.E 113 Es ist nicht nötig und nicht einmal gut, daß man
allerorten von dir weiß, als einem, der den Weg zum
Geiste beschritten hat!A 113 Es ist geradezu ein Kennzeichen derer, die im Geiste
erweckt und lebendig wurden, daß sie sich durch kei‐
nerlei Absonderlichkeiten im Auftreten und in der
Lebensweise von ihren Zeit- und Landesgenossen
unterscheiden.Gh 48 Nichts ist törichter, als einen Zustand zu bejammern
und durch stete Klagen unerträglich zu gestalten, den
man durch eigenes Tun nicht ändern kann.E 163 Solange du noch «grübelst» in dir selbst, um deines
Leides letzten Sinn zu «ergründen», gräbst du nur
deiner Kraft des Widerstandes eine Grube!GF 50 Der «Sinn» deines Leides ist nicht zu ergraben, denn
wahrlich: ‒ nicht eher hat dein Leid einen «Sinn»,
als bis du selbst ihm einen gibst!GF 50 Betrachte ein Mißgeschick, das dir begegnet, nicht
anders, als wie ein Gewitter, das dich auf einem Aus‐
flug überraschte, und du kannst sicher sein, daß dir
145 Brevier
stets seltener und seltener ein Mißgeschick begegnen
wird!Gl 32 Dein Leid mag dir «groß» erscheinen über alles Maß,
doch sollst du selbst deine Größe nicht von deinem
Leide erborgen! Du sollst deinem Leide keinen Altar
errichten in dir selbst!GF 50 Du selbst bist das Bleibende, dein Leid aber ist ver‐
gänglich, und es ist Lüge, wenn es dich betören will,
an seine Dauer zu glauben!GF 51 Herr sein heißt nicht, auf die Dienste seines Dieners
zu verzichten!W 104 Ich rate dir: ‒ sei wachsam und schenke der Lüge des
Leides keinen Glauben!Tr 18 Ich sage nicht, daß im Erleben des Leides keiner ge‐
fördert werden könne, allein, es ist mitnichten das
Leid, das ihn fördert, sondern des Menschen Erlebnis‐
Einstellung, die auch noch im Leide offenbaren kann,
was wahren Wertes ist in ihm.Tr 34 Du selbst allein entscheidest, was aus dem Samen des
Leides dir ersprießen soll!Tr 20 Im Leide offenbart sich erst leider für viele etwas von
ihrer Tiefe, denn in der Freude, die wahrlich zu glei‐
146 Brevier
cher Tiefe leiten kann, begnügt man sich schon mit
dem Wenigen, das die Oberfläche geben mag.Tr 8 Kein Unglück in dieser Welt des reichlichen Un‐
glücks ist so groß, daß es dauernd dem Glück den
Weg versperren könnte. Mit jedem Fünklein Glück
aber, das du in deinem Bewußtsein als Glück emp‐
findest, bringst du eine der abertausend kleinen Un‐
glücks-Quellen auf dieser Erde zum Versiegen, und
wenn du erst wirklich dein Glück dir geschaffen
haben wirst, dann hast du für immer die Menschheit
von einem der großen Moraste des Unglücks befreit,
die durch die Unbedachtsamkeit und Unbelehrbarkeit
von Jahrtausenden entstanden sind und nur durch die
Sonnen selbstgeschaffenen Glückes Einzelner ausge‐
trocknet werden können.Gl 82 Man hat kein «Recht» auf Glück, wohl aber hat ein
jeder Mensch die Pflicht, sein Glück zu schaffen.
Nirgends wird man wahres Glück auf Erden finden,
es sei denn, daß es einer sich geschaffen hätte!E 214 Vom Morgen bis zum Abend darf kein Geschehnis,
und sei es auch noch so unbedeutend, an dir vorüber‐
ziehen, aus dem du nicht irgend ein noch so kleines
Glück dir herauszuholen weißt.Gl 80 Du hast, als Teil und «Mittelpunkt» des Menschheits‐
ganzen, stets ein Recht, nach allem Reichtum hinzu‐
streben, den dir diese Erde bieten kann!Gl 51
147 Brevier
Du hast ein Recht zu allem Reichtum; willst du aber
zu irgend einer noch so bescheidenen Stufe des Reich‐
tums kommen, so wirst du dich bequemen müssen,
Äquivalente dafür zu geben!Gl 53 Es steht dir jederzeit frei, zu erringen, was du errin‐
gen kannst, und du kannst erringen, was du wahrhaft
erringen willst.Gl 54 Der Reichtum, über den die Erde verfügt, ist so uner‐
meßlich groß, daß jederzeit auch für dich der unge‐
heuerlichste Reichtum verfügbar bleibt.Gl 54 Deine Wünsche werden nur etwas erreichen, wenn es
ihnen gelingen sollte, etwa deinen Willen in ihrem
Sinne zu überreden.Gl 54 Willst du den dir erreichbaren Reichtum schaffen,
dann hüte dich vor dem Neid!Gl 55 Wenn du «reich» werden willst, dann hüte dich, in
kleinlicher Weise zu «sparen»!Gl 55 Wehe einer Menschheit, die den Reichtum nicht mehr
mit Ehrfurcht achten kann! Wehe einer Menschheit,
die vor der Armut nicht mehr in Ehrerbietung sich
neigt!Gl 50 Die werden nie die Kraft verlieren, neues Glück zu
schaffen, auf die in ihrer Jugend einst die Kraft von
148 Brevier
Eltern überströmte, die da selbst das Glück zu schaf‐
fen wußten!E 215 War Fröhlichsein früher dir gleichbedeutend mit
Sünde, so lerne nun erkennen, daß ungetrübte Heiter‐
keit mit jener Torheit, die man «Sünde» nennt, auf
ewig unvereinbar ist.A 133 Siehe, o Suchender, der du nach Harmonie in deiner
Seele strebst und dich dem Geiste in dir selbst verei‐
nen willst: ‒ ich werde dich nicht eher «ernst neh‐
men» können, bevor ich weiß, daß du lachen kannst!
A 130
Wahrlich, keine Reue wird dich so aus der Sünde rei‐
ßen, wie dein freies Lachen über dein törichtes Tun.
A 132
Je mehr du lachen lernst, desto freier wirst du wer‐
den.A 133 Niemals betrügt sich der Mensch so sehr, als wenn er
da vermeint, die rechte Freude müsse hemmungslos
sich wie ein Wildbach ergießen können.GF 36 Vergiß dich selber nicht in deiner Freude!GF 41 Du wirst deine Freude verhundertfältigen können,
wenn du es verstehst, sie zu formen nach deiner Ar‐
tung Maßgerechtigkeit.GF 42
149 Brevier
«Gott lieben» heißt: ‒ alle Mühsal und allen Schmerz
der Erde so «lieben», so willig hinnehmen, als habe
man das alles gerade so gewollt und erstrebt, wie es
in unser Leben tritt. «Gott lieben» heißt: ‒ die Erde
lieben und alles, was auf ihr lebt, so, wie es ist, mag
es unseren Wünschen auch zuwider sein. «Gott lie‐
ben» heißt: ‒ sich selbst lieben und sich zuliebe alle
Beschwernis freudig auf sich nehmen, die uns zu tra‐
gen gegeben wird auf dem langen und beschwerlichen
Wege, der aus Irrung und Verwirrung zuletzt zu uns
selber führt, so, wie wir ewig sind in Gott!J 54 Bewußtsein lebt in euch vom Innersten bis zum
Äußersten eures Körpers, ja selbst in jeder seiner Zel‐
len, allein es ist noch nicht vereint mit eurem Selbst‐
Bewußtsein.LG 255 Zwar hat es zu jeder Zeit auch Menschen gegeben,
die, ihrer Geistigkeit bewußt, zu hohen Stufen vorge‐
drungen waren, ohne des «Tieres» sichere Eigner zu
sein, allein, kein einziger aus ihnen erlebte während
dieses Erdenlebens, in seinem Allerinnersten, seinen
lebendigen Gott!KM 93 Ihr selbst seid «Tempel» des Geistes, und in jedem
Glied an euch, wie in jedem inneren Organ steht ihm
ein heiliger Schrein auf unsichtbarem Altar.LG 254 Alles, was du über dir wähnst, trägst du in dir selbst!
WdL 22
150 Brevier
Die Errichter der alten hohen Kulte wußten, daß
«wer Gott sieht, sterben muß», und schufen daher
Wahrheits-Bilder der Wirklichkeit für alle, die ihren
lebendigen Gott in sich selbst zu finden hofften, wo
er nicht «gesehen», wohl aber in jedem Atom der
Seele, in jeder Zelle des Körpers empfunden werden
kann: Segen, Kraft und Erleuchtung spendend.
MyG 215-216
Dein Bewußtsein ist zwar nicht Schöpfer der Wirk‐
lichkeit, denn es ist selbst ein «Teil» dieser Wirklich‐
keit, ist selbst eine der verborgenen geistigen Urseins‐
kräfte, aber es ist im «Diesseits» wie im «Jenseits»
Schöpfer der Erscheinungsform, die sich hier wie dort
aufbaut auf der Auswirkung der gleichen Kräfte.J 120 Noch «bist» du nicht, denn was du dein «Dasein»
nennst, ist nicht wahres, seiner selbst bewußtes Sein!
HZ 93
Noch möchtest du nur erwachen, allein du willst noch
deine Träume weiter träumen. Ich rate dir: fasse noch
heute den festen Willen, dich nicht länger dem ge‐
meinsamen Schlafe deiner Schlaf- und Traumgenossen
hinzugeben!ML 45-46 Ihr seid Könige, die ihr Reich nicht kennen! In euch
selbst ist dieses «Reich», das eure Augen stets vergeb‐
lich zu erspähen suchen, wenn ihr es außen sucht.
LG 283
151 Brevier
Noch weiß keiner aus euch, wer er ist!LG 12 Noch ahnst du nicht, daß du mit Macht begaben
kannst und daß gerade darin deine Macht besteht,
daß über Mächte du gebieten kannst, die weitaus
mächtiger sind als du.ML 35-36 So tief du auch gefallen bist, sind doch jene Kräfte,
aus denen sich, von ihrer chaotischen Wirkungsform
bis zu ihrer höchsten Darstellungsart, unablässig die
Gottheit selbst gestaltet, in einer sehr hohen Wir‐
kungsform in dir am Werke.LG 179 Der Weg zum wesenhaften Geiste ist im Grunde so
einfach, daß du gut tun wirst, dich selbst, in deinem
ganzen Denken und Empfinden, zu «vereinfachen».
W 102
Du lästerst deinen lebendigen Gott, ob du nun den
«Gott» deiner Träume glaubst, oder ob du ihn träu‐
mend leugnest.ML 30-31 Dein Glaube ist das Modell, nach dem das flüssige
Erz deines Schicksals sich formt.LG 311 Pflege in dir selbst das gläubige Vertrauen und meide
die zersetzenden Gedanken, die dich immer wieder in
Furcht bannen wollen, so als ob das Finden dir nicht
beschieden sei! Lerne erkennen, daß es Lästerung ist,
wenn solcher Furcht du dich ergibst!HZ 37
152 Brevier
Ein jeder Erdenmensch, wer es auch sei, kann «leuch‐
tend» werden im geistigen Licht, in ewiger Freiheit,
auch wenn er das Licht empfängt wie ein Planet, der
eine Sonne umkreist.LG 279 Ohne jegliche Führung, ohne jede Hilfe geistig Er‐
wachter kann jeder Mensch ein geistiges Licht in sich
gewahren, das Bild eines flammenden Sterns. Viele
sprachen in trunkener Rede von der «Wiedergeburt»,
von der innigen «Freundschaft» ihrer Seele mit
«Gott», von der «geistigen Hochzeit» mit dem «himm‐
lischen Bräutigam», viele glaubten das Werk getan
und das «Nirvana» erreicht ‒ und hatten doch nur in
sich das Bild des «flammenden Sterns» gesehen, der
erst zu ewigem Leuchten die Kraft empfangen muß,
die nur das «Urwort» geben kann und die keiner je
erlangt, der nicht den Weg beschreiten mag, den das
«Urwort» selbst dem gefallenen Sohn des Geistes be‐
reiten mußte, damit es erneut für ihn erreichbar werde.
MyG 165-167
Daß man dich lehrte, jenen hohen Leuchtenden, den
wir den «großen Liebenden» nennen, als sündelosen
«Gott» und aller Fähigkeit zur Schuld entrückt, zu
werten, ‒ das hat dein Urteil tief umnachtet und dich
dann weit zurückgeschleudert in ein Reich der Ohn‐
macht und Erbärmlichkeit, in dem dich jene gern hal‐
ten möchten, die nur so sich ihrer Macht erfreuen kön‐
nen, deiner Seele auferlegter Sklavenarmut als die
Herren ihres Schicksals zu erscheinen.L 124-125
153 Brevier
Auch ein geistiger «Meister» kann, soweit sein Irdi‐
sches in Frage kommt, noch «fallen», aber auch er nur
kann als Irdischer die einzige «Sünde» begehen, für
die es «keine Vergebung» gibt, «die Sünde gegen den
heiligen Geist», die in seinem Falle widerstrebendes,
überhebliches Ignorieren Dessen in ihm ist, was durch
ihn sich offenbaren will. Er verschwindet dann aus
der geistigen Welt, lautlos, wie ein erloschener Stern
versinkt im Weltraum. Gewiß kann das Ewige eines
solchen Verbrechers im Geistigen niemals mit seinem
geistigen Selbstmord vernichtet werden, aber sein In‐
dividualbewußtsein löst sich in Jahrtausende dauern‐
dem Zersetzungsprozeß allmählich auf im allgemei‐
nen planetarischen Bewußtsein. Er ist «Luzifer», der
gestürzte Leuchter, der vor dem Throne des Ewigen
stand, und es ist wahrlich keine «Erfindung herrsch‐
süchtiger Priester», daß es, so lange die Erde Men‐
schen tragen wird, eine «Hölle» gibt, daß dieser Pla‐
net umgeben ist von einem Heer von «Teufeln», die
nichts anderes sind, als gefallene «Gottessöhne», die
nach ihrem Fall nicht Ruhe finden können, bis der
Abgrund des Chaos den letzten Funken ihres Bewußt‐
seins verschlingt.ML 87-89 Erst wenn du in dir eine solche Stille geschaffen hast,
daß es dir töricht erscheint, danach zu fragen, wann
dir die Erleuchtung werden wird, bist du wahrhaftig
der Erfüllung nahe. Es muß dir völlig nebensächlich
werden, wann du auf dieser Erde die höchste Erkennt‐
nis erlangen wirst!HZ 36
154 Brevier
Gehe selbst deinen eigenen Weg, aber lasse auch jeden
anderen seinen eigenen Weg durchwandern, auch
wenn seine Ziele ferne hinter dir liegen! Du weißt
nicht, wann eines anderen Stunde kommt, und du hast
kein Recht, ihn vor seiner Stunde im Schlafe zu stö‐
ren.LG 108 Kein anderer kann sich in aller Ewigkeit in deiner
Geistesform vollenden.HZ 58 Es ist in dir selbst beschlossen von aller Ewigkeit her,
in welcher Färbung das Licht dir Segen bringen kann.
Solange du noch nach der Art der anderen in dir das
Licht erlangen möchtest, wehrst du nur dem Lichte,
dich in deiner Art und Färbung zu erreichen.
HZ 48-49
Gar sehr haben jene sich an dir versündigt, die dir den
Weg zum Lichte als einen Weg der steten Entsagung
und des Verzichtes beschrieben haben und so deinen
Willen, schreckgelähmt, an die Erde bannten.
M 151
Nicht alle wissen, daß sie täuschen, und mancher
glaubt, er sei der Wahrheit Diener, jedoch gebar die
Zeit in diesen Tagen der Entwertung aller Werte all‐
zu viele, die kein «Gewissen» mehr zu hindern weiß,
wo ihres Wähnens Wahn sie erfaßte, so daß sie Tau‐
sende durch ihre Lehre ins Verderben ziehen, berauscht
durch ihre Macht, die Seelen zu verwirren, und eitel‐
155 Brevier
keitumnebelt durch die Zahl der Hörigen, die ihren
Fahnen folgen.L 82-83 Willst du die dir allein bestimmte Vollendung in dir
finden, so wisse, daß du nur in der Vereinigung mit
deinem Gott Vollendung in dir selber finden kannst!
WzG 79
Bist du willig und bereitet, Hilfe zu empfangen, so
wird sie dir auf deinem Wege werden ohne Ruf und
Bitte. Nicht der Willkür des Helfers ist diese Hilfe
anvertraut!WzG 55 Es hat keine Zeit gegeben, in der helfende, wirkende
Brüder im irdischen Leibe nicht vorhanden gewesen
wären.LG 204 Es kostet wenig Scharfsinn nur, die falschen Prophe‐
ten, die auf den Märkten schreien und doch so kläglich
Weniges zu sagen haben, von den stillen Wirkenden,
den Brüdern der Leuchtenden des Urlichts, zu unter‐
scheiden.LG 205 Zauberkünste galten noch jederzeit mehr als die se‐
gensreichsten Lehren wirklich berufener Helfer.
MyG 53
Macht euch keine Vorstellung von der Gestalt und Art
des Menschen, in der euer geistiger Lehrer hier auf Er‐
den leben mag, und wenn ihr einen Menschen kennt,
156 Brevier
von dem ihr wißt: ‒ er ist ein Geistgeeinter, so hütet
euch, nun allsogleich zu glauben, es müsse nur dieser
euch bekannte Geistgeeinte nun auch euer geistiger
Lehrer sein!LG 304 Vergeblich wirst du in «heiligen Büchern» letzte Klar‐
heit suchen; denn diese Bücher wurden einst nur für
solche Menschen geschrieben, die letzte Klarheit längst
errungen hatten.M 38 Der Mann, der den «Weg» betritt, wird zweifellos
dem Ziele schneller näherkommen, wenn seine Hal‐
tung aktiv bleibt, stets «greifend» nach dem Ziel, das
er erreichen will. Dem Weibe aber empfehle ich statt
dessen mehr die Haltung gläubigen Verlangens, eine
Haltung, die das Ziel erstrebt, jedoch nicht «grei‐
fend» danach faßt, vielmehr passiv sich zu ihm leiten
läßt.M 70-71 Die Frau kann als Somnambule, als Seherin, geboren
sein, aber niemals kann aus ihr eine «Initiierte» wer‐
den. Ihre geistig höchste Stufe erreicht die Frau aus‐
nahmslos erst in nachirdischen Zuständen durch ihre
Verschmelzung: ihre Einswerdung mit einem männ‐
lich-polaren, in Göttlichkeit verklärten Menschengei‐
ste, der sie in sich selbst, in geheimnisvoller Vereinung,
‒ wie in einem Tabernakel geborgen, in Liebe einge‐
hüllt, ‒ durch die Unendlichkeit der Sphären trägt.
ML 120-121
157 Brevier
Das Weib der Erde würde vergeblich suchen, um etwa
hier auf Erden einen der Meister kosmischen Erken‐
nens zu finden, damit er ihm schon während des Er‐
denlebens Eingang in die Welt des Geistes verschaffe.
M 65
Erst wenn das Weib der Erde wieder frei von dem
voreinst erstrebten Erdenkörper wurde, ‒ nach einem
Erdenleben, das darauf gerichtet war, das Sein im
Geiste später wieder zu erreichen, in geistiger Gestal‐
tung und mit wohlgeeinten Seelenkräften, erfüllt von
seinem «lebendigen» Gott, ‒ erst dann darf es erwar‐
ten, daß ihm ein Meister nahen kann in geistiger Ge‐
staltung, der ihm zurückerstattet, was es einstmals als
weiblicher Pol des Geistesmenschen dort zurücklassen
mußte, wo die Paralysierung seiner Kraft erfolgte
durch die Verkehrung seiner Strebensrichtung.M 68
158 Brevier
ICH UND DU
Kein Mensch der Erde, mag er Mann sein oder Weib,
der körperlich zur Ehe tauglich und nicht durch uner‐
bittlich hartes Schicksal oder unbehebbar schweren
Grund von ihr sich ausgeschlossen sieht, wird hier auf
Erden schon sein Geistiges in letzter Klarheit zu er‐
leben fähig, solange er aus freien Stücken den realen,
hier naturgegebenen Ausgleich der Geschlechter flieht.
Hier ist nichts «abzuhandeln», nichts zu drehen und
zu deuteln.E 9 Keiner derer, die sich selbst auf Erden zu «vollenden»
wähnen und die Ehe als Behinderung im Vorwärts‐
schreiten oder gar als etwas zu Vermeidendes betrach‐
ten, kann sein Ziel erreichen.E 9-10 Der Ehelose wird dann nur sich auf seine Weise Teil‐
vollendung schaffen können, wenn wirklich Gründe,
die nicht Menschenwahnwitz erst ergrub, vor Gott die
Ehelosigkeit als nicht gewollt bezeugen.E 12 Es ist wahrhaftig an der Zeit, daß sich die Ehe ihres
Heiligsten zu wehren wisse, wenn man den Zeugungs‐
akt «Befleckung» nennt, so daß man sich nicht scheut,
der alten «Heiden» Wundermär zu übernehmen, um
die Geburt des Gotterhabensten der Menschen, nach
159 Brevier
alter Mythen Weise, einer «Jungfrau» zuzuschreiben,
nicht ahnend, daß die alten Mythen von der Gott‐
geburt im Menschenherzen tiefverhüllte Kunde geben,
‒ der Geburt des «Gottessohnes» in der Seele, die nur
der Gottesgeist befruchten kann.E 15-16 Gar oftmals hätte ernster Neubeginn der Ehe auch zu
neuem und nun dauerbaren Glück den Grund gelegt,
wären nicht vorschnell alle Brücken zueinander ab‐
gebrochen worden, da man bereits nach neuem Glück
an eines anderen Menschen Seite schielte.E 21 Es ist keine Mühe, keine Geduld und keine Selbst‐
bezwingung dir verloren, die du in deiner Ehe aufzu‐
bieten hast; denn alles, was du so dir abgewinnst, hast
du für alle Ewigkeit gewonnen.M 95 Was die Menschheit in der Ehe eines Mannes mit dem
einen Weibe zu erringen wußte, gründet in der Gott‐
heit innerster Gestaltung!E 26 Wo der Wille die hohe seelische Form der Liebe will,
dort hält ihm kein körperlich erzeugter Widerwille
stand!Kod 56 Wirklicher Liebe allererstes Kennzeichen ist die Aus‐
wahl!Kod 66 Du kannst die Urfeuerkraft der Liebe nicht in dir ent‐
flammen, ohne in einemfort ihre Strahlen aus dir zu
160 Brevier
ergießen, und alles, was dir nahekommt, wird dieses
stete Strahlen empfinden.L 67 Das Urfeuer der Liebe will in dir Leben werden, da‐
mit sein Leben, aus dir weiterzeugend, neues Leben
einst gestalte, hier, in den Herzen der auf dieser Erde
sich ihre ewige Form erkämpfenden Menschen.
L 85-86
Auch in der niederen Form der Liebe ist wahrhaft
Göttliches zu finden, für alle, die bereits erkannten,
daß diese und die höchste Form der Liebe eines We‐
sens sind und nur in ihrer Wirkungsart verschieden.
L 117
Wohl waren Phallus und Yoni seit uralten Zeiten hei‐
lige Symbole, und beide Gegenpole bilden der tiefsten
Mysterien heilige Anker im Erdenleben, doch ‒ wer
hier suchen möchte, bevor man ihn sucht, der hüte
sich wohl, daß er nicht die Wirkungsregion verwechsle
und statt der «heiligen Anker» schlüpfrige Schlangen
aus der Tiefe hole!L 113 Nur in höchster geistiger Liebe darf die Vereinigung
der physischen Pole sich vollziehen, wenn sie die ho‐
hen geistigen Kräfte lösen soll, die in der erdenkörper‐
lichen Erscheinung menschlicher Wesen schlummern.
Dann aber kann sich in solcher Vereinigung ein «Wun‐
der» begeben, das stets aufs neue die höchste Geistig‐
keit berührt, und die es erleben, werden gemeinsam
161 Brevier
ihrer selbst bewußt in Sphären des geistigen Seins, die
keines Dichters Phantasie je zu ahnen vermag.M 101 Wer Liebeskraft in ihrer höchsten und erhabensten
Entfaltung in sich selbst empfindet, der strahlt Liebe
aus und wird sie sicherlich auch dort erwecken, wo
sie noch im Schlafe ruht, sobald er fühlt, daß ihm der
Mensch begegnet ist, den ihm sein Schicksal zube‐
stimmte, um in einer wahren Ehe sich mit ihm zu
einen.E 57-58 Was immer du deinem männlichen oder weiblichen
Gegenpol hier in der ehelichen Gemeinsamkeit dieses
Erdenlebens tun wirst, hast du dir selbst, hast du auf
alle Fälle deinem geistigen eigenen Gegenpol erwiesen,
magst du ihn wirklich hier auf der Erde nun gefunden
haben oder nicht!M 94 «Ehe» im höchsten Sinne ist nur die Vorbereitung des
ent-zweiten Einzelpoles für das zwiepolare Leben des
vereinigten Menschengeistes, ‒ «Mann und Weib», ‒
in der Ewigkeit.M 99-100 Ehe ist eine Vereinigung zweier Geister und zweier
Leiber, aber in ihrem körperhaften Dasein besitzen
Mann und Weib eine geistige Kraft, um die sie «Göt‐
ter» selbst beneiden könnten.M 102 Dereinst erlöst aus irdischer Gebundenheit werden
«Mann» und «Weib» in der vollkommensten Erhal‐
162 Brevier
tung individueller Eigenart, in ausgeprägter polarer
Verschiedenheit als zwei in sich geschlossene Geistes‐
wesen, dennoch in einem einzigen «Ich» vereinigt sein,
da sich im neugeborenen Geistesmenschen dann beider
Sonder-«Ich» restlos «deckt» und jedes Einzel-«Ich»
zugleich das «Ich» des Gegenpols in sich empfindet
wie sich selbst. Was Zwei war und ent-zweit, wird so
in einem Dritten, als ein neugeeintes Geisteswesen, das
aus «Mann» und «Weib» besteht, durch alle Ewigkeit
verbunden bleiben.M 86-87 Solange dich noch die gemeine angstgenährte Sorge
um dich und dein Erdenschicksal quält, die nichts an‐
deres als offenkundiger Mangel an Vertrauen zum
Ewigen ist, weißt du wahrlich noch nichts von der
Liebe, die einst der hohe Meister lehrte, der Liebe,
die allein dir die Freiheit geben kann. Du versklavst
dich selbst deiner Sorge und kannst doch bei allem
Sorgen nichts dadurch gewinnen. Die göttlichste
Kraft aber ruht ungenutzt in dir, da du sie nicht zu
gebrauchen weißt.L 63-64 Gemeinsamkeit in allem Denken, allem Fühlen, allem
Handeln, schafft jeder Ehe eine hohe Mauer sicherster
Beschützung. Ehe verträgt es nicht, daß sie im Außen‐
leben ohne sichere Umhegung bleibe.E 69-70 Es geht nur beide Eheteile an, wenn sie, als geistgeein‐
tes Ganzes, sich ihr Glück zu schaffen wußten. Vor al‐
lem aber sei man auf der Hut, den Neid zu wecken,
163 Brevier
der sich gar leicht erwecken läßt, wenn eine redefrohe
Zunge allzusehr ein Eheglück lobpreist!E 72 Gemeinsamkeit kennt keinen Spott und kein Verhöh‐
nen. Gemeinsamkeit weiß nichts von liebeleerem, über‐
heblichem Verlachen. Gemeinsamkeit ist stets darauf
bedacht, daß man sich gegenseitig schone, seine Schwä‐
chen zu bedecken suche und sich Hilfe biete.E 76 Niemals darf die Gefahr bestehen, daß anderen zu
Ohren kommen kann, was Ehegatten gegenseitig sich
vertrauten!E 77 Wenn wirkliche Gemeinsamkeit bestehen und erhalten
werden soll, dann muß man ehren und zuweilen auch
verehren können, was der andere ‒ auch wenn er gerne
davon reden würde, so er könnte ‒ verborgen halten
muß!E 83 Wer nicht des anderen Eheteiles Glück in seiner Ehe
als sein höchstes Ziel erstrebt, der wird gar leicht sich
um sein eigenes Glück betrügen, ohne es zu ahnen.E 93 Vergeblich wirst du Freude spenden wollen, solange
du noch Zweifel hegst an deiner Kraft, die Freude zu
erzeugen.E 97 Oftmals gebar die kleinste Freude schon ein großes,
lang ersehntes Glück. Im Leben einer Ehe gibt es täg‐
lich «tausend» Möglichkeiten, kleine Freuden zu er‐
164 Brevier
finden, die gegenseitige Beglückung bringen, und sei
es auch für kurze Augenblicke nur. An keiner solchen
Möglichkeit darf man vorübergehen, ohne sie zu nüt‐
zen!E 99 Ehe ist nicht nur «menschlicher Vertrag», obwohl der
andere Eheteil ein un-bedingtes Recht an dich er‐
langte und du ihm dann selbst noch die «Treue» schul‐
dest, wenn er betrügerisch sie bricht. Ein jegliches Ge‐
löbnis zwischen Mann und Weib, in dem sich beide
Teile eheliche Einung dargeloben, stellt vielmehr ein
kosmisches Geschehen dar und reicht mit seinem «Ja‐
wort» auch hinein in höchste Geisteswelt!
E 115-116
Das «Jawort» wird nur lösbar, wenn der «Tod» die
beiden Eheteile scheidet oder wenn, durch triftigste
und schwerste Gründe, beide Teile sich gezwungen
sehen, sich gegenseitig voneinander zu befreien, indem
sie, ebenso gemeinsam, wie es einst geschlossen wurde,
ihr Gelöbnis vor einander, vor aller Menschheit, wie
auch vor dem wesenhaften Geiste widerrufen, es sei
denn, daß der eine Teil auch ohne solchen Widerruf
den anderen verlasse oder sonstwie ihm unmöglich
mache, das Gelöbnis aufrechtzuerhalten.E 116 Versuchung ist noch keine «Schuld»! Erst, wenn du
anfängst, ihr Gehör zu schenken, sie dir zu nahe kom‐
men läßt, sie hegst und mit ihr spielst, wirst du dich
wahrlich nicht mehr schuldfrei wähnen dürfen.E 111
165 Brevier
Es ist naturbegründet, daß zwischen jedem Mann und
jedem Weibe Schwingung der Erotik stets vibriert,
und sei auch dieses feine, stetige Vibrieren unsichtbarer
Kräftewellen, wie bei allen Menschen seelisch reiner
Art, so leise, daß es im Bewußtsein völlig unbeachtet
bleibt.E 51 Ich muß dir sagen, daß auch schon jedes Hegen und
geflissentliche Steigern der naturbedingten Schwingung
der Erotik zwischen Mann und Weib, sobald es einem
anderen Menschen als dem eigenen Ehegatten gilt, die
Ehe schändet. Selbst wenn du durch ein Abbild dich
verleiten läßt, geschlechtsbewußte Regung zu empfin‐
den und dich ihr zu überlassen, schändest du die Ehe!
E 119-120
Du mußt dich selbst dazu erziehen, Schönheit auch am
anderen Geschlecht bewundernd zu betrachten, ohne
auch die leiseste Erregung der Erotik ins Bewußtsein
einzulassen!E 120 Auch dort, wo aller Reichtum dieser Erde zur Verfü‐
gung steht, kann eine Ehe nur gedeihen, wenn sie,
außer ihren Festen, einen Alltag kennt. Ehe findet
stets erst dann ihre Bewährung, wenn sie den Alltag
zu bemeistern weiß.E 140 u. 147 So mancher Zwist wird nur hervorgerufen, weil der
eine Eheteil nur seinen Alltag kennen will und für den
Alltag seines Gegenpoles kein Verstehen zeigt. Man
166 Brevier
spricht da aus verschiedenen Erlebnishöhen zueinan‐
der und ist «gekränkt», wenn man sich nicht verstan‐
den sieht, statt erst einmal des andern Erlebnislage zu
erfassen. Dies alles aber ist nur Folge einer Sucht, den
Alltag um sein Recht zu bringen: ‒ sich seinen Forde‐
rungen möglichst zu entziehen.E 143-144 Ein wenig «Überfluß» ‒ und halte er sich auch in sehr
bescheidenen Grenzen ‒ wird in der Ehe, wie auch
sonst in diesem Erdendasein, stets das Miteinander‐
leben freudiger und leichter machen, so daß man dort,
wo er sich irgend noch bereiten läßt, gewiß nicht von
«Verschwendung» reden darf.E 159 Vergeßt nicht, daß ihr euch zum Verhängnis werden
könnt, wenn beide Eheteile, statt sich aneinander im‐
mer wieder zu erheben, einander niederziehen, weil
euch die Not verführt, zu glauben, daß sie leichter
tragbar sei, wenn man sie stetig sich vor Augen halte
und auch Sorge trage, daß der andere sich ja nicht
etwa dazu aufzuschwingen wisse, seiner Last zu spot‐
ten.E 162 Man unterschätzt gar sehr den Wert der Eintracht,
als Erhalterin des Glückes, sonst würde man sie nicht
so oft um eitler Dinge willen stören: ‒ um «Meinun‐
gen» und «Ansichten» zum Sieg zu bringen voreinan‐
der, die wahrlich wenig wiegen, wägt man in der an‐
deren Hand sein Glück.E 169
167 Brevier
Betrachte, was dein eheliches Glück dir gilt, und wäge
dann den Wert der Dinge, die es in Gefahr zu brin‐
gen suchen! Dann wähle, was dir mehr am Herzen
liegt!E 172 Gegensatz ist nicht aus der Welt zu schaffen durch
Streit!E 175 Es gibt genugsam Menschen, die es niemals fassen kön‐
nen, daß auch der kleine Streit, der ihnen längst all‐
tägliche Gewohnheit wurde, aus einer Ehe zu verban‐
nen ist, wenn beide Teile ernstlich ihn verbannen wol‐
len. In keinem menschlichen Verhältnis ist es so ver‐
hängnisvoll, dem Nebenmenschen seine Fehler vorzu‐
halten, als in der Ehe.E 178-179 u. 190 Das Glück der Liebe läßt sich nur erringen, wenn man,
mit einem wahren «Eigen-Sinn», mit dem Menschen,
den man liebt, auf die Dauer glücklich werden will.
Gl 37
Heilig: ‒ der Geschlechter Inbrunst, sich zu einen!
Heilig: ‒ das Mysterium des Zeugens und Gebärens!
Heilig, ‒ dreimal heilig: ‒ die Vereinung, die das Weib
dem Manne eint, zu engverschmolzener Gemeinsam‐
keit für Zeit und Ewigkeit!E 246 Für diese Erdenzeit ist stets der leiblich sichtbare, dem
anderen Teile ehelich verbundene Gegenpol allein in
Wirksamkeit, ganz einerlei, ob es sich ‒ wie in äußerst
168 Brevier
seltenen Fällen ‒ wirklich um zwei Pole handelt, die
dermaleinst vereint gewesen waren und in der Zeiten
Fülle wieder sich für alle Ewigkeit vereinen werden,
oder um zwei urgegebene «fremde» Pole.E 223-224 Du hast allen Grund, vor deinem eigenen Kinde Ehr‐
furcht zu empfinden, soweit der Geistesmensch in dir
nicht völlig deiner feineren Körperkräfte Herr und
Meister ist, denn aus dem Auge deines Kindes blickt
er dir noch ursprungsrein entgegen.M 112 Du hast vor kosmischen Gesetzen nie das Recht, aus
deinem Kinde nur den Spiegel deiner selbst zu ma‐
chen, denn das Heiligste und Höchste, was in diesem
Wesen in Erscheinung tritt, ist himmelhoch erhaben
über allem Hohen, das du leiblich ihm als Erbe gabst.
M 113
Du hast kein Recht, des Kindes Seelenkräfte, wenn
sie hohe Gaben in sich schließen, deinem Blutes-Erbe
zuzuzählen! Du hast kein Recht, des Kindes Seelen‐
kräfte, wenn sie deinen Wünschen nicht entsprechen,
einzuengen oder gar zu unterjochen!M 114 Die Rechte, die nach kosmischen Gesetzen deinem
Kinde gegenüber dir gegeben sind, sind eng begrenzt.
Du hast allein die Rechte eines Hausherrn, dem ein
hoher Gast die Ehre schenkt, sich seinem Schutze zu
vertrauen, wobei der Gast in einer Lage ist, die es ver‐
hindert, daß er selbst sich schützen könnte.M 114-115
169 Brevier
Du kannst nicht erwarten, daß dein Kind dich ehrt,
wenn es weit höher steht als du.M 117 Je sorglicher du auf den Gottesfunken achten wirst,
der dir sich anvertraut in deinem Kinde, je mehr wirst
du auch in dir selbst den Gottesfunken wieder ahnen
und ihn dann durch dein Kind vielleicht auch wirk‐
lich finden lernen.M 119 Glaube nicht, daß du ungestraft dein Kind in die dir
genehmen geistigen Fesseln zwingen kannst, weil es als
Mensch noch nichts von sich selber und seiner Würde
weiß!M 118 Nicht was du deinem Kinde an «Erziehung», Geld
und Wissen mitgibst, wird es dir einst danken, nur
daß du aus ihm jenen Menschen werden ließest, der in
ihm nach seiner Geistnatur zutage treten wollte, wird
dir seine Dankbarkeit erwerben.M 120 Wenn du weise und nach den ewigen kosmischen Ge‐
setzen verfahren willst, dann mußt du deine Wünsche
deinem Kinde zuliebe vergessen und begraben kön‐
nen.M 126 Glück läßt sich in gewissem Sinne auch «vererben»,
und wie sich erdenhafter Reichtum fortvererben läßt
auf Kind und Kindeskinder, so kann ein Elternhaus
sein Glück, das Glück der wahren Ehe, allem was aus
ihm hervorgeht, hinterlassen.E 201
170 Brevier
Sobald das Kind ins Dasein tritt, wird einer Ehe neue
unerhörte Pflicht erwachsen, durch Verantwortung
für neues Leben, dem man Glück nur dann «vererben»
kann, wenn man sich selber Glück zu schaffen wußte.
Was die Eltern ihrem Kinde in der Kinderzeit «ver‐
erbten», wird niemals gänzlich zu vernichten sein, wie
mancher dankbar anerkennen wird, der sich sein Glück
zu schaffen wußte auf dem Unterbau, den ihm das
Elternhaus bereitet hatte, und was auch leider man‐
cher täglich neu bestätigt findet, der schwer zu kämp‐
fen hat, um sich von seinem Unheilserbe zu befreien.
E 205-207
Du kannst nicht wahrhaft glücklich sein, wenn du
nicht anderen, so viel an dir liegt, Glückesmöglichkei‐
ten schaffst, aber du vernichtest anderer Glück, wenn
deine Gedanken, wilden Stieren gleich, in die seeli‐
schen Blütengärten anderer Menschen brechen.Gl 29 Es ist eine unbedingte Pflicht der Menschheit, dafür
zu sorgen, daß keines ihrer Glieder Mangel leidet, daß
jedem Menschen, wer er auch sei und wie man ihn
auch werten möge, Nahrung, Kleidung und Obdach
werde, und diese Pflicht ist unabänderlich, auch wenn
es sich um einen Menschen handelt, der in keiner
Weise Nutzen schafft.Gl 47-48 Wo immer Menschen sich begegnen mögen, dort wird
es ihnen Pflicht, ihr eigenes wie des Nebenmenschen
Leid zu mindern!E 92
171 Brevier
Schaffe dir selbst dein Glück, und du wirst glückliche
Menschen um dich schaffen, wirst dem «Glück der
Menschheit» eine Gasse bahnen!Gl 75-76 Du mußt für dich und andere ein Magnet des Glückes
werden, wenn du zum Schöpfer deines Glückes wer‐
den willst.Gl 81 Vor dem einzelnen «Du» kannst du dich wohl verber‐
gen, aber dem Gesamtorganismus der Menschheit ist
stets alles enthüllt, was in dir vorgeht.Gl 20 Wo nicht beachtet und vielleicht noch nicht einmal
begriffen wird, daß alles, was «der Staat» verwaltet
und vergeben kann, nur dargeboten ist von denen, die
ihn selber formen, dort wird bald eine arge Wirrnis
der Begriffe alle Seelenklarheit überwuchern.GFr 77 Im Grunde wird es durch das nämliche Gesetz be‐
stimmt, ob der wohl winzigste wirtschaftlicher Ver‐
bände: ‒ der kleine Haushalt eines jungen Paares, ‒
erfreulich prosperiert, oder der größte Volksverband:
‒ ein menschenreicher Staat. Soll Sorge fernebleiben,
so wird hier wie dort gerechnet werden müssen mit
den Mitteln, die verausgabt werden dürfen, weil sie in
gleicher Zeit aufs neue zu erwerben sind, ‒ und hier
wie dort wird man auch für die Tage außerordent‐
licher Forderungen, denen der gleichzeitige Erwerb
nicht Ausgleich schaffen kann, im voraus Zuschuß
sichern müssen.GFr 71
172 Brevier
Willst du dich selber nicht verneinen, so mußt du,
selbstbestimmt, auch Anderer Dasein, in dir fremden
Formen, ebenso entschieden wie dein eigenes Dasein
«wollen»; denn jeder Einzelne ist durch die Anderen, ‒
erscheinen sie ihm auch ganz unerfaßlich «fremd», ‒
zu seiner Zeit bedingt und ihnen stets verbunden.
GFr 67-68
Gemeinschaft fragt nur nach der Leistung, ‒ Gemein‐
samkeit fragt nach dem ganzen Menschen!GFr 37 Gemeinsamkeit im äußeren Leben heißt: ‒ was dir zu
eigen ist als «Meinung», auch anderer «Meinung» so
zu einen, daß aus Aller Meinen ein gemeinsamer Be‐
sitz erwächst.GFr 31 Die Gemeinsamkeit der Wenigen, die «durch Selbst‐
verwandlung wissend» sind, ist die Darstellung des
ewigen «Christos» auf dieser Erde, und der Meister
der Evangelien ist einer der höchsten Söhne dieser gei‐
stigen Gemeinsamkeit der Leuchtenden des Urlichtes,
die allein den «Vater» kennen und also tun können,
wie der «Vater» sie lehrt.ML 115 Du mußt restlos alles bezahlen, was du durch dein
Verhalten, irgendeinem anderen Menschen gegenüber,
der Menschheit schuldig geworden bist, und du wirst
dem Gesetze nicht entrinnen, bis auch «der letzte Hel‐
ler» bezahlt ist.Gl 21
173 Brevier
Du wirst für alles, was du erhalten willst, vollwertige
Äquivalente darbieten müssen, oder der Menschheit
Gesamtorganismus wird von dir einstens fordern, was
du schuldig geblieben bist, und du darfst dich nicht
beklagen, wenn er in einer durch deine Wünsche un‐
beirrbaren Weise sich zu seinem Rechte verhilft.
Gl 25
So unerbittlich der Gesamtorganismus der Menschheit
von jedem seiner Einzelglieder jede Forderung einzie‐
hen muß, deren Bezahlung geflissentlich «vergessen»
wurde, so teilnahmslos und automatisch muß er auch
einem anderen Gesetze folgen, das ihm jede Selbstein‐
treibung verbietet, sobald du auch nur den Willen zur
Begleichung deiner Schuld einmal ernsthaft in dir auf‐
gerichtet hast.Gl 23 Du mußt nicht zur Beute kosmischer Dissonanzen
werden, auch wenn zu deiner Zeit solches Geschehen
hier auf Erden nun in Menschenhirnen seinen fern‐
sten Ausklang findet.GFr 66 Durch unsichtbare Schwingungen, die deines Denkens,
Fühlens und Erlebens stets getreue Boten sind, bleibst
du auch aus der weitesten Entfernung her mit allen
eng vereint, die deiner eigenen Artung ähnlich sind.
WzG 66
Die Stärke deiner Wirkung wird sich viel weniger als
du glaubst nach äußeren Entfernungen richten, viel‐
174 Brevier
mehr werden alle Stärkegrade bestimmt durch die grö‐
ßere oder geringere Ähnlichkeit deiner Eigenschwin‐
gungen mit denen anderer Menschen. Aber ein Jeder
aus den Milliarden, die du als «Du» empfindest, wird
in irgendeiner Weise noch von den Ausklängen der
von dir erzeugten Wirkungen erreicht werden.
Gl 32-33
Alle, die den Höhenweg betreten haben und betreten
werden, stehen in ihrem Innersten alsobald in naher
Verbindung, auch wenn in der Außenwelt sie Tau‐
sende von Meilen trennen sollten.LG 161 Vielen stärkt es Mut und Glauben, wenn sie auf dem
«Wege» von Zeit zu Zeit mit Weg-Genossen reden
können.LG 162 Niemals seien es mehr als «zwei oder drei», die sich,
zum gemeinsamen Austausch ihrer seelischen Erfah‐
rungen durch das Wort der äußeren Sprache, jeweils
zusammenfinden!LG 163 Ob du nun ein-sam deinen Weg durchwandern willst
oder mit einem und auch zwei Weggefährten, stets
sollst du wissen, daß ein verborgener Tempel dich mit
allen vereint, die ihren Weg wie du bereits beschritten
haben. Die Leuchtenden des Urlichts sind dieses Tem‐
pels wahrhaftige «Priester», und jeder Suchende, der
seinen «Weg» in sich verfolgt, steht unter ihrer siche‐
ren Führung, auch wenn sein Inneres noch vorerst
175 Brevier
ohne eigene Leuchte ist und er die ihn leitende Hand
noch nicht erkennt.LG 166 Jede größere Gruppe seelisch Verbundener kann nur
dann zu segensreicher Wirkung kommen, wenn sie,
was Redeaustausch über seelische Erfahrung anbetrifft,
in sich gegliedert bleibt als eine vielfache «Zwei- und
Dreisamkeit», und jede solche «Zelle», gebildet aus
Zweien oder Dreien, darf stets nur aus dem distink‐
testen Gefühl persönlicher Zusammengehörigkeit sich
bilden, so daß ‒ auch ohne besonderen «Schwur» ‒
ihre Unzerstörbarkeit von Anfang an gesichert ist. Die
Suchenden sollen sich jedoch niemals zu einer «Ge‐
meinde» zusammenschließen, denn keine Gemeinde
ist möglich ohne Glaubens-Zwang, und nichts ver‐
trägt die seelische Entfaltung weniger, als irgendeinen
äußeren Zwang.LG 163-164 Weit folgenreicher noch als All- und Erdverbunden‐
heit an sich ist für den Einzelnen die durch Impulsver‐
wandtschaft scharf umgrenzte Gruppe, der er seelisch
zugehört. An allem nimmst du, ohne es zu ahnen, An‐
teil, was in jeder Seele vorgeht, die in deiner Gruppe
der Impulsverwandten sich erlebt. Du glaubst in dir
nur eigene Seelenregung zu vernehmen und bist doch,
mehr als du vermuten könntest, bewegt durch seeli‐
sches Geschehen, das in einem deiner Gruppe Zugehö‐
rigen zur Zeit erfahren wird, so wie auch dein Erleben
allen dir Impulsverwandten fühlbar wird zu jeder
Zeit.GFr 142 u. 144-145
176 Brevier
Wir Menschen hier auf dieser Erde leben keineswegs
nur unser individuelles Eigenleben, sondern sind mit
allem denkbewußten Dasein nicht nur dem, was die‐
ser Erdball trägt, tiefinnerlich verbunden.GFr 141 Sünde ist nur dort vollzogen, wo der Mensch, im vol‐
len Bewußtsein der geistigen Verwerfung seines Tuns,
dennoch unbekümmert tut, was ihm gefällt. Dieser
Tatbestand aber ist nur in den allerseltensten Fällen
unentschuldbar gegeben. Es ist noch lange nicht alles
Sünde, was man «Sünde» heißt, und vieles ist wirk‐
liche Sünde, was kein Mensch als solche bezeichnen
würde! Unbezweifelbare und nicht leichte Sünde ist
es, wenn einer eine geringe Anstrengung aus Bequem‐
lichkeit unterläßt, durch die er einem Mitmenschen
eine Freude bereitet haben würde, aber sehr fraglich
bleibt es, ob überall Sünde zu suchen ist, wo klares
Unrecht geschah, weil etwa Affekt dazu trieb.
Kod 60 u. 61-62
Im Menschengeiste ist der Wille fähig, sich auch im
anderen Willen wiederzuerkennen, und somit kann
der Mensch bewußt den Ausgleich suchen, der den
Frieden wahrt durch Zucht des Willens, der dann nicht
mehr sich allein nur, sondern auch den anderen Wil‐
len will.LG 194 Individualität will nur sich selbst, aber nur, um in
sich selbst alles andere zu erhalten.Gspr 49
177 Brevier
Keine «Individualität» könnte jemals die andere hin‐
dern, sich selbst zu entfalten.Gspr 50 Des Anderen Vollendung ist die deine nicht und kann
dir nie ersetzen, was du in dir selber versäumst.
WzG 78
Kein Mensch kann den anderen erlösen, aber wer den
Weg zur Erlösung weiß, der kann ihn anderen zeigen.
A 145
Erlösung kommt dem Erdenmenschen nur, wenn auch
das «Weib» in seinem Gotte wieder zu seinem Bewußt‐
sein spricht. «Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan».
Daß er nur «Mann» in seinem Gotte sieht, ist Schuld,
ist Abkehr von den Kräften urgewollten Seins: ‒ Ver‐
strickung in das Weiblich-Empfängnisbegehrende sei‐
nes Wesens, ‒ Aufgeben des Männlich-Aktiven in ihm
selbst.M 27 Auf allen seinen Stufen herab zum Erdenmenschen
wird der Geistmensch der Ewigkeit nur als «Mann
und Weib» dir begegnen können. Auch der Meister
reinsten geistigen Erkennens, den man dir sendet, auf
daß er dir im Geistigen zum Führer und zum Helfer
werde, ist: ‒ «Mann und Weib»; denn was dich aus
ihm allein erreichen kann, ist der ewige Mensch, der
in ihm, dem Erdenmenschen, aus dem Grabe aufer‐
stand.M 35-36
178 Brevier
Deinen «lebendigen» Gott wirst du erst dann in dir
zu finden hoffen dürfen, wenn du ihn in dir suchst,
so wie allein er zu finden ist: ‒ als «Mann und Weib».
M 29
Der Trost, den andere dir bieten können, wird dir nur
dann aus deines Leides Fesseln helfen, wenn er dir
zeigt, wie du dich selbst befreien kannst.Tr 11 Weise jedem die Türe, der da kommt, um dich zu
«trösten» und nichts besseres weiß, als frische Gräber
aufzuscharren!Tr 25 Das kopfhängerische «Muckertum» ist ebenso verwerf‐
lich, wie die hohle Geste der «Weltverneinung».J 49 Du, den nach Licht und Leuchten verlangt, lerne
Barmherzigkeit üben auch gegen jene, die dich am
liebsten in ihrem Dämmerdunkel halten möchten!
L 128
Sei immerdar gütig gegen alles, was lebt, aber ‒ «Güte»
gegen den Tiger ist ein wohlgezielter Schuß; denn
auch, was du vernichten mußt, sollst du nicht leiden
machen!LG 140 Macht ist die erhabenste Besiegerin des Hasses. Der
Mächtige und seiner Macht Bewußte liebt seine Macht,
und sie macht ihn allmählich auch zu einem Lieben‐
den.LG 192
179 Brevier
Hüte dich vor allen, die dir stetig nach dem Munde
reden! Hüte dich vor allen, die da jederzeit «Ja» mit
«Nein» und «Nein» mit «Ja» vertauschen können!
Hüte dich aber auch vor der Neigung, dein eigenes
«Ja» und «Nein» den anderen aufzudrängen.
WzG 64-65
Man darf sich nicht irreführen lassen durch die ele‐
gischen Träumereien von einer Gottheit, die des Men‐
schen Leid als das ihre erlebt und vom Menschen her
ihre eigene Erlösung erwartet.WmS 125 Die Darstellung der Selbstaussprache Gottes, des Lo‐
gos, des ewigen «Wortes, das bei Gott ist und Gott
ist» und die reinlich davon zu trennende Darstellung
der geist-menschlichen Potenz, die uns in dem Meister
der Evangelien entgegentritt, ‒ das alles theologisch
derart begründet, daß jedes ältere Dogma dadurch
nicht aufgehoben, sondern im wahrhaftigsten Sinne
verklärt würde, ‒ diese Tat harrt noch des Mutigen,
der sie wagt, des Kundigen, der sie zu wagen imstande
ist, und der Segen, der aus dieser Tat erblühen könnte,
wäre unermeßlich.ML 243-244 Die authentische Wirklichkeitsentsprechung meiner
Lehrworte über die Struktur des ewigen Geistes kann
weder durch den inbrünstigsten Glauben verherrlicht,
noch durch Unglaube, Behinderung, Kritik oder Be‐
kämpfung herabgemindert werden.Kod 27
180 Brevier
Die Worte eines jeden, der lehrt, wie es ihm der «Va‐
ter» geboten hat, führen hin zu wahrer «Theo-So‐
phia», die identisch ist mit dem urgegebenen, geheim‐
nisvollen geistigen «Christentum» aus dem ewigen
«Christos» im Urlichte, dessen erhabenster Tempel auf
Erden lange bevor der Meister von Nazareth als ein
ihm Eingefügter die ewige Liebe erleben lehrte, im
«innersten Osten» allein gefunden ward. Hier wird er
bestehen bleiben bis zum Ende der Tage auf dieser
Erde, und mit ihm für alle Zeiten die ewig Verordne‐
ten, die ihm eingefügt sind als «Priester nach der Ord‐
nung des Melchisedek»: ‒ der «Ordnung», die das
Ewige sich selbst im Zeitlichen setzt. Nur diesen un‐
sagbar wenigen Erdenmenschen, deren ewiges Geisti‐
ges aus der «Sóphia»: ‒ der Weisheit! ‒ Gottes, als
dem ewigen weiblichen Pole des substantiellen Gei‐
stes, die Bewußtseinsgestaltung dazu empfing, ist es
nach dieser Ordnung jemals möglich, auch ihren irdi‐
schen Mitmenschen die Erkenntnis und das Wissen um
die Sóphia in Gott zu vermitteln.ML 147-148 Wer meine Worte vernimmt, der empfängt auch die
Worte der mir im Ewigen Geeinten.Kod 51 Im gleichen Augenblick, in dem du deines Gottes in‐
neres Bild einem anderen Menschen schamlos enthüllst,
hast du deinen Gott verloren!LG 313 Ein jedes «Einzelsein» ist letzten Endes wahrhaft alles
Sein, auch wenn es nicht erkenntnisfähig ist, darum zu
181 Brevier
wissen! «Er-lösung» kann ein Einzel-Sein nur finden,
wenn es im All-Sein sich erlebt, erlöst von allem an‐
deren «Einzel-Sein».LG 288-289 Du bist der einzigartige Mittelpunkt eines Ganzen, das
nur aus einzigartigen «Mittelpunkten» gebildet ist
und, da es ein Unendliches, wenn auch nicht Un-Be‐
grenztes, ist, an jeder Stelle seinen «Mittelpunkt» be‐
sitzt. Jeder Mittelpunkt aber ist sich selbst hier «Ich»,
und jeder andere Mittelpunkt ist für ihn «Du».
Gl 19
Du kannst dich selbst kaum in deinem «Innen» er‐
kennen, wie dürftest du hoffen, die zarten Stimmen
der Entrückten dort zu vernehmen?KglK 200 Dummstolzer geistlicher Hochmut meint, nichts dürfe
sich zwischen Gott und den Menschen stellen, ‒ aber
hier ist nur die Bitte rechte Antwort: «Herr, vergib
ihnen, denn sie wissen nicht, wie sie Dich schmähen!»
Geb 71
Hilfreiche Helfer sind dir in dein Erdendasein gege‐
ben, stets deinem Geiste nah, wenn du sie geistig in der
Tat zu «rufen» weißt.L 97-98 Lernet vor allem die Stimme, die in euch «spricht»,
unterscheiden von den falschen «Stimmen» eurer auf‐
geregten Phantasie!LG 301
182 Brevier
In allen Zeiten liebte es der Mensch, lieber auf das
Kommen eines «Helfers» nach seinem Sinne zu war‐
ten, und wollte nichts von den wirklichen Helfern
wissen, die in Güte und Einfalt ihm die Hand zur
Hilfe boten.MyG 53 Würde Hilfe ihm nicht, die allein hier helfen kann, ‒
die Hilfe aus der Urheimat des Geistes, dargeboten
durch die hohen Helfer, die dazu verordnet sind, ‒
so müßte der Mensch daran verzweifeln, jemals sich
selbst, als den ewigen Menschengeist, im «Tiere» die‐
ser Erde wieder zu finden und den Dämon dieser Erde,
den «Fürsten der Finsternis», zu bezwingen.KM 84 Die Leuchtenden des Urlichts wollen dir nicht Glau‐
benslehren geben, sondern dir die «Brücken» bauen,
die dich, den tierverhafteten Menschen dieser Erde,
mit dem substantiellen Geistesreiche verbinden.LG 22 So wie aus einem Brunnen mit vielen Ausflußröhren
stets aus jeder Röhre das gleichgeartete Wasser der
einen Quelle quillt, die er umfaßt, wie aber die eine
Röhre, durch ihre Form bedingt, dem Wasserstrahl
eine andere Formung mitgeben kann, als die andere,
die wieder andere Form erteilt aus ihrer Eigenformung
her, so wird dir auch jeder einzelne der Lichtgemein‐
schaft, aus der ich rede, stets die gleiche Weisheit, die
gleiche Lehre geben, auch wenn sie äußerlich, der
Eigenart des Lehrenden entsprechend, sehr verschie‐
dene Formung zeigen mag.L 101-102
183 Brevier
Noch ward auf dieser Erde keiner je vollendet durch
die Schöpferkraft der Liebe, dem nicht des Erden‐
lebens nimmer ruhende Zerstörungskräfte seine hohe
Form bedrohten, und wenn du etwa glaubst, die
Leuchtenden des Urlichts seien hier wohl aller Sorge
ledig, so lasse dir sagen, daß auch sie, wie jeder, der
des Tieres Leben seinem Ewigen zu einen sucht, sich
stündlich wach erhalten müssen, wollen sie nicht aus
dem hohen Leuchten fallen, wie ein Stern, der plötz‐
lich in den Abgrund fährt und dort zerstäubt in seine
Uratome.L 123 Du wirst auch in dem Leuchtenden des Urlichts einen
Menschen-Bruder sehen lernen müssen, der, wahrlich
allem Erdenmenschenfehlen nicht entrückt, zu kämp‐
fen hat wie du, um aus dem Kampf des Lichtes mit
der Finsternis hervorzugehen als ein Sieger, wenn einst
sein Erdenlauf vollendet ist.L 124 Die Zugehörigkeit zu Rassen und Völkern oder zu de‐
ren Parteien ist auf jener hohen geistigen Ebene, auf
der die Leuchtenden im Urlicht wirken, nicht nur
durchaus belanglos, sondern auch in keiner Weise mehr
wirksam oder auch nur erkennbar.ML 78 Keine eurer Mühen geht verloren, aber aller Mühen
Siegespreis wird euch erst dann zuteil, wenn ihr den
Höhenweg beendet habt, der euch nur findbar ist un‐
ter innerer geistiger Führung.LG 259
184 Brevier
Wirklicher Segen ist eine geistige Substanz, von der
eine Kraft ausgeht, deren Wirkungsgrad auf das Ge‐
naueste der inneren Haltung des Gesegneten ent‐
spricht. Segen ist also weder Gebet, noch Wunsch,
noch an irgendeine Geste des Segnenden geknüpft und
von keinem ausgesprochenen oder auch nur gedachten
Worte abhängig, sondern willensbestimmte ewige
Geistsubstanz in zeitliche Auswirkung geleitet durch
einen Geistigen, der in irdischer Verkörperung lebt.
Br 223
Segnen als Tätigkeit ist für den, dem es möglich ist,
eine Reihe von Willensakten, durch die sich die Segen‐
Substanz, die geistig-sinnlich als leuchtende, vorerst
noch «ungeformte», unregelmäßige «Lohe» erscheint,
in die für den zu spendenden Segen notwendigen gei‐
stigen Formen umgestaltet, um sodann, gemäß der ihr
gegebenen Bestimmtheit, in nächster Nähe oder über
Länder und Meere hinweg sich auszuwirken. Auch
wiederholte Auswirkung kann durch willentlich gege‐
bene Bestimmtheit veranlaßt werden.Br 224-225 Um wirklichen, aus dem lebendigen geistigen Lichte
stammenden Segen spenden zu können, muß man
selbst in diesem ewigen Lichte sein und ‒ Segen besit‐
zen.Br 227-228
185 Brevier
WERK UND WELT
Noch ward keiner auf dieser Erde geboren, der zur
Erkenntnis gekommen wäre, ohne auf seiner Vorfah‐
ren starken Schultern zu stehen.HZ 66 Was immer es zu erreichen gilt, niemals kann der Eine
ohne den Anderen fertig werden, und in der harmo‐
nischen Wechselwirkung des einen auf den andern
werden alle großen Ziele menschlichen Strebens er‐
reicht.MyG 168 Alle Zaghaftigkeit ist vom Übel, denn das ewige Heil
läßt sich nun einmal nicht «in Furcht und Zittern»
erwirken, auch wenn man solchen, aller Wirklichkeit
unendlich fernen Worten seit Jahrtausenden gewich‐
tige Bedeutung hier auf Erden gab.WmS 103 Du kannst nur finden, wenn du in deiner Form, die
stets die Form deiner Zeit sein wird, zu suchen dich
bemühst! Wer dir anderes rät, wird dich dem Irrtum
übergeben.HZ 67 Die wahren Helfer in den heutigen Nöten des Chri‐
stentums sind vor allem jene deutschen Geisteskünder,
die man als «mittelalterliche Mystiker» zu kennen
meint: ‒ die wirklichen «Theosophen» im paulini‐
187 Brevier
schen Sinne, ‒ die wahrhaftigen Geisteskundigen, wie
Eckehard, Tauler, der dem Namen nach unbekannte
Frankfurter Deutschordensherr, dem wir das «Büch‐
lein vom vollkommenen Leben», die «Theologia
deutsch» verdanken, der Domherr Thomas a Kempis,
der seinen Mitgläubigen die «Nachfolge Christi»
schenkte, und ‒ für die, denen seine kosmischen Ge‐
sichte nicht allzu grandios und erdrückend sind ‒ der
Görlitzer Seher Jakob Böhme. Obwohl er vor allem
Dichter ist, darf auch Angelus Silesius an dieser Stelle
nicht vergessen werden.ML 241-242 Das Christentum ist noch viel zu jung auf dieser Erde,
als daß es schon in seinen göttlichen Tiefen erkannt
sein könnte, und die da glauben, es habe sich selbst
«überlebt» und durch die Sünden seiner «Kirchen» ad
absurdum geführt, irren sehr, denn sie haben nur die
bis jetzt geübte Art seiner Auswirkung im Auge und
ahnen nicht, daß dereinst eine Zeit kommen wird, die
fast das meiste, was man bis heute «Christentum»
nennt, nur mit Scham im Herzen betrachten kann, so,
wie der gereifte Mann die brutalen Torheiten und
überheblichen Ansprüche seiner Jünglingszeit betrach‐
tet.ML 230-231 Die Kirche Roms krankt an ihrem Ahnenstolz, wie so
manche Adelsfamilie, der die Zahl der Ahnen wich‐
tiger ward als der eigene Adel, wogegen die von ihr
losgelösten Zweige vergessen, daß zum Gedeihen «Erd‐
188 Brevier
reich» gehört, und so sich nicht beklagen dürfen, wenn
sie allmählich ihre Lebenskraft verlieren.Gh 80 In allen religiösen Lehren der Welt findet sich im Kern
die letzte Wahrheit.LG 199 In fast allen Religionen ist die Vorstellung einer indi‐
vidualisierten Selbstdarstellung des ewigen Urlichtes
als Spur einer tiefen Wirklichkeitserkenntnis zu fin‐
den.ML 175-176 Im Kulte sehe ich den Menschen das Göttliche in sich
selbst verehren, benannt mit dem Namen des Gottes,
den er sich selber schuf.KM 14 Apollon, Aphrodite, Artemis und so manche andere,
sehr plastisch gestaltet vorgestellte «Gottheiten» der
antiken Welt wurden an verschiedenen Orten in nicht
minder verschiedener Auffassung verehrt, wie heute
noch die «Muttergottes», an ihren zahllosen Gnaden‐
orten aus einem jeweils anderen Aspekt gesehen, der
Gläubigen mannigfaches Vertrauen entzündet. Es han‐
delt sich da nicht um ein «götzendienerisches» plum‐
pes Vervielfältigen der geliebten und mit einer Über‐
fülle des Vertrauens bedachten Verehrungsgestalt, die
einst aus dem sublimen Kult der «Hagia sophia»: der
«Göttlichen Weisheit», als Inbegriff des «Ewig Weib‐
lichen» hervorgewachsen war und späterhin mit Jesu
Mutter identifiziert wurde, sondern um ein psycho‐
logisch sehr differenziertes Empfinden örtlicher, bild‐
189 Brevier
mäßiger und legendärer Einflüsse auf die jeweils er‐
reichbare größte Intensität des Anrufs.Br 115-116 Es war nicht, wie die Heutigen meinen, törichter «Göt‐
zendienst», wenn alte Völker ihre Landesgötter zu
ehren wußten. Wirkliches wußten sie so erreichbar,
und dieses gleiche Wirkliche wird auch in vielen Lan‐
den und an vielen Orten dieser Erde heute noch er‐
reicht, wenn auch die Vorstellung sich andere Bilder
schuf, um es zu fassen, und das äußere Bekenntnis
neue Namen für die ihm verhüllten Mächte fand.
GFr 153-154
Hinter jedem, den ihr «Heiland» und «Erlöser» nennt,
stand einer, der es wirklich war, weil jeder der von
euch so Benannten in Wahrheit jenen einen, ewigen
Heiland in sich trug und, aus Schlaf und Traum er‐
wacht, «des Menschen Sohn» in sich vollendet hatte.
Doch eure phantastischen Bilder dieser Großen, die
ihr nun im Träumen ehrt und lobt, sind Werke eurer
Träume: ‒ wesenlos und Schatten gleich.ML 28 Die Gottheit, die des Menschen bedarf, um sich dem
Menschen zu offenbaren, heischt wahrlich keinen Kult
um ihretwillen, allein der Kult, der in Magie sich aus‐
wirkt, kann den Geist des Menschen aus dem Schlaf
im «Tiere» lösen und ihm ein Reich des Wirkens neu
erschließen, das ihn erkennen lehrt, daß ihm auch dort
noch Hilfe wird, wo alle Macht des «Tieres» ihre
Grenzen fühlt.KM 44-45
190 Brevier
Kultmagie ist keine bloße «Symbolik». Kultmagie ist
ein Wirken nach strengen Gesetzen zur Auslösung ma‐
gischer Kräfte, die im Menschen verborgen sind!
KM 52
Die kultischen Gebräuche mögen äußerer Betrachtung
wohl an sich genügen: was ihre Schönheit, ihre Wir‐
kung auf die Sinne, ihre Kraft des Ausdrucks anbe‐
langt, allein dies alles ist nur Mittel, um das Innere
des Menschen zu erreichen, damit es fähig werde, in
sich selbst das Allerinnerste in eigenem Erleben zu er‐
fahren.KM 75 Unmündigen mußten die Weisen der Alten weislich
verbergen, daß sie selbst gestaltet hatten, was sie als
der Götter Wort verkündeten. Die aber der Gottheit
Stimme in sich selbst vernommen hatten, mußten Göt‐
ter erschaffen, sollte das Wort in ihnen sie nicht selbst
erschrecken.KM 15 Die «alte Menschheit» hat es gut verstanden, die Au‐
ßenwelt in ihren Dienst zu zwingen, doch da sie nur
von außen «zwingen» kann, droht sie den Kräften zu
erliegen, die sie selbst zu ihrem Dienst entfesselt hat.
Die «neue Menschheit» wird nicht mehr von außen
zwingen wollen, was sie weit ersprießlicher von innen
her zu lenken lernen wird.M 143 Es werden Tage erscheinen, an denen man Werke
durch das Wort zu wirken wissen wird, zu deren Ge‐
191 Brevier
staltung heute noch tausend Hände und gewaltige
Maschinen nötig sind.LG 324 Wir werden uns wahrlich besser nützen, wenn wir
auch ferner Vorwelt einige Logik zugestehen, zumal
auch mancher Weise jener Zeiten auf Dinge zu ach‐
ten pflegte, die neueres Wissen gerne «abergläubisch»
nennt.OR 44 Hohe Wissende, die da erkannten, was des Menschen
geistige Kraft vermag, schufen dem Mythos den Kult.
KM 15
Versunken in die Finsternis des «Tieres», erkannte
einst der Menschengeist sich selbst und sein Geschick
in fahlem Bilde und stellte dieses Bild aus sich heraus
als Mythos.KM 71 Jahrtausende diente der Mythos dem Menschen, ihm
seine Nacht zu erhellen, ‒ nun aber ist die Zeit der
Lehre durch den Mythos erfüllt; die Zeit der Erkennt‐
nis aus der Wirklichkeit ist angebrochen.KM 28-29 Die geistige Daseinswirklichkeit des Menschen wird
an die Stelle des Mythos treten, und aus dem Leben
wird die kommende Kultmagie erstehen!KM 96 Beim Bau des erhabenen Domes, den es geistig zu er‐
richten gilt, ist jeder, der daran arbeitet, Arbeiter,
Werkzeug und Baustein zugleich. «Arbeiter» durch
192 Brevier
seinen freien Willen, wird er zum «Werkzeug» durch
die erworbene «Kunst»: ‒ durch Deutung der Sym‐
bole, die ihm ihre Anwendung zeigen, ‒ und zum
«Baustein» endlich durch die Arbeit an sich selbst,
mittels der baugerechten Zubereitung im rechten Ge‐
brauch des dargebotenen Werkzeugs.ML 260-261 An allen Orten dieser Erde sollten «Tempel der Ehe»
sich erheben, ‒ Weihestätten, deren Priesteramt nur
Menschen führen dürften, die um die Möglichkeit der
Geisteseinung in der Ehe wissen, und gewillt sind, sie
mit allen Kräften zu erstreben!E 240 Man kann im wahren «Gebete» um nichts anderes
«bitten» als um das, was bereits von Ewigkeit her im
Willen des Urseins gegeben ist.Geb 37 Es gibt keine wirksamere Art zu steter geistiger Er‐
neuerung zu gelangen, als immerwährende Gebets‐
bereitschaft.Geb 86 Bereiter der Zukunft sind alle, die wahrhaft zu «be‐
ten» wissen!Geb 101 Glaube ist Gestaltungskraft im Geiste. Glaube schafft
die Form, durch die das Wirken deines Willens sich
bestimmt. Glaube ist die Wirkungsform des Willens!
Du kannst nicht wahrhaft wollen, ohne zu glauben;
denn ungeformter Wille ist eine zerfließende Kraft
und wird als solche ohne Wirkung vergeudet. Sobald
193 Brevier
du aber deinem Willen eine feste Form durch deinen
Glauben schaffst, wird er zur mächtigen Gewalt und
wandelt selbst die scheinbar festgefügten Kettenglie‐
der äußeren Geschehens derart um, daß sie wie Wachs
sich ändern nach deiner Glaubensform.LG 310-311 Auch wenn wir glauben, mit den Dingen selbst zu tun
zu haben, sind es doch nur die aus umgeformter Licht‐
kraft nachgeschaffenen Innenbilder, die uns als Beob‐
achtungsobjekte zur Verfügung stehen, und ihre laut‐
gerechte Darstellung besitzen wir dann in der Spra‐
che.GFr 171-172 Wie die Weltkraft, die der Blitz dir kündet, dem Men‐
schen dienstbar wird, sobald er sie in Form zu ban‐
nen weiß, ‒ wie sie sich binden läßt und aufbewahren
in Metallen und Gefäßen, ‒ so läßt sich auch dieKraft
des Willens, der durch den Glauben seine Formung
fand, in Gebilde der Materie binden.LG 314 Ein jeder Gegenstand, den du mit deinem durch den
Glauben klar geformten Willen selbst «geladen» hast,
ist ein «Talisman», und solcher «Talismane» Wirkung
hast du oft genug erfahren.LG 314-315 So wie man köstlichen Wein nicht darbieten wird in
geringen irdenen Gefäßen, so erheischt schon die Ehr‐
furcht vor dem Geiste, daß dir nur vollendetste Form
Genüge leiste, sobald du selbst zum «Tempel des Gei‐
stes» werden willst.GF 8-9
194 Brevier
Wer hier in seiner Alltagswelt auch die kleinste Ent‐
scheidung zum Handeln, ‒ und werde sie auch in
äußerster Eile von ihm verlangt, ‒ mit aller Selbstver‐
ständlichkeit in solcher Weise trifft, als sei sein ewiges
Heil nur von dieser einen Entscheidung abhängig, der
steht dem geistigen Bewußtwerden schon viel näher
als er ahnt, und selbst wenn seine vererbten Anlagen
einer vollen Entfaltung hier in seinem Erdenleben ent‐
gegenstehen sollten, geht er doch als ein Bewußter in
die Ewigkeit ein.WmS 174-175 Wer sich selbst zum Tempel des Geistes wandeln will,
der wird alle Mühe auf sich nehmen, damit er auch
in seiner äußeren Erscheinung schon die Achtung vor
sich selbst beweise.GF 10 Zahlreich sind die selbstgewissen Verächter «guter
Lebensart», die nicht bemerken, daß in ihr Form ge‐
worden ist, was sie selbst erst mit großer Gebärde als
ethische Forderung erstreben.GF 11 Dein ganzes Leben sollst du formen lernen!GF 12 Wahrlich, gar oft sind «die Kinder dieser Welt» nicht
nur «klüger», sondern auch besser, als jene, die sich
allein bevorrechtet glauben, «Kinder des Lichtes» zu
werden!GF 12 Wisse, o Suchender, daß für ein jedes Zeitalter andere
«magische» Kräfte notwendig sind, und lasse dich
195 Brevier
nicht beirren, wenn du nicht zu jeder Zeit die glei‐
chen, wundersamen Kräftewirkungen gewahrst!
LG 323
Das Wort, im «magischen» Sinne aufgefaßt, ist die
höchste der «magischen» Kräfte.LG 323 Es ist nur Torheit, glaubt man echtes religiöses Füh‐
len durch die Denkgesetzlichkeit der Wissenschaft be‐
droht, und Torheit nur wähnt wahrer Wissenschaft
den Weg verbaut zu höchstem geistigen Erkennen, nur
weil die Vorsicht heute noch den wissenschaftlich
Denkenden verhindert, sich auch in Bereiche vorzu‐
wagen, die man «wissenschaftlich» erst durchdringen
kann, wenn man sie im Erlebnis sich eröffnet hat.
GFr 169
Erst dann wird diese Zeit Kultur aus sich «gebären»
können, wenn sie wieder sich mit echtem religiösen
Fühlen zu durchdringen weiß.GFr 158 Nicht vor dem «Untergang» des Abendlandes ist die
Menschheit angelangt, wie manche wähnen, sondern
sein späterer höchster Aufstieg fordert die Opfer, die
der wache Mensch des Abendlandes heute zu beklagen
hat!L 78 Es ist nicht möglich, daß auf dieser Erde je ein «Got‐
tesstaat» entsteht, der alle Menschen frei in Liebe
einen würde, denn diese Erde wurde einst durch den
196 Brevier
Menschen selbst entgottet, als er aus Furcht vor seiner
eigenen Macht die Herrschaft über sie verlor.
M 131-132
Es gibt keinen unbegrenzten Fortschritt hier auf Er‐
den! Alle menschliche Entfaltung ist dem Gesetze der
Wellenbewegung unterworfen.LG 214 Niemals wird diese Erde völlig leidfrei sein.Tr 22 Leid ist der Freude Bedingnis und Unterpfand.
KglK 188
Ein jedes Leid ist einer späteren Freude vorgesandtes,
geheimnisvolles Zeichen.Tr 19 Ohne das Leid könnte die Freude nicht zu sich selber
kommen, denn alles Trennen und Teilen schafft Leid:
Trennung und Teilung aber ist vonnöten, damit
Freude sich in allen Formen offenbaren kann.
KglK 188
Du kannst nur dann unterliegen, wenn du vor dem
Leide Furcht bezeugst.KglK 192 Ein jedes Leid-Erleben ist Abschluß und Neubeginn.
Tr 21
Die Menschen, die das Leid bis in seine Tiefe kosten,
um alsbald sich zu erheben und das Leid zu überwin‐
197 Brevier
den, werden dir oft kaum vom Leiden berührt erschei‐
nen, und doch sind sie es, denen vor allen anderen aus
dem Leide Segen erwächst.Tr 35 Wille zur Freude zeugt alle Tat. Wille zur Freude
erhält alles Leben!KglK 192 Ich «fordere» nicht! ‒ Ich bringe!Br 235 Wer nicht bei seinem Suchen nach der innersten Wirk‐
lichkeit von Tag zu Tag die Kräfte zu äußerem Tun
und Wirken in sich wachsen fühlt, der ist auf falschen
Bahnen.W 102 Wer das Leben der Erde flieht, statt es beherrschen zu
lernen, der hat «die Welt» wahrhaftig nicht überwun‐
den!W 99 Nur wer die ihm drohende Gefahr in ihrem ganzen
Umfang kennt, kann ihr furchtlos entgegentreten;
denn er nur weiß, wie ihr zu begegnen ist.A 88 Hier in diesem Erdenleben ist es dem Menschen mög‐
lich, zu «wirken». Nach dem Verlassen der physischen
Welt aber findet er sich in dem Zustand, den er sich
selber schuf, und muß passiv verharren, bis sich ohne
sein Zutun, vielleicht in kürzerer Zeit, vielleicht auch
erst nach Jahrtausenden, ‒ in irdischer Weise zu spre‐
chen, ‒ sein Seelisches derart geläutert hat, daß es sub‐
stantiell gottgeeinten Geisteswesenheiten gelingt, in
198 Brevier
ihm das Bewußtsein vom wesenhaften Innewohnen
seines göttlichen Wesenskernes, seines lebendigen Got‐
tes, zu erwecken. Erst dann kann in ihm die Willens‐
umkehr erfolgen, durch die er alle Kräfte seinem «le‐
bendigen Gott» zum Dienste überläßt, wodurch dann
erst die Vereinung seines Bewußtseins mit dem ewi‐
gen Bewußtsein des göttlichen Geistes in ihm herbei‐
zuführen ist, die auch kein «Gnadenakt» der Gottheit
jemals anders herbeizuführen vermag. Dann aber ist
sein erdenmenschliches Bewußtsein ihm längst ent‐
schwunden, wie ein Traum, der sich selbst entschwand.
Er ist zwar «gerettet», aber sein Leben auf dieser Erde
mit all seinem Trachten, seinem Glück und seiner
Mühsal ist auf ewig ihm unerinnerbar geworden, er
hat den Preis des Siegers, die Erweiterung des Bewußt‐
seins Dessen, der die äußeren Reiche göttlicher Selbst‐
offenbarung durchlaufen hat, für sich nicht erlangt!
ML 293-294
Der Menschengeist, der sich in dem ungestüm hei‐
schenden «Tiere» der Erde selbst verloren hat, bleibt
dennoch für alle Zeit seiner geistigen Urheimat ver‐
bunden, auch wenn er nicht darum weiß.KM 83 Nur wenn der einzelne erkennt, daß er sich selber
Schaden zufügt, wo er anderen um seines Vorteils
willen Nachteil schafft, wird alle Fehlwirtschaft, die
heute ganze Völker zu entkräften droht, verschwin‐
den.GFr 93
199 Brevier
So sehr auch die Kräfte im physischen Universum ge‐
geneinander wüten in ihrem Selbstbehauptungsdrang,
so kennt Natur doch keinen «Haß».LG 190 Es ist töricht, den menschlichen Haß dem Instinkte der
Tiere zu vergleichen, die andere Tiere zu vernichten
streben, weil sie, ‒ wie jede Form, in deren Darstel‐
lung sich Urseinselemente erleben, ‒ allein nur sich
selbst behaupten wollen.LG 190 Ihr ruft noch: «Krieg dem Kriege!» ‒ doch ich rate
euch, lieber zu rufen: «Verachtet sei hinfort der Haß!»
Nur wenn der Haß verächtlich wird, kommt auch die
Zeit, die euch den Krieg verachten lehrt.LG 193 Gegensätze und Wettkämpfe zwischen Grund und Ge‐
gengrund entwickeln mancherlei Kräfte und fördern
fließendes Leben, doch müssen sie wahrlich nicht zum
Kriege führen, so wenig wie jemals der Sieger im Spiel
seinen überwundenen Gegner erschlagen muß.LG 195 Ein jeder Erdenmensch, der den Haß in sich zu ver‐
nichten sucht, führt damit den einzigen «gerechten»
Krieg, den Krieg, der Menschenmordkriege einst un‐
möglich machen wird.LG 195 Doch auch der Mordkriege endliche Überwindung
durch den Menschengeist kann nicht bewirken, daß
sich die Gegenkräfte, die in aller physischen Natur am
Werke sind, zu gleicher Strebensrichtung einen könn‐
200 Brevier
ten; denn solche Einung wäre die Vernichtung dieses
ganzen äußeren Universums.LG 196 Je mehr du erkennst, daß all dein Hassen nur das Ge‐
haßte nährt, desto eher wirst du dich dem Hasse ent‐
winden. Wenn du wirklich willst, daß ein Verderb‐
liches sich in sich selbst verzehrt, dann brauchst du
ihm nur deine Liebe völlig zu entziehen!WdL 29 Billig, wertlos und eitler Tand fürwahr ist alles, das
ohne Kampf erreichbar sich zeigt.WdL 45 Noch keiner hat jemals den wahrhaften Frieden sich
erkämpft, der nicht den Willen in sich trug, den
Kampf nur als Sieger zu beenden.WdL 49 Arm ist, wirklich bettelarm, und wenn er über alle
Schätze der Erde verfügte, wer die unerschöpfliche
Verstärkungsmöglichkeit aller seiner Kräfte nicht
kennt, die in der Fähigkeit zur Arbeit ihm gegeben ist.
Tr 39
So «einförmig» auch, so «geisttötend» dir deine Arbeit
erscheinen mag: werte sie nicht vor dir selbst noch
mehr herab, dann wirst du entweder entdecken, wie
du sie aus ihrer Eintönigkeit erlösen kannst, oder du
wirst den gleichen «Handgriff» stets mit neuem Be‐
wußtsein tun, so daß dein Geist der gleichen Sache
tausend neue Seiten abgewinnen wird.HZ 79
201 Brevier
Du kannst ungeahnte geistige Kraft aus jeder Arbeit
schöpfen, die du so zu tun weißt, daß kein anderer
sie besser leisten könnte!HZ 77-78 Steht deiner Arbeit Aufeinanderfolge in deiner freien
Wahl, dann wähle zuerst, was dir am meisten wider‐
strebt, und suche es zu lieben!HZ 80 Es ist viel leichter, seines Alltags Pflichten zu verach‐
ten, als sie zu erfüllen.HZ 77 Bezwinge deine Abneigung, und du wirst auch der
ödesten Arbeit überlegen sein; sie wird dir Freude
bringen durch die Art ihr zu begegnen!HZ 80 Du darfst deine Arbeit niemals nur als Mittel betrach‐
ten, das eben gebraucht werden muß, um das zu erlan‐
gen, was deines Lebens Notdurft erheischt!HZ 80 In der gutgetanen Arbeit selbst liegt ihr höchster Wert
beschlossen, den dir keiner vorenthalten, den dir kei‐
ner rauben kann. Der weiß noch nichts vom Segen der
Arbeit, der seine Arbeit nicht lieben lernte. Der wird
den Segen der Arbeit niemals genießen, der sich ein
Glück erträumt, dem die Arbeit fehlt!HZ 81 Wer arbeitsfähig ist und nicht die Arbeit, als die
Selbstdarstellungsweise seiner Seele, liebt, der ist noch
weit davon entfernt, sein übererdenhaft bedingtes Sein
in sich zu ahnen.GFr 92
202 Brevier
Es fehlt auf dieser Erde nie an Arbeitsmöglichkeit,
hingegen fehlt es allzusehr an Menschen, die sich je‐
der Arbeitsmöglichkeit bequemen wollen.GFr 90 Jeder trägt in sich die Macht, auf irgendeinem Tätig‐
keitsgebiet, das ihm wahrhaft entspricht, Vollkomme‐
nes zu leisten.GFr 102 Vielleicht kannst du in kleinem Rahmen Allerbestes
leisten, während du vergeblich dich bemühst, im Wett‐
bewerb mit denen zu obsiegen, die von Natur aus
schon zu weitaus Größerem befähigt sind. Unzählige
erleiden Schiffbruch, weil sie zwar ein gutes, aber all‐
zu kleines Boot besitzen, um damit den Ozean zu
überqueren, und doch dem Ehrgeiz nicht gebieten
können, der sie verleitet, sich aufs hohe Meer zu wa‐
gen.GFr 100-101 Wird Arbeit «schlecht bezahlt», so ist das immer nur
ein Zeichen, daß gerade dieser Arbeit ein zu großes
Angebot von Arbeitswilligen verfügbar bleibt, und
jeder, der sich weiterhin darauf versteift, nur eben
diese Art der Arbeit weiterhin zu leisten, obwohl sie
längst genug der Köpfe oder Hände fand, wird nur
zum Schädling für die hier bereits Beschäftigten, ob‐
gleich er selbst dabei auch nicht das mindeste gewinnt
und sich nur selber seinen Weg verbaut.GFr 89 Nur Arbeit um der Arbeit willen: ‒ Arbeit, die das
höchste Resultat erstrebt, kann jenen ersehnten allge‐
203 Brevier
meinen Wohlstand schaffen, der niemals zu erreichen
ist, solange Arbeit noch wie ein lästig Notwendiges
nur erduldet wird.HZ 83 Es mag das Tun eines Menschen ihm selbst auch noch
so alltäglich erscheinen, so kann er dennoch sicher
sein, daß es auf irgendeinem Umweg in den höchsten
Werken der mit ihm Lebenden zutage tritt, und wie‐
derum sind die Werke der schöpferischen Geister, mö‐
gen sie auch aller Alltagssorge weit entrückt erschei‐
nen, die einzige Gewähr dafür, daß ein Kulturkreis
sich erhält und allen, auch den Kleinsten, gutgelohnte
Arbeit bieten kann.Tr 43-44 Niedrigste Arbeit hier auf Erden kann dir ungeahnte
Kräfte für dein späteres Leben auf der geistigen Seite
der Welt zuströmen lassen, wenn du das dir Übertra‐
gene nur in treuester Pflichterfüllung, freudig und
nach besten Kräften also ausführst, als sei der Bestand
des ganzen Weltalls allein von der Güte deiner Ar‐
beitsleistung abhängig.J 51 Es muß Fehlwirtschaft ergeben, wenn der Staatshaus‐
halt Unzählige, als Helfer der Verwaltung, einer pro‐
duktiven Tätigkeit entzieht, der sie sehr wohl gewach‐
sen wären.GFr 80 Kein großes Werk echter Kunst ist hier auf Erden je
entstanden, ohne die Schöpferkraft der Liebe, die den
Formenden erfüllte.L 120
204 Brevier
Das vollkommene Kunstwerk ist eine Welt für sich,
und in dieser, seiner Welt ist nur das von Wert, was
wirklich erst durch das Werk zur Existenz kam.
RdK 69
«Schaffen» im künstlerischen Sinne ist nicht das Er‐
scheinenlassen einer Form aus dem Nichts. Künstleri‐
sches Schaffen ist: Organisieren.RdK 134 Der wahrhafte Künstler schafft immer eine neue Welt
aus seinem Innern, indem er die Bewegungen seiner
Seelenkräfte zu Formen sinnenfälligen Ausdrucks ge‐
staltet, auch wenn diese neue Welt der äußeren Er‐
scheinungswelt auf das Genaueste zu gleichen scheint.
RdK 137-138
Stil, als ein Lebendiges, entsteht ungewollt, sobald die
Triebkräfte eines Lebens in Harmonie zusammenwir‐
ken. «Gewollter Stil» ist ein Widerspruch in sich selbst.
Zu wahrhaftem Stil in der Kunst gelangen wir nur,
wenn jeder Künstler wieder in Ehrfurcht vor dem
Gott in seiner Brust zu seinem Handwerkszeug greift,
auf nichts bedacht, als seiner Seele Schöpfungsdrang
zu folgen und seine Mittel zu treuem Dienste am
Werk der lebendigen Gestaltung zu erziehen.
RdK 128-130
Ein jeder berufene echte Künstler ist ein Brücken‐
bauer, der das Reich der äußeren Sinnenwelt mit den
Gestaden des Übersinnlichen verbindet.RdK 142-143
205 Brevier
Ich will den «Künstler» in dir wecken, der aus dir ein
ewiges Götterbild gestalten kann.W 107 Wenn du dereinst mit deinem Gott in dir vereinigt
bist, wird all dein Leben nur ein Tun und Wirken, ‒
ja du selber wirst nur Tun und Wirken sein!
LG 129
Das Wissen um eine Lehre, die zum Leben führt, wird
erst dann zum Heil, wenn der also Wissende die Lehre
auswirkt in Leben und Tat.MyG 200 Alles Glück der Erde ist ein Glück des Schaffenden,
sei es, daß er in sich das königliche Reich der Liebe
schaffe, sei es, daß sich sein Werk aus dem Geist ge‐
stalte, sei es, daß materielle Werte seinem Schöpfer‐
willen in Materie Gestaltung geben.Gl 3 Auch hier und jetzt bist du mitten in der Ewigkeit,
und was du jetzt dir nicht zu schaffen vermagst, wird
dir kein Gott in aller Ewigkeit verschaffen können.
Gl 7
Jede Kraft wird nur entwickelt durch Betätigung.
LG 226
Keine Vorstellung ist zu phantastisch, um nicht noch
immer hinter der Wirklichkeit zurückzubleiben, will
sie sich ein Bild jener Wirkungen gestalten, die durch
ein rapid vermehrtes Glücksempfinden auf dieser Erde
bis in die entferntesten Räume der Sphären ausgelöst
206 Brevier
werden können. Glück ist die Befriedigung des Schaf‐
fenden in seiner Schöpfung.Gl 84 Wüßte man, was der Wille des Menschen wirklich
vermag, dann wäre bald auf dieser Erde eine Zahl der
Glücklichen zu finden, weit größer, als sie selbst der
kühnste Träumer zu erhoffen wagt, der alle Glückes‐
möglichkeit vom Siege seiner Weltverbesserungs-Ideen
abhängig glaubt.Gl 11 Willst du dein Glück dir schaffen, dann wisse, daß du
Mittel und Wege finden wirst, deine Schuld an die
Menschheit in einer dir genehmen Weise abzutragen,
sobald du erst wissen wirst, was du wirklich noch zu
bezahlen hast!Gl 23 Ein jeder aus euch zahlt eine Schuld von Äonen her
zurück, wenn auch nur eine Seele durch ihn zum Ziele
geleitet wird.LG 341 Es gibt kein Erdenwirken für den Menschen, das nicht
der Liebe hohe Schöpferkraft aus seiner Enge Fessel
lösen könnte.L 121 Wirkliche Freiheit tritt nur klar und bestimmt in Er‐
scheinung; denn sie bedarf gefestigter Form. Nicht in
Form gefaßt, würde sie sich selbst aufzehren. Form
ist Ausgleich zwischen allem «Zuviel» und allem «Zu‐
wenig».GFr 13
207 Brevier
Wo noch der Zwang vonnöten ist, «Autorität» zu
stützen, dort ist zu fragen, ob denn wirklich noch
Autorität bestehe oder nur ihr Spottbild, das sich
zwänglich zu erhalten strebt? Autorität ist nur zu
gründen auf in Freiheit dargebotenes Vertrauen.GFr 49 Wer sich abkehren will von der «Fata Morgana» al‐
lerwärts wechselnden, wesenlosen Scheines der Frei‐
heit, wer endlich das Kennmal wirklicher Freiheit er‐
fahren will, dem wird es aufleuchten in ungeahnter
Helle, sieht er die Menschen der Vorzeit ihre Götter:
‒ die Freiesten der Freien, ‒ unterordnen der Notwen‐
digkeit. Es ist noch keiner wirklich frei geworden, den
die Notwendigkeit nicht «freigesprochen» hätte.
GFr 19-21
Dort, wo wirklich reine Wissenschaft betrieben wird
und nicht nur Götzendienst vor ihren Dienern, dort
ist noch immer weitaus mehr Gewähr für sichere Er‐
kenntnis dargeboten, als jemals jene wilden Wüsten
darzubieten haben werden, in die sich urteilslose Ei‐
genbrötelei durch das Gespenst der Freiheit allzu
leicht verlocken läßt.GFr 176 Sicherer Halt ist immer zugleich Widerstand.MyG 23 Alles, was du «Zufall» nennst, ist wirklich ein Dazu‐
gekommenes, ein dem kausalen Ablauf des Geschehens
Zugefallenes, aus dem dir unzugänglichen Bereich der
unsichtbaren Welt.A 29
208 Brevier
Strebst du bedenklichen Dingen zu, dann wird dir der
«Zufall», gelenkt durch die niederen Intelligenzen der
unsichtbaren physischen Welt, alsbald die Wege eb‐
nen, die dich zu Schuld und Frevel führen, und jeder
Tag wird dir neue, ungesuchte Versuchung bringen.
Bist du jedoch bereits auf dem Wege zum Geiste ange‐
langt, so wirst du auch da auf Schritt und Tritt dem
«Zufall» begegnen, doch hier gelenkt von den hohen,
liebenden Führern aus der Geisteswelt, die dir auf
solche Weise gar manches nahezubringen wissen, des‐
sen du auf deinem Wege, hier in der Außenwelt, für
dein geistiges Entfaltetwerden bedarfsi.A 33 Im Äußeren mußt du dich behaupten lernen, soll das
Äußere dir nicht zur Fessel werden!WdL 21 Du wirst nicht «gerichtet», sondern richtest dich selbst
durch die Benützung dessen, was deiner Macht auf
Erden untertan ist.SdD 149-150 Bist du ein armer Bettler, so darfst du sicher sein, daß
das, was du aus deiner Armut wirken wirst, gewiß
nicht geringeren Wertes ist, als die Großtaten eines
Reichen, ‒ doch lebst du im Reichtum, so wird dein
Erdenwirken nur insoweit geistig gelten, als es eben
diesem Reichtum angemessen ist.SdD 150 Alles, was auf dieser physisch wahrnehmbaren Seite
der Welt gedacht, empfunden und gewirkt wird, übt
eine stete Wirkung aus in die «jenseitige» Welt. Die
209 Brevier
Früchte aller Werke der Tat, die der Mensch hier im
Irdischen erstehen läßt, bleiben ihm erhalten, weit
über den Tod hinaus, auch wenn seine Werke auf Er‐
den nur physischen Zwecken dienen.J 50-51 Noch sind nur Seltene sich der Verantwortung be‐
wußt, die sie für jeden leisesten Gedanken, jedes Wort
und jede Tat in dieser Außenwelt zu tragen haben.
Die Allermeisten wissen nicht ‒ und manche wollen es
nicht wissen ‒ daß Worte und Gedanken für die Wir‐
kung in das Innere des Menschen fast gleichen Wertes
sind wie die vollbrachte Tat.KM 76 Du mußt als Mensch der Außenwelt, in die du nun
einmal geboren bist, zu wirken trachten Tag für Tag,
wie alle äußere Natur stets wirkt und immer neue
Formen bildet, wenn du den Willen also in dir stäh‐
len lernen willst, daß deiner Seele Kräfte ihm gehor‐
chen können!LG 80-81 Niemals wird mehr von dir verlangt, als was du wirk‐
lich leisten kannst, ohne Pflichten, die aus deinem
äußeren Dasein sich ergeben, zu versäumen.SdD 152 Du wirst aus dem, was dir übergeben ist, auch deinen
gerechten Beitrag leisten müssen, um das Kapital des
Geistes hier in dieser Sichtbarkeit zu mehren! Es han‐
delt sich keineswegs etwa darum, dein Hab und Gut
zu verteilen, aber aus dem, was du besitzest, ergibt
sich, was du darbieten kannst, um Geistiges in dieser
210 Brevier
Erdenwelt zu verankern, wie auch nach gleichem
Maße das Maß deines dir übertragenen, dich verpflich‐
tenden Wohltuns sich bestimmt.SdD 150-151 Ferne stehen mir die selbstsüchtig-ängstlichen «Kinder
dieser Welt», die immer nur erfahren wollen, was
ihrer einst wartet, statt immer so zu handeln, daß nur
das Beste ihnen zum Erbteil werden kann.SdD 145 Sinnlich wahrnehmbar ist das Leben in allen seinen
Regionen, auch wenn die Art der Sinnesorgane sehr
verschieden ist.J 67 Wie das ganze physische Universum sich nur darstellt
als Wirkung physischer okkulter Kräfte, so stellen
sich auch die geistigen Welten nur dar als Wirkung
real geistiger okkulter Kräfte, und diese wieder sind
‒ für sich betrachtet ‒ nichts anderes, als das Reich der
flutenden Seele, das zwischen physischer Weltdarstel‐
lung und geistiger Erscheinungswelt mitteninne liegt.
MyG 135-136
Ewig im letzten Sinne: ohne Anfang und ohne Ende,
ist der «Weltentag», ewig zu gleicher Zeit die «Wel‐
ten-Nacht»!W 39 Irrige Spekulation hat sich zu der Anschauung ver‐
stiegen, als sei alle irdische Zeit vor einem ewigen
Auge stete Gegenwart. Wohl ist auch die fernste Zu‐
kunft in der Gegenwart enthalten, aber auch ewigem
211 Brevier
Auge noch nicht gegenwärtig, sondern nur erschaute
Folge gegenwärtigen Geschehens.OR 128-129 Einfach wie der Urgrund sind die letzten Geheimnisse
der Natur.LG 309 In allen Reichen des Kosmos, ob sie den physischen
oder den geistigen Sinnen sich erschließen, herrscht
das System der «Hierarchie», herrscht Unter- und
Überordnung, und immer kleiner wird die Zahl der
wirkenden Gewalten, je weiter ihre Macht und ihre
Wirkung reichen.M 133 Alles Leben im Kosmos ist die Wirkung polarer Ge‐
gensätze, ist Austausch zwischen polar entgegenge‐
setzten Kräften.Gl 46 Wer da den Reichtum vernichten möchte, um der Ar‐
mut zu helfen, der hat noch nicht erkannt, daß auch
Armut und Reichtum einander brauchen, wie jeder
Pol seines Gegenpoles bedarf. Wer der Armut wirk‐
lich helfen will, der muß den Reichtum wollen.Gl 46 Irrig ist es, anzunehmen, daß die Armut, deren die
Menschheit ebenso wie des Reichtums bedarf, stets
nahe an Mangel grenzen müsse, um des Reichtums Ge‐
genpol zu sein.Gl 50 Keine Theorie wird je die Tatsache aus der Welt zu
schaffen vermögen, daß jedes Volk seinen wirklichen
212 Brevier
Wohlstand verliert, bei dem die «Goldwährung» auf‐
hört, de facto zu bestehen. Es ist nötig, daß das Gold
von Hand zu Hand geht, daß auch die weniger be‐
güterten Kreise es noch als Schmuck tragen und an
seinem Umlauf teilnehmen, soll ein Volk wirklich ge‐
deihen und nicht nur gerade noch «vegetieren». Es ist
ein Fehler, den Umlauf des materiellen Goldes aufzu‐
heben, und dieser Fehler muß sich unter allen Um‐
ständen bitter rächen. Wohlstand und Lebensenergie
werden in gleicher Weise schwer gefährdet durch die
aus guter Absicht erfolgte Einziehung des im Umlauf
befindlichen Goldes, sobald diese Auslaugung des Gol‐
des aus dem Alltagsleben längere Zeit währt!
OR 51-52
213 Brevier
ZIEL
Die geistige Vollendung verlangt den ganzen Men‐
schen. «Körper» und «Seele» sind bei der Erstrebung
dieser Vollendung niemals getrennt zu empfinden. Es
gibt kein «Körperliches», das nicht zugleich ein «See‐
lisches» wäre.J 179 «Er-lösung» kann ein Einzel-Sein nur finden, wenn es
im All-Sein sich erlebt, erlöst von allem anderen «Ein‐
zel-Sein». «Er-lösung» wird euch darum nur, wenn
ihr in eurem «Ich», im «Ich», das ewig euch erhalten
bleiben soll, empfinden lernt, daß alles «Ich» sich nur
in diesem, eurem «Ich» euch gibt, euch ewiglich sich
selbst ergibt: ‒ sich selbst vereint. In euch, im «Ich»
der Ewigkeit, ist alles «Leben», und in diesem Leben
findet ihr allein die wahrhaft «Ewigen», die ewig Le‐
benden.LG 289 Soll diese Erdenmenschheit einst zu der Vollendung
kommen, die ihr auch hier in dieser «Außen»-Welt
schon werden kann, dann wird allein die wahre Ehe
dieses Wunder wirken müssen: die Ehe, die sich selbst
in Freude zu vollenden weiß.E 104 Gott lebt in der Freude, nicht im Leid. Des Leides
Sklaven schufen sich den «leidenden» Gott. Dein Leid
215 Brevier
sollst du dir dienstbar machen, damit es deiner Freude
Knecht und Helfer werde!KglK 173 So verlangt es der Wille zur Freude: Freude ohne Ent‐
täuschung, Freude ohne Unterlaß, Freude ohne ein
Ende!KglK 187 Alles, was Leid war an dir, soll, wie der Schorf ver‐
narbter Wunden, abfallen von dir und nicht mehr
dich entstellen. Du sollst dir selber als Freude zu Be‐
wußtsein kommen.WdL 76 Trachte mit heiterer Freude und in stiller Gelassenheit
danach, dich in dir selbst voll Ruhe zu behaupten,
und wende dein Auge ab von allen inneren Bildern,
die dein aufgereizter, noch nicht selbstgeeinter Sinn
dir zeigen möchte!LG 80 Die «Natürlichkeit» des Ewigen ist keineswegs gleich‐
bedeutend mit Formlosigkeit, und jeder, dem es gleich
gilt, ob er die Form ‒ wo immer es sei ‒ erfüllt oder
verletzt, muß sich klar darüber werden, daß er sich
selbst damit allem wirklichen Ewigen gegenüber iso‐
liert, das Form auf allen Wegen will und nur denen
sich in ihrem Innersten offenbart, die sich im Inner‐
sten wie im Äußeren zum Gefäß des Göttlichen zu
formen trachten.HC 255-256 Dein Weg zu dir selbst ist ‒ dein Weg zu Gott!
LG 109
216 Brevier
Der einzige Weg, der in die zu jeder Zeit «ewige»
Wirklichkeit führt, ist ein Weg des Werdens, nicht
bloß des Erkennens.Br 50 Erhobenen Hauptes gehe deinen Weg und wisse, daß
du am besten stets behütet bist, wenn du dir selbst
vertrauen kannst!LG 141 Am Beginn des Weges zum Tempel der Ewigkeit muß
der «Glaube» stehen, denn «Wissen» kann dem nur
werden, der das Endziel des Weges in sich erreichte.
J 108
Im Glauben ist euch eure höchste Kraft gegeben, weil
ihr durch den Glauben Mächte euch zu Dienern ma‐
chen könnt, die urgewaltig wirken, wo sie durch den
Glauben frei von ihren Fesseln werden.ML 36 Der Glaube an sich selbst ist der einzig wirksame
Wille zu Gott, und dieser formgebende Wille allein
errichtet «das Bildnis dessen, was er werden soll», im
Innern des Suchenden. Nach diesem Bildnis wandelt
sich dann der unsichtbare geistige Organismus des Su‐
chenden dergestalt um, daß er mehr und mehr des
Findens fähig wird.WmS 101-102 Nur einer, der sich selbst vertraut, ist des rechten dy‐
namischen Glaubens fähig: ‒ steht im Willen zu seiner
Erlösung, entwunden dem bloßen Wunsche. Nur der
217 Brevier
dynamische Glaube: ‒ dieser Glaube, der Kraft ist
und Kraft aus sich erzeugt, ‒ kann die innere Sicher‐
heit geben, die jeder besitzen muß, der den Weg in den
Geist beschreiten will.WmS 104-105 Wenn der «selig» wird, der da «glaubt», so wird er es
wahrlich nicht, weil er irgendeine metaphysische
Lehre für richtig hält, sondern weil er aus dem «Glau‐
ben», aus der Kraft des «Namens» lebt, der das Wort
ist, das «bei Gott» und das da «Gott» ist.
MyG 130-131
Erfülle dein Herz mit wahrer, echter, lauterer Fröm‐
migkeit! So nur wirst du deinem Dasein ewig gülti‐
gen «Sinn» verleihen.SdD 144 Wer das wirkliche «Beten» lernte, der wird fortan zu‐
allererst für alles beten, was auf Erden Mensch wer‐
den will und Mensch zu sein sich müht: ‒ was unter
der Tierheit leidet und was die Tierheit zu bändigen
sucht. Dann erst wird der Betende an bestimmte Men‐
schen-Gruppen denken dürfen, danach an seine
Freunde und Anverwandten, sodann an seine engste
Familie ‒ und zuallerletzt auch an sich selbst!Geb 93 Man muß mit seinen philosophischen und theologi‐
schen Findungen zu Ende gekommen sein, bevor man
den Weg in das ewige Wirkliche findet, auf dem einer
desto eher zum Ziel gelangt, je weniger er mit Erdach‐
tem bepackt ist.Br 49
218 Brevier
«Avidyâ», d.i.: Nichtwissen, nennt östliche Weisheit
mit Recht eine «Schuld»; denn dein eigener Wille nur
vermag es, dir die Pforte zur Erkenntnis zu versper‐
ren.J 114 Aus eigener Willenswahl, durch deinen Glauben an
die Nacht, bist du zu einem Traum der Finsternis ge‐
worden. Nun sollst du deine Finsternis, in gleicher
Weise, durch den Glauben an den Tag erhellen, damit
Licht in dir werde und dein Traum ein Ende finde.
KglK 42
Zerstöre die falschen Götter, willst du dem Einzigen,
Ewigen nahen: ‒ deinem lebendigen Gott! Dein Gott
ist in dir selbst, und nur in dir selber kannst du seiner
innewerden.KglK 19 Wer geistig im Dunkel bleibt, der hat noch nicht den
Willen zum Licht. Wenn du den Willen zum Lichte
in dir trägst, wirst du gewiß zum Lichte gelangen, ob
du ihm nun als Mensch der kühlen Vorsicht oder als
ein heiß Erglühender dich nahen magst.LG 215-216 Vergeblich wirst du aus dir selbst heraus versuchen,
deine höchste Form zu finden, solange du nicht willig
durch der Liebe Schöpferkraft dich wandeln lassen
willst!L 121 In der «irdischen» Liebe begehrst du noch, denn hier
will die Liebe den Gegenstand der Liebe; in ihrer
219 Brevier
«himmlischen» Form aber wird sie sich selbst zum Ge‐
genstand, so daß hier jedes Begehren dich verläßt. In
der «irdischen» Form ist stets ein Ver-langen, ein Da‐
neben-langen, ein Greifen nach außen und ein Heran‐
ziehen; in ihrer «himmlischen» Form jedoch wird sie
inneres Leuchten, ein Strahlen und Wärmegeben, ein
Überströmen aus dem Innern über alles Äußere.
L 65-66
Es muß dir nicht auf Erden «irdische» Liebe werden,
um zu der höchsten «himmlischen» Form der gleichen
Kraft zu gelangen!L 118 Höre! ‒ Entbrennen, Glühen, Leuchten, oder Verfau‐
len, ‒ eines davon ist dein Los!KglK 26 Leuchten wollen sollst du in dir selbst, auf daß du
deine Lichtesfülle erkennst, und erwachen sollst du
aus dem Traum der Finsternis!KglK 42 «Erleuchtung» heißt: Sichtbarmachen alles dessen, was
vorher im Dunkel lag und nicht zur Erkenntnis kam.
«Erleuchtung» heißt: alle Winkel im Hause deiner
Seele erhellen, so daß kein Versteck mehr bleiben
kann, in dem Giftkröten und Vipern dir begegnen
könnten. «Erleuchtung» heißt endlich: das Haus dei‐
ner Seele so mit Licht erfüllen, daß weit hinaus in die
Täler der Finsternis des Lichtes reine Strahlen sich er‐
gießen und alles Nachtgetier sich furchterfüllt zu sei‐
nen Höhlen wendet.WdL 94
220 Brevier
Du ahnst noch nicht, zu welcher Strahlungskraft du
gelangen könntest, wenn du dich selbst zur «Sonne»
wandeln wolltest, statt träge nur von anderen Sonnen
erwärmende oder stärkende geistige Strahlen zu er‐
warten.L 69-70 Du, der sich selbst erleben will, sollst hier die höchste
Freiheit finden! Die Freiheit, die deine Seele braucht,
wie deine Lungen Luft zum Atmen brauchen, kann dir
nur die Liebe geben, und ohne Liebe stirbt in dir der
Lebenskeim, aus dem du dir erstehen sollst zu einem
Wachstum, das in sich kein Ende kennt.L 7 Nur im Erleben ist die letzte Wirklichkeit zu fassen!
KM 61
Nur dort, wo das «Tier» verwandelt und vollkommen
dem Geiste geeinigt wurde, nur dort werden die Ge‐
heimnisse nicht mehr nur geahnt, sondern in klarem,
wachen, eigenen Erleben erlebt.KM 94 Frei ist nur, wer sich selbst befreit!LG 140 So fest auch Erdenfessel dich umfassen mag, so bleibst
du doch, in aller Bindung, frei zu weiser Wahl.
SdD 100
Der Anfang deines Weges ist hier auf Erden inmitten
des Alltags zu finden.Gh 213
221 Brevier
Verwechsle nicht die Lehre, die dir das Ziel zu zeigen
sucht und dich auf den Weg zum Ziele leiten will, mit
dem Betreten des Weges in dir selbst!HZ 9 Folge mir, und mit jedem deiner Schritte wirst du die
Kraft in dir wachsen fühlen, um bis zum Ziele auszu‐
harren. Schon nach den ersten Schritten wirst du ent‐
decken, daß dir auf meinem Wege nie der Trug be‐
gegnen kann!SdD 14 Ewiges Leben ist Ruhe und Tat. Ruhe und Tat sind in
ewigem Wechsel wie Ebbe und Flut im ewigen Meere
innersten Geschehens. Ewige Ruhe wäre wirklicher
Tod. Ewige Tat wäre wirkliche Verdammnis. Ruhe
und Tat in Freude vereinigt sind seliges Leben!
KglK 200
«Stillstand ist Rückschritt» sagt ein Sprichwort, aber
in Wahrheit ist Stillstand viel schlimmer als Rück‐
schritt, denn auch Rückwärtsschreiten kann zu neuen
Werten führen, die niemals der erlangt, der zu ge‐
mächlich oder auch zu eigensinnig ist, seinen «Stand‐
punkt» aufzugeben um des Suchens willen.LG 213 Du wirst das Leben dieser Erde dann erst richtig lie‐
ben lernen, wenn du dich auf deinem Weg zum Lichte
weißt.M 151 Willst du zum Lichte, so mußt du glauben lernen!
Glauben heißt Kraft entfalten, um höhere Kraft zu
222 Brevier
erwecken. Gläubige Worte allein schon können Kraft‐
entfaltung sein, aber in Worten allein sollst du nicht
glauben lernen. Glaube ist Wille! Nach deinem Glau‐
ben wird dir geschehen, wie du gewollt. Wie dein
Glaube, so sind deine Kräfte. Nur deine eigene Kraft
löst alle höheren helfenden Kräfte für dich aus.
KglK 17-18
Wenn du zum Lichte willst, lerne beten! Wenn du be‐
test, so bitte vor allem um Flügel! Siehe, es gibt Flü‐
gel, die höher tragen als Adlerschwingen. Um solche
_ Flügel bitte, wenn du beten willst. Ein jedes andere
Gebet wird Lästerung, wenn du in dir nicht zugleich
um diese Flügel bittest.KglK 18 Wer nicht bei jedem Fortschritt auf dem Wege see‐
lisch ruhiger und klarer wird, der geht nicht den rich‐
tigen Weg!LG 256 Wartet, bis ihr Herren in euch selber seid, auf daß
man euch draußen geben müsse, was ihr verlangt;
denn wenn ihr als Bettler hinauszieht, gibt man euch,
was man mag.KglK 127 Ist dir des Geistes Licht ein «Wert», für den du alle
deine Kraft zum Einsatz bringen willst, dann wirst du
sicher auch dem Lichte dereinst nahen können.LG 215 Strebe du danach, dein höchstes Ziel schon hier auf
Erden zu erreichen, aber ängstige dich nicht um jene,
223 Brevier
die es hier noch nicht erreichen konnten! Du kannst
ihnen jedoch auch deine Hilfe bieten, wenn du voll
lebendiger Liebe ihrer gedenkst. Sie alle werden einst
in ihrem Gott mit dir vereinigt sein.LG 246 Die Kraft des Glaubens schafft in dir erst die Mög‐
lichkeit des gewissen Wissens.WzG 24 Man «glaubt» in rechter Weise, weil man den «Glau‐
ben» hat, wie man lebt, weil man das Leben hat.
MyG 131
Erstrebe täglich und stündlich den hohen Zustand in‐
nerer Stille, mitten im Lärm der Außenwelt! Erfülle
dich mit gläubigem Vertrauen und halte dich frei von
aller Furcht!KglK 77-78 Das Meer wird drohen, dich zu verschlingen, und die
Wüste wird dir keine Nahrung geben, ‒ dennoch
darfst du nicht einen einzigen Augenblick in Zagen
und Zweifel stehenbleiben, sobald du den Weg zu dir
selbst und deinem Gott in dir einmal betreten haben
wirst.LG 65-66 In Liebe schreite dahin und frei von Furcht, doch
möge deine Liebe nie die Kräfte untergraben, die du
zum Widerstande brauchst!LG 139-140 Gib alles Fürchten und Vermuten auf, und selbst die
Sorge um dein Sein!W 21
224 Brevier
Löse die Furcht von deinen Schultern! Furcht hat
noch niemals ein großes Ziel erreicht.W 23 Wen Schuld und Sünde aus seiner Bahn zu werfen fä‐
hig sind, der ist nicht wert, den Preis des Siegers zu
erringen!LG 136 Ich rate gewißlich keinem, sich im Schmutz zu wäl‐
zen, aber ein jeder, der zum Ziele will, muß achtlos
werden gegen den Staub des Alltags und die kleinen
Flecken, womit er sein Gewand auf seiner Wanderung
bedeckt.LG 136 Bist du tief gefallen, wo du nicht fallen wolltest, so
erhebe dich eilends und vergiß, daß du jemals zu Fall
gekommen warst!LG 138 Wir wollen nicht hadern über der Anderen Torheit,
sondern selbst die Weisheit suchen.Gh 80 Ein humorloser Mensch ist gewiß niemals in Gottes‐
nähe, wenn er auch seiner Umgebung als reinster Of‐
fenbarer des Göttlichen erscheinen kann.HC 250 Erst dann ist die höchste Form des Lebens erreicht,
wenn alles Denken, Reden oder Tun bestimmt wird
durch das Wissen um die Wirkung in der unsichtbaren
Welt des physischen Geschehens, und weiter: durch
das Wissen um die Wirkung jeglicher Impulse auf die
eigene Geistsubstanz.KM 95
225 Brevier
Die Nützung des Augenblicks erhebt den Menschen
in Göttliche Lebensform!OR 132 Auch wenn du die höchste Form der Vollendung fän‐
dest, die ein Erdenmensch erlangen kann, und es wäre
die deine nicht, so hättest du umsonst gestrebt, dich zu
vollenden!LG 280 Du kannst nur allein für dich selbst dir höchste Er‐
kenntnis erringen, und doch wird dein Erkennen in
deinen Formen auch die Erkenntnis aller anderen spie‐
geln, die auf gleiche Art erkennen lernten.W 35 Ein Kleinod wartet deiner am erreichten hohen Ziele,
das keiner außer dir jemals besitzen kann!HZ 55 Dein hohes Ziel ist die Vollendung deiner selbst in
deiner geistgeborenen Erscheinungsform.HZ 58 Kein Gott kann dich erlösen, so lange du nicht in dir
selbst das hohe Ziel vor Augen siehst, das nur DU
SELBER bist, geeint mit deinem Gott!HZ 62 In dir wirst du, vereint mit deinem Gott, einst allen
bewußt vereinigt sein, die du umfassen kannst in dei‐
ner Liebe!LG 246 «Ich»-Bewußtsein ist das Bewußtsein, alles Seins «Mit‐
telpunkt» in sich selbst zu tragen.Gspr 104
226 Brevier
Ihr müßt erst einfach werden wie die letzten Dinge
selbst es sind, bevor sich das Einfachste euch ent‐
schleiert.LG 227 Erst nach vollendeter Rückkehr, vereinigt mit dem
«Worte», das «Gott» ist, schaut der Geistesmensch die
Gottheit, wie sie ewig ist und wirkt «von Angesicht
zu Angesicht», aber nicht von außen her, sondern in
sich selbst.ML 190 Auch die Lehre wird gegenstandslos, sobald man das
Ziel erreichte; denn nun ist alles, was sie erst in Wor‐
ten nahebringen mußte, ewige Gegenwart und jeder‐
zeit bewußt.A 47 Suche Gott nicht mehr in unendlichen Weiten und
nicht in einer unnahbaren Welt, hoch über allen Ster‐
nen! Solange du Gott noch suchst, ist dir dein Gott
noch nicht «gestaltet»!LG 124 Ihr sollt niemals innerliche Fragen stellen, bevor «die
große Stunde der Gewißheit» kam.LG 304 Niemals kannst du zu Gott gelangen, wenn du ihn
nicht findest, wie er ist ‒ in dir selbst!LG 109 «Advent», die Zeit der Vorbereitung, sei hinfort in
deiner Seele, denn siehe: du bist «Bethlehem», und in
dir soll dein König erscheinen, der allein dich er-lösen
kann!LG 125
227 Brevier
Suchet nicht, was euch nicht selber sucht!KglK 52 Der Wille des Geistes kann sich in dir nicht als dein
Gott «gebären», wenn du nicht tätig bist, als wäre
dein Gott schon vereint mit dir.LG 129 Der rechte Gottesdienst ist kein Bedienen der Gott‐
heit, kein Kult, in der Meinung zelebriert, damit der
Gottheit schuldigen Tribut zu entrichten, sondern ein
freiwilliges Darbieten aller Kräfte und Fähigkeiten
des Menschen, damit sie Diener des göttlichen Willens
werden.ML 275 Wohl dem, der die Kräfte des Erkennens noch zur
rechten Zeit in sich zu wecken weiß! Er wird sein
wahres Leben hier schon auf der Erde finden und sein
Unsterbliches schon hier im Sterblichen erkennen.
LG 231
Du wirst diesem Dasein wohl nicht anders einen
«Sinn» zu geben vermögen, als dadurch, daß du es
wach und bewußt als Teil deines ewigen Lebens zu
erleben suchst. «Sinn» hat dein Dasein wahrlich nur,
wenn es weiterzeugend wirkt und seine Früchte dir
erhalten bleiben für alle Ewigkeit.SdD 153 Beruf des Menschen ist es, sich selbst, soweit er Niede‐
rem zugehört, dem Höheren in ihm zu Dienste zu ge‐
ben. Nur so kann er sich zu ewiger Gestaltung schaf‐
fen, als individuelle Wesenheit.ML 158
228 Brevier
Du wirst erreichen, wonach du strebst, wenn du ‒
trotz aller Freude an der Außenwelt ‒ stets die Emp‐
findung in dir wacherhalten kannst, daß noch ein An‐
deres in dir lebt, das alles überragt, was je im Äuße‐
ren dir begegnen könnte, und daß du dieses «Andere»
selber bist!SdD 45 Empor gelangt nur, wer sich in sich selbst «empört»
und gegen alles Niedere zu stemmen weiß, das ihn in
seiner Niederung zu fesseln sucht.HZ 94 Wenn ihr euch selbst einmal erkennen werdet, dann
könnt ihr nur mit Grauen und mit Schaudern noch
der Tage euch erinnern, die ihr heute arglos und gar
leichten Sinnes lebt, als ob in ihnen alles Sein für euch
allein beschlossen wäre.LG 208 Das Reich des «ewigen Friedens», das so viele edle
Menschen in der Zeiten Folge heiß ersehnten, wird uns
Menschengeistern erst beschieden sein, wenn wir, ‒
nach diesem Erdenleben, ‒ uns erneut in jenem Lichte
finden, das alles ewig in sich eint, was einst mit ihm
vereinigt war.LG 196 Die nach dem inneren Lichte streben und nach dem
Frieden, den die Außenwelt nicht geben kann, müs‐
sen schweigen lernen.SdD 107 Wie sehr dein Schweigen deine Kraft erstarken läßt,
kannst du schon bald erfahren, wenn du nur eine
229 Brevier
Stunde lang ein Wort bezwingst, das immerfort sich
wieder auf die Lippen drängen möchte.SdD 118 Bist du mit einem Menschen im Gespräch verbunden,
so wird er nie gewahren dürfen, daß du dennoch über
Dinge, die zur Rede kommen könnten, schweigst,
noch darf ihm fühlbar werden, über was du schweigst,
soll nicht dein Schweigen allen Sinn verlieren! Auch
jenes unerzogene Schweigen bleibe dir fremd, dem
sich so manche hemmungslos ergeben, wenn ihnen,
mitten im Gespräch, Gedanken kommen, die geraume
Zeit zu innerer Erfassung brauchen!SdD 119-120 Alles Reden über irgendein Streben geistiger Art ist
ärgste Kraftverschleuderung, solange noch nicht wirk‐
lich erreicht ist, was Ziel des Strebens war!SdD 110 Aller Lehre gemeinsam war stets die Forderung des
Schweigens. Keiner hat jemals sein höchstes Ziel er‐
reicht, der nicht schweigen konnte.SdD 114 Du wirst einst erfahren, daß alles, was dein Verstand
dir bisher vermeintlich erhellen konnte, in Wahrheit
noch in tiefem Dunkel lag.WdL 95 Kulturhöhe, Wissen, Gelehrsamkeit, ästhetisches Ge‐
fühl, Kunstverständnis und Philosophie sind völlig
indifferente Dinge bei Erreichung letzter Wahrheits‐
erkenntnis.Gspr 7-8
230 Brevier
Wisse, daß es gleichen Wertes für deine Aufgabe ist,
ob alle Erdengelehrsamkeit dein eigen wurde, oder ob
du unter den Unwissenden der Geringste bist!LG 105 Während vergängliches Wissen stets nur ein Be-grei‐
fen, ein Er-fassen, ein Ent-decken, ein Er-finden, ein
Er-schließen ist, handelt es sich beim geistigen, ewig
bleibenden Wissen um ein Inne-werden!Gh 200 Suchst du die ewige Wahrheit als das allem Scheinen
entrückte «Sein», so wirst du unterscheiden lernen
müssen zwischen diesem tiefsten, quellenden Urgrund
alles «Wahren» und den unzähligen Wahrheiten, die
ihm ewiglich neu und gar wechselbereit entströmen.
Siehe: ‒ ein jeder Erdenmensch trägt alle unendlich‐
fältigen Formen der Wahrheit verhüllt in sich selbst,
aber nur eine dieser Formen kann sich in ihm entfal‐
ten, kann ihm Gewißheit und Bestimmtheit geben.
SdD 125
Wahr sein heißt nicht etwa: ‒ nur Wahrnehmungen
und Empfindungen registrieren, wie eine Maschine sie
aufzeichnen könnte!SdD 132 Es ist irrig, zu glauben, man sei schon wahr, wenn
man nur seine Rede frei von Lüge und Täuschungs‐
absicht hält!SdD 134 Besser ist es fürwahr, man kann dich eines Irrtums
oder eines Unrechts überführen, so nur dein Wille bei‐
231 Brevier
dem fernestand, als einer Unwahrheit gegen dich
selbst, auch wenn sie begangen wurde, um Irrtum und
Unrecht zu meiden.SdD 135 Wahrlich, nur wer ungeirrt durch das Lichtergefun‐
kel der Erde nach «Osten» blickt, der findet auf ho‐
hen Bergen lebendiges Licht!LG 28 Der Weg zum «innersten Osten» liegt gangbar vor
euch hingebreitet, und euer waches Wollen nur be‐
stimmt, ob man euch bald auf ihm gewahren wird.
Die Lande des «innersten Ostens» umfassen viele
Wohnstätten, und jedem ernstlich Suchenden wird
dort seine Wohnstatt zuteil, ‒ niemals eines anderen
Stätte.LG 260 Auch des Menschen höchstes Hochziel, das Erleben
der Vereinigung mit seinem «lebendigen Gott» voll
Kraft und Wirklichkeit, ist für ihn niemals erreichbar,
wenn er der Führung entbehren zu können glaubt, die
ewige Weisheit und Barmherzigkeit in Liebe für ihn
bestellte.MyG 168-169 Vertraue dem Leuchtenden, der dir zum geistigen Füh‐
rer wird in dir selbst, aber liebe in ihm allein das
Licht, das, ihn durchflutend, sich dir nahen will!
KglK 45
«Mystik» und die «Königliche Kunst» der wahren, im
Reiche wesenhaften Geistes allein als solche gewürdig‐
232 Brevier
ten «Eingeweihten» sind sehr verschiedene Dinge.
LG 44
Für einen, der die geistige Schulung durchlaufen
durfte, haben die Rätsel des Okkultismus allen Reiz
verloren!Gh 34 Der «Geweihte» lebt, bewußt seiner selbst, stets und
ständig in den drei Welten, die sich in der Welt der
Wirklichkeit vereinigt finden, als Welt der physischen
Materie, Welt der übermateriellen, aber substantiellen
Seelenkräfte, und Welt des substantiellen, reinen Gei‐
stes.LG 45 Wer den Weg zum Geiste einmal in Wahrheit betreten
hat, dem werden alle mantischen Künste völlig ent‐
behrlich sein, denn ihm wird von alledem, was er
durch mantische Kunst erfahren könnte, stets auf gei‐
stige Weise gerade so viel zuteil werden, wie er
braucht, um seinen Höhenweg sicheren Fußes weiter‐
schreiten zu können.OR 100 Weil ihr «Außen» ein «Innen» wurde, dein «Innen»
aber noch mit deinem «Außen» ringt, darum findest
du keinen Weg zu denen, die du «die Toten» nennst.
KglK 198-199
Richtig und froh auf der Erde zu leben versteht erst
der Mensch, der den Zustand der Bereitschaft zu ster‐
ben, täglich und stündlich willkürlich in sich zu er‐
233 Brevier
zeugen vermag, frei von jeglicher Furcht und von je‐
der Traurigkeit. Wer die Kunst des Sterbens auf solche
Weise übt, der weiß fortan, daß es für ihn leicht wer‐
den wird, wirklich und unwiderruflich zu sterben,
auch wenn der Tod ihn gänzlich unerwartet treffen
sollte.J 26 Das Wesentliche der Kunst des Sterbens besteht darin,
daß man jederzeit, inmitten von Zukunftsplänen und
regester Tätigkeit, bei blühender Gesundheit und fri‐
schester Kraft, in fröhlicher Heiterkeit und sicherer
Zuversicht bereit ist, das «andere Ufer» für die Dauer
zu betreten, ohne die Möglichkeit einer Rückkehr.J 25 Erlösung vom Zuviel, Ergänzung des Zuwenig: nichts
anderes ist in Wahrheit der «Tod», der unser Unsicht‐
bares aus dem Sichtbaren löst. Nicht mehr gehemmt
durch sichtbare Formen, werden wir dennoch auch in
der Sichtbarkeit leben und wirken: ‒ ein Jeder als
Ganzes, bewußt seiner selbst nun aus dem allewigen
Ganzen.KglK 198
234 Brevier